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Meine Reisegeschichten Vom 21.12.2008 an, werde ich mir einen großen Traum erfüllen und für, hoffe ich mal, mindestens 1 Jahr die große weite Welt bereisen.

Costa Rica, ACTION PUR und PURA VIDA!!!!!

COSTA RICA | Saturday, 26 September 2009 | Views [4103] | Comments [3]

Tach zusammen, oder frei ins Spanische übersetzt: Buenas! Vor vier Monaten hatte ich es hier in diesem Blog „angedroht“, dass ich wieder Teil der Graz`schen Reisegruppe sein werde – jetzt löse ich mein Versprechen ein: it`s Schnittchen-time again!!! Für alle Lese-Quereinsteiger und Kurzzeitgedächtnishaber: Schnittchen, so hat mich Steffen getauft; wir beide sind alte Schulfreunde und hatten im Mai schon zusammen Peru bereist –> siehe Blog-Eintrag: „Spinning, die Zweite!“ …. und weil das so gut geklappt hatte, hab ich gleich noch mal zwei Wochen mit Steffen gebucht – diesmal Costa Rica! Was ich jetzt schon verraten kann: der Neid wird euch aus den Augen springen, einige von euch werden aus dem Kopfschütteln nicht mehr rauskommen und wieder andere werden einfach sagen: Respekt! Möglicherweise wird es auch ein paar wenige geben, die einfach zu dem Schluss kommen: die haben doch einen an der Waffel. Neeee, haben wir nicht – wir haben sogar zwei!!!! Warum? WEITERLESEN... ;-)


Nachdem mich Steffen in gewohnt alter und bereits bewährter Form vom Flughafen abgeholt hatte, (diesmal hab ich ihn auch ohne Schild erkannt und bin NICHT an ihm vorbeigerannt, wie damals in Lima) gab`s erst mal Geschenke aus good old germany für den Bub: aus meinem Rucksack zog ich die heiß ersehnten Brezeln, die Steffen bei mir bestellt hatte. Eine hat er gleich noch am Flughafen verdrückt – ich kann`s ihm nachfühlen. Nach 10 Monaten quer durch Vollkorn-abstinentes Land ohne Backkultur würde ich auch nach diesem Gaumengenuss lechzen. Fast wäre es nicht zu der feierlichen Übergabe gekommen, da Lebensmittel einführen in Costa Rica für Touris verboten ist und mir beim letzten Röntgen-Check kurz vor dem Ziel im Flughafen in San José mein Apfel abgenommen wurde. Seufz! Da dachte ich schon, ohje, jetzt haben die Bretzeln 16 Stunden Flug und 2 Zwischenlandungen überlebt und jetzt kurz vorm Ziel ist „game over“?! Da der Latino als solcher Backwaren in der Form aber eh nicht kennt, hielten die Securities das verschnörkelte Zeug vermutlich für nichts Essbares und somit war ich durch.... zur Freude Steffen`s!!!

Nach einem kurzen Begrüßungsritual ging`s mit dem Bus weiter in unser Hostel, eine Art Villa Kunterbunt im Hippie-Style, das vor kurzem von einem jungen Ami-Pärchen übernommen wurde. Einchecken, ab in die Waagrechte, ein bisschen Palaver, zu mehr war ich an dem Abend nicht mehr fähig... das hat Steffen auch gleich gemerkt, denn mitten im Gespräch bin ich einfach weggeknackt …. Na dann Gute Nacht! ;-)


Am nächsten Tag haben wir dann erst mal San José unsicher gemacht, wobei es da nicht viel zum „unsicher machen“ gab. Trotz des Prädikats „Hauptstadt“ ist San José eher ein Kaff, die Straßen schachbrettartig angeordnet, wie Mannheim, wobei es in Costa Rica keine Straßennamen oder Quadrate gibt. Die Wege sind meistens zweispurige Einbahnstraßen und durchnummeriert. Rote Ampeln dienen auch hier nur zur Zierde, wie in ganz Südamerika, und das wichtigste Teil im Auto ist die Hupe! Nach unserer eher unspektakulären Tour durch die Stadt zurück im Hostel angekommen, vertrieben wir uns die Zeit mit lustiger Konversation mit zwei unserer Mitschläfer in unserem 14 Betten-Zimmer, mit Chris aus Texas und Javier aus Boston, der aber eigentlich aus der Dominikanischen Republik kam. In einem lustigen Kauderwelsch aus Englisch, Deutsch und Spanisch unterhielten wir uns über Gott und die Welt, kochten zusammen und verbrachten einen netten Abend. Dass ich an dem Abend wieder komplett weggeknackt bin, während Steffen mir was vorlas, erwähne ich jetzt besser nicht, sonst entsteht noch der Eindruck, ich sei nicht belastbar...vom Gegenteil könnt ich euch später noch überzeugen. Ich behaupte jetzt einfach mal, es lag an der Luft! ;-)


