Nach ein paar Tagen im Süden Paraguays habe ich das Land verlassen, obwohl ich die Menschen so freundlich empfand, wie sonst selten bisher. Und die Tatsache, dass ich nur genau einen anderen Touristen getroffen habe (einen Italiener aus Ulm), war auch mal wieder ganz erfrischend.
Mein letzter Tag in Paraguay war in Ciudad del Este (die Stadt des Ostens), der wohl grösstens Shopping-Mall Südamerikas. Und es gibt wirklich in der Stadt nichts anderes als Läden, Malls, Strassenhändler, es gibt alles, sogar Dinge, von denen ich nich wusste, dass es sie noch gibt, jede Menge Gefälschtes, in den teureren Läden auch mal Echtes, Technikkram bis zum abwinken, IPods und Kopien davon in allen Preislagen. Ab morgens um 6 Uhr ist die Stadt voll von Menschen (in Paraguay steht man früh auf), die Stadt wird überschwemmt von Argentiniern und Brasilianern, die für den Tag über die Grenze kommen um billig einzukaufen. Ungefähr die Hälfte der Leute auf der Strasse sind dazu noch fliegende Händler, die einem mit Werkzeug, Parfüm (naja, gefärbtes Wasser) und Uhren vor der Nase herumwedeln. Schon vor den Geschäften wird man angesprochen, man hat also genau 2 Sekuden, in denen man langsamer an einem Geschäft vorbeigehen kann um zu sehen, ob es dort evtl. etwas geben könnte, was einen interessiert. Bleibt man zu lange stehen, muss man sich der Verkäufer erwehren und eintreten. Mit dem Problem, dass der Eingang nicht unbedingt auch der Ausgang ist und man quer durch den Laden muss - wenn man Pech hat, quer durch ein ganzes Kaufhaus. Letztere sind tatsächlich Labyrinte, meist ohne Notausgänge gebaut und mir nicht ganz geheuer (in Asunción sind vor 4 Jahren 400 Menschen beim Brand in einem Kaufhaus gestorben. Als der Brand begann, liess der Manager die Türen verschliessen, damit die Leute nicht ohne zu bezahlen hinaus konnten.).
Das Chaos geht genau bis halb fünf nachmittags, dann wird alles geschlossen und ab 5 Uhr ist nachezu Ruhe. Nur der Grenzübergang ist dann noch überfüllt. Ciudad del Este liegt im Dreiländereck Paraguay, Brasilien, Argentinien, allerdings gibt es nur Übergänge zwischen Paraguay und Brasilien sowie Argentinien und Brasilien. Will man wie ich von Paraguay nach Argentinien, muss man durch Brasilien, also über die viel zu kleine "Brücke der Freundschaft", vor der sich in Ciudad del Este eine Schlage bildet, die schlimmer (vor allem chaotischer) ist, als die an der Stadtbrücke von Frankfort (Oder) in den besten Zeiten.
Eigentlich wollte ich heute morgen extra früh mit einem Taxi hinüber fahren, aber das Weihnachtsgeschäft hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, der Taxifahrer hat sich geweigert zu fahren, mich an er Grenzkontrolle rausgeworfen und meinte, ich soll laufen. Da ich mit meinem Gepäck nicht auf einem Motorradtaxi mitfahren wollte (wurde mit tatsächlich mehrmals angeboten, keine Ahnung, wie das gehen sollte), also zu Fuss über die Brücke nach Foz do Iguazu in Brasilien, in den Bus Richtung Argentinien, wieder Grenzkontrollen (und die Busse warten nicht, sondern fahren weiter und man nimmt dann den nächsten) und endlich Puerto Iguazu in Argentinien - und das alles mich Gepäck, noch vor dem Mittagessen und bei schwülen 33ºC.
Also dann, Argentinien: neues Land, neue Währung, neues Spanisch, neue Zeitungen - und zur Abwechslung sind die Wahlen schon vorbei.
Ah, bei den Wahlen in Paraguay steht der Sieger immernoch nicht fest. Die Regierung hat sich zum Sieger erklärt, die Opposition besteht darauf, dass sie mit 3.100 Stimmen Vorsprung gewonnen hat. Wie das ausgeht bekomme ich wohl nicht mehr mit - So ist das wenn man unterwegs ist.