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Coccolori

Ein Hoch auf Blabla-Car

FRANCE | Friday, 3 August 2018 | Views [382]

Nein, das ist keine gesponsorte Werbung. Und doch habe ich es einer Mitfahrgelegenheit zu verdanken, dass ich überhaupt etwas von Lourdes miterleben konnte. Doch beginnen wir beim Anfang. 

Mein Flugzeug von Venedig nach Toulouse hatte eine Stunde Verspätung. Kein Problem für mich; bei der letzten Reise landete es 18 Stunden später als geplant. Also alles easy dieses Mal. Doch über den weiteren Transport von Toulouse nach Lourdes hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Es wird wohl einen direkten Pilgerzug mit Vorzugsgleis in den berühmten Wallfahrtsort geben, oder? 

Den gab es  nicht. Wie alle Normalsterblichen, ob Pilger oder nicht, musste ich mit dem Bus vom Flughafen zum Bahnhof Toulouse Matabieu. Heiß war es. Der Schweiß perlte von meiner Stirn, als ich knappe zehn Minuten vor Abfahrt beim Bahnhof ankam. Und dort stand in simplen Lettern: Train supprimé - Zug fällt aus. Na wunderbar. Bienvenue en France. 

Jetzt würde ich erst nach 22 Uhr in Lourdes ankommen, mitten in der Nacht, von dem ganzen Wallfahrtszauber nichts mitbekommen, ohne die Gnade der heiligen Jungfrau Maria ziellos durch die Gegend irren, den Sinn des Lebens nicht finden ... eine andere Lösung musste her. 

Blabla-Car. Probieren wir es, dachte ich mir. Mehr als nicht funktionieren kann es auch nicht. Binnen kürzester Zeit hatte ich - oh Wunder, die heilige Maria war also doch auf meiner Seite - dank bereits existierendem Konto und Kreditkarte eine Mitfahrgelegenheit gebucht. Doch die Fahrerin hatte noch nicht bestätigt. Der Treffpunkt lag aber eine halbe Stunde Busfahrt entfernt. Was tun also? Kurzentschlossen stieg ich in den heißen und überfüllten Bus. Wenn die Fahrerin rechtzeitig bestätigte, dann war ich pünktlich dort. Wenn nicht, kam ich in den Genuss einer kostenlosen Sauna und mir blieb immer noch die Alternative mit dem Zug. 

Im Bus rief sie mich tatsächlich an. Wow! Nervös kramte ich nach meinen Ohrstöpseln, damit ich sie besser hören konnte. "Wir fahren eine Viertelstunde früher als geplant", informierte mich eine sympathische Frauenstimme auf französisch. Gott sei Dank konnte ich sie gut verstehen; meine Sprachkenntnisse hatten mich nicht im Stich gelassen. "Soll ich dich irgendwo abholen? Ich kann dir entgegen kommen." Dankend verneinte ich. Wo hätte sie mich auch abholen können? Ich wusste ja gerade einmal, wo hinfuhr, hatte aber keine Ahnung, wo genau ich mich befand. "Wie lange brauchst du, um zu Arènes zu kommen?", wollte die Frau am Telefon wissen. Die stellte Fragen! Kurzerhand fragte ich den Typen neben mir, der mir auch freundlich antwortete: "Zehn Minuten." Top, läuft, dachte ich mir. "Ca va", redete ich aufgeregt ins Telefon, während mir der Schweiß den Rücken hinunterrann. 

Am Parkplatz von Arènes angekommen, stellte ich mich möglichst gut sichtbar auf und hielt Ausschau nach ihr. Hoffentlich kam sie auch. Hoffentlich klappte es. Und tatsächlich. Nach weniger als zwei Minuten - was für ein Timing, was für ein unglaubliches Timing - tauchte eine junge Französin vor mir auf. Sabrina war klein und zierlich, hatte ein freundliches Lächeln, trug Jeans, Bluse und ein Kopftuch, das sie im Nacken zu einem modischen Knoten gedreht hatte. Ihre Mutter trug ein klassisches Kopftuch und saß schon auf dem Beifahrersitz. Ich lächelte erleichtert. Die Fahrt würde interessant werden.

 

 

 

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