Steffen und ich hatten beschlossen, am nächsten Tag Richtung Norden nach La Fortuna zu fahren, um uns dort einen der drei Vulkane des Landes anzuschauen. Das Kuriose: der Arenal ist zur Zeit der einzige, der noch aktiv ist. Nach einem ausgiebigen Düscherle ging`s ab in Richtung Busbahnhof. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es während unserer Reise durch Costa Rica eine fast 100-prozentige Steigerung der Körperreinigungs-Möglichkeiten gab. Zur Erinnerung: in Peru war aus Mangel an allem zum Teil nicht mal Katzenwäsche möglich, was uns aber nicht weiter gestört hatte, denn gestunken wurde im Kollektiv. ;-) Nach 4 Stunden Busfahrt kamen wir am späten Nachmittag in La Fortuna an. Die Distanzen in Costa Rica sind echt lachhaft, denn in Peru waren wir zwischen 16 und 22 Stunden unterwegs, um von A nach B zu kommen. Costa Rica ist ja auch nur knapp 120 km breit und an der längsten Seite, der Pazifikküste, rund 1.000 km lang.

La Fortuna liegt am Fuße des Vulkans Arenal. Vor 41 Jahren brach er das letzte Mal richtig aus, begrub 4 Dörfer unter sich, 80 Menschen starben, außerdem zigtausend Vieh. Mittlerweile ist die Seite des schönen Kegels, die man von der Stadt aus sieht, wieder grün bewachsen. Der Vulkan begrüßte uns mit einer Spitzen-Sicht, was keine Selbstverständlichkeit ist, denn normalerweise hüllt sich der Arenal gerne mal in ein Wolkenmeer ein. Nicht so an diesem Tag – klare Sicht bis an die Spitze. Nachdem wir das übliche Gringos-über-den-Tisch-zieh-Palaver („We have a special tour for you, you get 20 % discount, nice rooms, best prices, bla bla bla...) der Einheimischen an der Busstation ohne größere Verluste unbeschadet überstanden hatten, ging`s nach einem kurzen Hostel-Vergleich in eine nette Unterkunft mit Garten unterhalb des vulcano. Und zum dritten Mal infolge schlummerte ich, Sekunden nachdem ich in der Waagrechten war, einfach weg.... Steffen ist zum Glück nicht nachtragend. Wie gesagt: muss an der Luft liegen.


Für den nächsten Tag buchten wir eine Tour: Vulkan gucken, wie er Lava spuckt und Baden in heißen Quellen und zwar in natürlichem Umfeld. Die Betonung lag auf „dem natürlichen Umfeld“ - warum, sollten wir später noch erfahren. Den Vormittag verbrachten wir nach unserem inzwischen liebgewonnenen Frühstücks-Ritual „Ananas köpfen und unter Verzückungs-Geschmatze genüsslich vertilgen“ mit Abhängen im Garten, und zwar im wahrsten Sinne: Steffen in seiner von mir mitgebrachten eigenen, leuchtend grünen, ich in der Hostel-eigenen Hängematte.... und immer den Vulkan im Blick. Um drei wurden wir dann zu unserer Tour abgeholt. Weil der Vulkan in all den Jahren nach seinem Ausbruch mehrfach seine Lavafließrichtung geändert hatte, mussten wir einmal um 180 Grad auf die andere Seite chauviert werden, um dem Spektakel beiwohnen zu können. Je näher wir kamen, desto karger wurde der Kegel. Mit dem Auto ging`s mitten in die Wallachei, eine holprige Angelegenheit, die Stoßdämpfer hatten Spaß, unsere Knochen bedingt auch. Nach einer kleinen Tour durch den Wald, bei der wir auch Tukane, die tollen, exotischen, schwarzen Vögel mit den bunten Schnäbeln, gesehen hatten, kamen wir noch bei Tag am Fuße des Vulkans an. Zwischen uns und dem Arenal lagen allerdings noch Luftlinie 500 Meter. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen flogen unter Gedonner und Gekrache kleine Steinbrocken aus dem Schlund und rollten dampfenderweise den grauen Abhang Richtung Tal. Durch das Fernglas konnten wir sogar ab und zu ein bisschen was Rotes glühen sehen.


