Warum genau ich in den Chaco wollte, weiss ich auch nicht, aber einmal durchfahren, das musste sein.
Also mit dem Bus über die Grenze, Drogenkontrollen bei 40 Grad im Schatten (nur ohne Schatten, weil das Dach nur bei Regen benutzt werden darf), Passkontrollen in kleinen Holzhütten (mit Klimaanlage, die einem aber nur etwas bringt, wenn man drin ist, nicht wenn man davor wartet) und natürlich mit etwas Stress auf der bolivianischen Seite, weil der bei der Einreise von Hand geänderte Stempel natürlich nicht anerkannt wurde und sie der Meinung waren, ich sei zu lange im Land geblieben. Auch das liess sich aber mit etwas Überzeugungsarbeit meinerseits beheben.
Und dann der Chaco: Warum wollte ich nocheinmal hierher? 45 Grad im Schatten, nur, wie schon erwähnt kein Schatten, die Sonne brennt senkrecht vom Himmel, die Strassen sind nichts als Staub. Dann viel etwas regen, der erste seit 7 Monaten und die Strassen wurden zu Schlammlinien durch die "Grüne Hölle". Und mitten drin 3 Mennonitensiedlungen: Filadelfia, Loma Plata und Neuland/Neu-Halbstadt. Die Mennoniten, ursprünglich aus Norddeutschland und den Niederlanden sind von ihren Siedlungen aus Russland Ende des 19. bzw. Anfang des 20. jahrhunderts nach Paraguay gekommen und haben hier vom Staat umfangreiche Freiheiten bekommen: kein Militärdienst, freie Religionsausübung, deutsche Sprache, eigene Schulen, eigene Verwaltung... Praktisch ein religiöser Staat im Staate. Gesprochen wird platt, aber alle sprechen auch Hochdeutsch, die Kolonien werden inzwischen als Firmen geführt, mit eigenen Supermärkten, Fabriken, Elektrizitätswerken und Abgaben der Einwohner für die Wege und Schulen.
So traditionell wie die bolivianischen Mennoniten, die ähnlich leben wie die Amish in den USA, ist man hier übrigens nicht mehr, man trägt moderne Kleidung, hat Internet zu Hause und Mobiltelefone - und läd aus Deutschland kommende Reisende wie mich gern mal auf ein oder zwei Bier ein. Dann fängt jeder zweite Satz mit den Worten "Hier im Chaco..." an.
Zum Beispiel: "Hier im Chaco ist Wasser immer ein Problem, entweder gibt es zuviel, oder zu wenig." Was stimmt, mit mir zusammen kam der erste Regen seit 7 Monaten, ein wichtiges Ereignis, wenn die Menschen grösstenteils von der Landwirtschaft leben. Nur steht mit dem Regen meist auch gleich ein grossteil des Chaco komplett unter Wasser.
Was den Chacoi angeht: Es ist ein flacher Landstrich, ohne Hügel und Berge, im Hohen Chaco noch mit Bäumen und Büschen, dann nur noch Büschen und vereinzelten Kakteen und im Niederen Chaco sieht man fast nur noch Palmensavanne. Dazwischen viel Landwirtschaft und überall Rinder. Dazu viele Moskitos und Vögel, Indio-Dörfer und Mennoniten-Siedlungen.
Nun aber in kühlere Gefilde, in Asunción soll es nur noch 35 Grad heiss sein.