Mein Pass hat inzwischen eine gute Menge Ein- und Ausreisestempel von
Argentinien und Chile abbekommen. Meine Reiseroute der letzten Zeit liest sich
in ungefähr so: argentinisches Patagonien - chilenisches Patagonien - um die
chilenische Seite Feuerlands herum - argentinisches Feuerland - chilenisches
Feuerland - und zum Abschluss dieses Hin und Her über die Grenzen bin ich auf
meiner letzten Trekking-Tour noch einmal spontan einen
guten Kilometer über argentinisches Staatsgebiet gelaufen (und das diesmal ohne
Stempel im meinem Pass!).
Der Grund dafür ist einfach: Auf dem Landweg, kommt man
weder in Chile noch in Argentinien in den extremen Süden des jeweiligen Landes,
ohne dabei nicht durch das andere Land zu müssen. In Chile gibt es einfach
keine Strassen über Gletscher und Fjorde (einzige Alternative zu einer mehrtägigen Reise in miesen Bussen über Argentiniens Schotterstrassen wäre neben dem Flugzeug eine 4-tägige Fährfahrt - was ich dann auch
gemacht habe) und in Argentinien gibt es keine direkte Verbindung nach
Feuerland. Lustig ist, dass überall in Argentinien Kilometermarkierungen am
Straßenrand zu finden sind, die die Entfernung von Buenos Aires aus messen. In
Feuerland wurden dabei aber die knapp 500 km, die man durch Chile fährt,
schlicht unterschlagen.
Was mich zu meiner letzten Trekkingtour führt (und zu einem etwas
längeren Ausschweifen): Normalerweise sind die Chilenen etwas pingelig, wenn es
um Karten mit Grenzverläufen geht. Könnte daran liegen, dass sie mit so
ziemlich allen Nachbarn in irgendeiner Weise im Clinch liegen, was die Grenzen
angeht. Prinzipiell muss jede topografische Karte des Landes auf der
Grenzverläufe eingezeichnet sind, von offizieller Stelle abgesegnet werden. Im
Süden, genauer gesagt im südlichen Eisfeld, gibt es dann jeweils ein großes
Viereck südlich des Fitz Roy, mit einem Sternchen und der Erklärung, dass man
sich mit Argentinien auf keinen Grenzverlauf einigen konnte und es deshalb
zunächst keine Grenze gibt (das hatte damals der Papst vermittelt). Die
Argentinier sind auf ihren Karten weniger genau und zeichnen dort einfach eine
Grenze ein.
Nun gab es da im Nationalpark Villarica ein Problem: Eine längere
Trekkingroute verlief leider genau über die Grenze hinweg, einen Kilometer
durch Argentinien, um dann auf einem Pass wieder heimlich, still und leise nach
Chile zurückzuführen. Nun konnte natürlich auf der offiziell beglaubigten Parkkarte
schlecht zugegeben werden, dass man durch Argentinien muss. Genausowenig konnte der Grenzverlauf anders eingezeichnet werden. Also wurde auf der
Karte nicht der wirkliche Verlauf der Route eingezeichnet, sondern der Weg ohne
Rücksicht auf Höhenlinien, existierende Klippen und kleinere Vulkankrater fein
säuberlich an der Grenze entlang gezeichnet. Beim Vergleich von Karte und Wirklichkeit
habe ich mich spontan dazu entschieden, den Weg entlangzulaufen, querfeldein
und Grenzen Grenzen sein zu lassen. Auf einer anderen Karte ist auf dem
argentinischen Stück übrigens einfach gar kein Weg eingezeichnet.
So sehr ich die Landschaft von Patagonien und Feuerland liebe, das notwendige Hin und Her
von einem Land ins andere ist leicht nervig. Bei der Einreise nach Chile darf
man weder Obst noch Gemüse oder Fleisch in frischer Form mitnehmen, man
fürchtet u.a. das Einschleppen von Tierkrankheiten und Ungeziefer, für die die Berge sonst eine schöne Barriere sind. Auf längeren Busfahrten
hat man ein Problem was das Essen angeht und muss kurz vor der grenze noch schnell den letzten Rest Käsebrot, Apfel und Tomate futtern, sonst landet es im besten Fall in der Tonne (im schlechteren muss man sogar noch Strafen zahlen). Tee ist zudem nur in einzeln verpackten Teebeuteln gestattet.
Ausnahme ist Mate, da würden die Argentinier auch keinen Spaß verstehen. Holz
ist auch nicht erlaubt und prinzipiell gibt es an jedem Grenzübergang eine
längere Liste mit Dingen, die man mitnehmen darf und Dingen, die verboten sind.
Und daneben steht meist irgendein Reisender und diskutiert mit dem
Grenzbeamten, was immer ein Fehler und immer sinnlos ist. Chilenische
Grenzbeamte sind sehr (um nicht zu sagen preußisch) genau, was das Einhalten
von Vorschriften betrifft und prinzipiell haben sie Recht (was jetzt nicht nur für Chile gilt).
Nun gut, die
Zeiten chaotischer Grenzübergänge sind vorbei, daher auch meine etwas längeren
Ausführungen zu diesem Thema.