Mittlerweile dämmerte es und unser Guide führte uns zurück durch den Wald an eine andere Aussichtsstelle. Versprochen wurde uns ein Lavastrom – sagen wir mal so: die Bilder lassen dies zwar vermuten, Steffen hat jedoch die Fotos 90 Sekunden dauerbelichtet. Unterm Strich war`s eher ein Hüsterle als ein aktiver Rauch oder gar ein Ausbruch.

Nun ja. Wir hatten unser Highlight aber für den Abend noch vor uns, denn es ging in die heißen Quellen, ganz natürlich versteht sich. Auf halber Strecke nach La Fortuna hielt unser Guide das Auto auf einem Schotterplatz neben der Straße an. Wir raus. In leichtes, angenehmes Laternenlicht gehüllt sahen wir das schmiedeiserne, geschwungene Tor und den großen Schriftzug „Tabacón Hot Springs“- Tabacón heiße Quellen. Hinter dem Tor erhaschten wir einen Blick auf den Garten, der vermutlich schön gewesen sein musste. Erfahren werden wir es nie, denn unser Guide steuerte schnurstracks die andere Straßenseite an, die weniger einladend war. Sie war nämlich stockdunkel. Eine Schranke und das Lichtspiel von den gegenüberliegenden Laternen ließ erahnen, dass sich dahinter ein abschüssiger Schotterweg befand. Wir also unserem Guide hinterher. An dieser Stelle möchte ich dem Erfinder meiner 1A-Stirnlampe und Globetrotter für den Versand jener dieser danken. Ohne sie wäre ich in dieser Situation aufgeschmissen gewesen. Am Ende des Schotterwegs ging`s eine Böschung hinunter. Das Rauschen eines Flusses war zu hören. Unser Guide signalisierte uns, dass wir unsere Schuhe ausziehen sollten, um durch den knöcheltiefen Fluss waten zu können. Wir taten wie uns befohlen und jauchzten, als wir in dem Nass vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen. Das Wasser war angenehm warm. Das waren nun also unsere „natürlichen heißen Quellen“, mitten unter einer Brücke, wie meine Stirnlampe beim Ausleuchten der Umgebung verriet. Am anderen Ufer angekommen entledigten wir uns unserer Klamotten und unser Guide fuchtelte mit den Händen und signalisierte uns, dass unterhalb ein „Becken“ sei – völlig natürlich... is klar! Spaß hat`s trotzdem gemacht und es war trotz der etwas, sagen wir mal, ungewöhnlichen Umgebung und Umstände doch sehr entspannend. Das Wasser hatte schließlich um die 40 Grad. Dass wir nach dem Geplantsche diesmal beide sofort eingeschlummert sind, verwundert nicht. ;-)

Am nächsten Tag war Böötchen-Fahren angesagt. Wir hatten uns entschieden, als nächstes im Nebelwald Station zu machen – der liegt von La Fortuna aus weiter südwestlich. Um nicht einen halben Tag zu verlieren, entschlossen wir uns für die im Reiseführer angepriesene Jeep-Boot-Jeep-Tour nach Monteverde. Hört sich mords-toll an, dahinter verbirgt sich allerdings: Abholservice mit dem Auto zum künstlich angelegten Stausee, dann Umsteigen auf`s Boot, nicht mal eine Stunde über den See schippern und am anderen Ende wieder in einen Van steigen. Landschaftlich kamen wir uns auf dem Boot zeitweise wie in Österreich, der Schweiz oder im Schwarzwald vor. Sattgrüne Wiesen, Berge und Weiden, auf der ab und zu auch mal eine Kuh stand. Echt schön. Bei strahlendem Sonnenschein ging`s weiter in`s Hochland. Dort gab`s noch mehr Kühe. Einer der größten Arbeitgeber in der Region im Nebelwald war lange Zeit die Käsefabrik. Jetzt ist Monteverde (übersetzt: der grüne Berg) und das Nachbar-Kaff Santa Elena aber für was ganz anderes bekannt. Ich hatte zu Steffen nur gesagt, „das mit dem Seil will ich aber auch machen“... und weil Steffen für alles offen und relativ schnell zu begeistern ist, willigte er ein. Was sich hinter „das mit dem Seil“ verbirgt, seht ihr am Anfang des Berichts..... huldigen könnt ihr uns danach!

In Santa Elena waren wir zwei Nächte ganz familiär untergebracht, im Hostel von Ronny und seiner Frau und den drei Kindern: Jasmin, Daniel und Jeremie und nicht zu vergessen dem tolpatschigen Hundewelpen Camilla. So ein schnuffiger Hund, zu unserer Freude mit viel Spieldrang und noch mehr Tollpatschigkeit gesegnet. Davon zeugte auch ein kleiner Gips am Hinterbein, als wir ankamen. Steffen und ich haben beschlossen, uns gemeinsam einen Hund zuzulegen, wenn er wieder in Deutschland ist. Zu verhandeln wäre allerdings noch die Rasse und der Name. Steffen besteht darauf, dass es ein Rauhaardackel wird und dass er Wurzel heißt..... ich weiß ja nich`. Andere Vorschläge nehmen wir SEHR GERNE entgegen. In einem Anflug aus Nostalgie und Infantilität haben Steffen und ich unserem alten Englisch-Lehrer, Herrn Katzenmayer, eine Karte aus Monteverde geschrieben. Und ich behaupte immer noch, dass er den tollsten Arsch des Lehrerkollegiums hat...hatte er zumindest während unserer Schulzeit. In den zwei Jahren unseres Englisch-Grundkurses hatten wir es glaub ich nur einmal geschafft, die immer wieder in Aussicht gestellten Mohrenköpfe zu bekommen, denn irgendeiner von uns Nasen bekam es bei den Klausuren immer fertig, einen Fehler in`s Datum zu bauen....Seufz! Herr Katzenmeyer hatte es nicht leicht mit uns, wir ihn aber gern.

Einen Tag nach unserem bisherigen Reisehighlight besuchten wir das Natur-Reservat in Santa Elena, mitten im Nebelwald. Riesige Bäume mit übergroßen Wurzeln, Atomblätter und viiieeel viiieeel Grün erwartete uns da. Aber auch Kolibries gab`s zu sehen – echt ein beeindruckendes Schauspiel, diese Minivögel.

Zu erwähnen wäre noch, dass Steffen in Santa Elena zum Abendessen Kässpätzle geschabt hat, da unser Käse zum Belegen für die nicht vorhandenen Brötchen nicht mehr taugte. Und so brachten wir etwas schwäbische Kultur nach Costa Rica. Den Kindern hat`s geschmeckt, wie auch die aus Deutschland mitgebrachten Gummibärchen.... Haribo sei Dank.


Nach unserer Tour durch das Reservat ging`s am selben Tag noch weiter mit dem Bus, weiter südlich, Richtung Pazifikküste, nach Puntarenas. Die Stadt lässt sich mit nur einem Wort beschreiben: pott-hässlich! Absolut nicht sehenswert. Puntarenas war früher eine der wichtigsten nationalen Hafenstädte. Als wir ankamen glich sie aber eher einer Geisterstadt. Die meisten Läden waren zu und nur zwielichtige Gestalten auf der Straße. Die Zimmer werden hier auch gerne Stundenweise vergeben. Nun ja, wir kamen relativ billig für ein paar Stündchen unter und vergaßen aufgrund unserer Müdigkeit, was sich in den Betten schon abgespielt haben muss. Und in genau solchen Situationen lobe ich mir meinen Schlafsack!


Am nächsten Morgen ging`s früh raus, denn wir wollten weiter an der Küste entlang, nach Jacó. Die Stadt gilt als Surferparadis: überall nur ober-coole Typen mit Board unterm Arm, entweder auf dem Weg zum Strand oder Schnecken-checkenderweise, mit Sonnenbrille im Gesicht auf dem Sprung in die nächste Kneipe. Steffen und ich kamen zu dem Schluss, dass wir einfach zu uncool sind. Man muss auch nicht überall mitgemacht haben. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Müsli, Früchten, Joghurt und Pancakes beschlossen wir „einen Lauen“ zu machen und mal zu gucken, was der Strand zu bieten hat. Sagen wir mal so: beim Fotografieren konnte man sich taktisch so hinstellen, dass der Eindruck entsteht, es sei ein Traumstrand mit Palmen gewesen. Anders ausgedrückt: es gibt sicher unschönere Orte, an denen man sich Mitte September bei Sauna-Temperaturen aufhalten kann. Basst scho!!!!

Abends ging`s dann ganz Gringo-like zum Pizza-Essen, nicht zum Italiener, sondern, wie sich rausstellte, zum Schweizer. Adrian hieß der Besitzer, ein Mitfünfziger, der schon seit fast 2 Jahren in Jakó wohnt. Er erklärte uns, dass der Ort „das Mallorca der Amis“ sei – Amtssprache Englisch. Oder wie Steffen sagen würde, „totales Gringo-Landia“ eben. Völlig überteuert, bis auf wenige Ausnahmen und in einer saßen wir. Die Pizza war spitze und zum Salat gab`s selbstgebackenes ECHTES Brot. Steffen war darüber so verzückt, dass Adrian ihm anbot, einen Laib für den nächsten Tag mitzubacken. Da musste Steffen nicht lange überlegen, der Brothandel stand.


Nach einer verschwitzten Nacht machten wir uns morgens in den Nationalpark Carara auf, nicht weit von Jacó. Der erste Bus fuhr uns quasi vor der Nase weg, also nahmen wir halt den nächsten.... wir hatten ja Zeit. Dort angekommen, entschlossen wir uns, gegen den Rat der Ranger, zu einer ungeführten Tour alleine durch den Wald. Uns wurde allerdings prophezeit, dass wir keine Tiere sehen würden. Bei der Tour für 20 Dollar pro Person wäre die Wahrscheinlichkeit, Tiere zu sehen, viel höher. „Neeeee, is kla“... dachten wir uns und stiefelten los. Und, was soll ich sagen, das erste Tier ließ nicht lange auf sich warten: eine Mischung aus einer übergroßen Ratte und einem eingelaufenen Känguru. Weiter ging`s mit einem Nasenbären, vielen Echsen, Schmetterlingen, einer Art Rebhuhn, anderen Vögeln, einer Schildkröte, einem Frosch und TATAAAA: zwei Schlangen. Steffen findet diese Tiere ja ganz faszinierend, meine Laolawelle für die Viecher geht im Koordinatensystem eher gegen 0. Über die erste Lanzenotter wäre ich fast drübergestolpert. Blödes Ding echt. Steffen wiederum hat an dem Tag, mehr oder weniger, seinen zweiten Geburtstag gefeiert. Denn: im Gegensatz zu mir hatte er keine festen Wanderschuhe, sondern Flipflops an. Er wäre fast auf die Babyausgbe der Schlange gedappt. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten war, dass es sich bei den zwei Lanzenottern um die giftigste und weitverbreitetste Schlange in Costa Rica handelte. 80 Prozent der Schlangenbisse werden von ihr verursacht. So im Rückblick betrachtet waren wir echt leichtsinnig. Ist ja noch mal gut gegangen.

Nach unserer Tour durch den Park ging`s mit dem Bus 2 km weiter zur berühmt berüchtigten Krokodilbrücke. Warum sie so heißt wird beim Blick nach unten schnell klar: auf den Sandbänken und am Ufer sonnen und tummeln sich jede menge dieser pussierlichen Tierchen. Wir kamen beim zählen auf 20. Was sich allerdings in der braunen Dreckbrühe noch aufhielt ließ sich nur erahnen. Adrian, unser schweizerischer Haus-Brot- und Hof-Pizzabäcker erzählte uns an diesem Abend, dass es immer noch Menschen gibt, die trotz jeglicher Warnungen in diesen Gewässern baden. Vor ein paar Monaten sei ein Kind nicht mehr vom Schwimmen wieder gekommen. Auch nicht schön, als Kleingehacktes in einem Krokodilmagen zu landen?! Nun ja, uns gefiel dagegen die Vorstellung, am nächsten Morgen das frischgebackene Brot von Adrian zu vertilgen, dass wir inzwischen bei ihm abgeholt hatten.

Nach einer weiteren verschwitzten Nacht hieß es ganz früh Rucksäcke packen, denn unser Bus fuhr um 5 Uhr. Da Steffen und ich während unseres Urlaubs zu Frühaufsteher mutiert sind, machte uns das nichts aus, denn bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit lässt sich einfach nicht gut schlafen, bzw. man ist einfach froh, wenn der Saft an einem in der Senkrechten abperlen kann. Unsere geplante Route für den Tag: vom Pazifik zur Atlantikküste. Wir hatten 120 km vor uns. Unsere Tour führte uns zunächst mit dem Bus zurück in die Hauptstadt San José, nach einem kurzen Busterminal-Wechsel ging`s weiter nach Siquirres im Nordosten des Landes und dann ab mit dem Bus nach Cano Blanco, kurz vor der Atlantikküste. Unser Ziel: ein verschlafenes 450-Seelen-Dörfchen namens Parismina, das nur mit dem Boot erreichbar ist. Gegründet wurde der Ort der Legende nach durch eine schwangere Frau, bei der während ihrer Reise an der Karibikküste die Wehen einsetzten. Ihr Begleiter sagte damals zu ihr: „Aqui pares, Mina!“ – was übersetzt heißt: „Hier kommst du nieder Mina!“ So bekam das Dorf seinen Namen.


Das letzte Teilstück im Bus von Siquirres nach Cano Blanco ging vorbei an Bananenplantagen, anderthalb Stunden in einem baufälligen Bus, der komische Geräusche machte, über eine Schotterstrecke, die quasi nur durch Schlaglöcher bestand. Ich bin mir fast sicher, dass dieser Bus keine Stoßdämpfer besaß. Das war ein geholper und gehopse. Als wir nach gefühlten Stunden endlich am Bootssteg ankamen hatte ich schlechte Laune. Dieser Zustand änderte sich schlagartig wieder, als wir im Böötchen nach Parismina saßen, denn die rasante Fahrt entschädigte, zumindest mich, für das Gegurke davor. Es ging vorbei an Wasserbüffel und purer Natur. Rechts und links entlang des Flusses wuchsen Benjamini, Palmen und anderes tropisches Gesträuch, für das wir Europäer bei IKEA in der Pflanzenabteilung regelmäßig viel Geld liegen lassen, um uns diese exotischen Pflanzen dann in die Wohnung stellen zu können. Natürlich in klein und in Seramis eingetopft.


Nach 10 Minuten Fahrt kamen wir, bei inzwischen wieder guter Saunahitze, am anderen Bootssteg in Parismina an. Vicky, eine Amerikanerin die seit über 30 Jahren hier lebte, hatten wir während der Busfahrt kennengelernt. Sie gab uns denn Tipp, einmal quer durch`s Dorf zu laufen. Auf dem Grundstück von Alex, von der Eisenwarenhandlung, gäbe es die Möglichkeit, zu campen. Und das taten wir dann auch. Zwei Nächte lang. Fern von jeder Zivilisation. Wobei wir den Luxus mehrere Toiletten mit Wasserspühlung und Klopapier und sogar von Kaltwasserduschen hatten. Warmes Wasser wäre eher hinderlich gewesen, denn auch hier frug man sich just nach der Körperpflege, warum man sich eigentlich gewaschen hatte, denn auch hier, an der Atlantikseite, war die Transpirations-Dichte extrem hoch. Schwitz!!!!


Am nächsten Tag inspizierten wir das Dorf und da wir die einzigen Touris hier waren, wurden wir von allen herzlich begrüßt. Das Frühstück fiel diesmal rustikal aus. Es gab „Gallo Pinto“ - übersetzt: „Angemalter Hahn“. Das traditionelle Costa Ricanische Frühstück besteht aus Reis, Bohnen und Zwiebeln, wahlweise mit Käse und Spiegelei oder Fleischbeilage. Steffen schwört drauf, ich`s find`s eher na ja. Mein Magen verträgt solche Mengen an Essen zu so früher Stunde noch nicht. Außerdem will ich morgens was Süßes und nicht ein Mittagessen. Nun ja, andere Länder.... Nach unserem Früh-Mittag-Stück-Essen ging`s mit dem Boot wieder rüber nach Cano Blanco, wo wir in der Nähe eine Art botanischen Garten anschauen wollten.


Empfangen und herzlich begrüßt wurden wir dort bereits am Eingang von Victor und seiner Frau Isaura, die sich hier ein kleines Paradies erschaffen haben. Unzählige Blumen und tropische Pflanzen wachsen dort. Das Kuriose: Viktor hat sie alle selbst vor sieben Jahren gepflanzt. Damals hatte er entschieden, seinen Lehrerjob in der Hauptstadt an den Nagel zu hängen und einen auf „Botaniker“ zu machen. Und das lebt er jetzt. Er kennt nicht nur jede Pflanze, er kann auch unheimlich mitreißend erzählen und man merkt einfach, dass er seinen Traum lebt.

Am nächsten Tag hieß es wieder früh raus, denn wir hatten vor, mit Vicky`s Sohn eine Bootstour durch den Kanal von Parismina zu machen. Jason wartete schon gegen halb 7 auf uns am Steg, und dann ging`s ab in die Natur. In den drei Stunden haben wir Brüll- und Klammer-Affen, ein Faultier, Fledermäuse, einen Schwarm Tukane, jede menge anderer Vögel, blaue Krebse, ein Babykrokodil, Leguane und einen Bluejeans-Frosch gesehen. Außerdem gab`s eine leckere Kokosnuss zum Frühstück. Sensationell.

Am Nachmittag ging`s weiter zu unserem letzten großen Abenteuer, zum Raften nach Turrialba. Während der Überfahrt nach Cano Blanco fing es an zu regnen und zwar wie aus Eimern. Es hörte erst wieder auf, als wir in Turrialba ankamen, aber auch nur, damit wir halbwegs trockenen Fußes zu unserem Hostel kommen konnten. Klar, es ist grad Regenzeit, aber würde uns das Wetter genau jetzt zum Schluss noch einen Strich durch die Rechnung machen?! Unsere Philosophie: „Wenn Engel reisen!.... ging auch diesmal auf, und als wir am nächsten Tag zu unserer gebuchten Rafting-Tour abgeholt wurden, schien wieder die Sonne. Und dann ging`s ab: 4 Stunden und 28 km lang den Rio Parcuare nach Siquirres runter. Spitzen-Erlebnis!

Impressionen gibts hier!!! (bitte hier klicken!)

Was wir für ein Glück mit dem Wetter hatten, zeigte uns am nächsten Tag der Blick aus dem Fenster: es regnete!!!! Unseren vorletzten Tag begannen wir ganz gemütlich mit einem klassisch-deutschen Frühstück. Es gab Müsli, zuckersüße Ananas, Papaya, Joghurt und Kaffee. Nach dem Packen und vor der Abfahrt zurück nach San José gab`s noch einen Abstecher zu einem Schlangen-Zentrum in der Nähe von Turrialba. Auch hier waren wir die einzigen Touris und bekamen eine Sonderführung. Erst hier wurde uns bewusst, wie viel Glück wir eigentlich bei unserer Tour durch den Nationalpark am Pazifik gehabt hatten, denn die Schlangen scheinen sich hier in Costa Rica quasi zu einer Plage verbreitet zu haben. Quasi unter jedem Blatt oder Strauch kann sich so ein Vieh verstecken. Vor allem durch das Abholzen des natürlichen Lebensraums für Plantageflächen sei die Population sprunghaft angestiegen, erklärte uns der Leiter des Zentrums. Er hat dem Unwissen über Schlangen den Kampf angesagt. Die Regierung, sagt er, ignoriert das Problem, deshalb schult er auf eigene Faust Plantagenarbeiter, Bauern und Kinder, damit sie wissen, wie sie sich zu verhalten haben, sollten sie mal die unangenehme Bekanntschaft mit einer Schlange machen müssen. Zum Abschied „zauberte“ er noch Pamela hervor – einen Rotaugenfrosch.

Tja, und morgen ist nun schon wieder alles vorbei. Dann geht`s für mich zurück nach good old germany. Es war mal wieder ein Spitzen-Urlaub mit Steffen. Wobei ich anmerken muss, dass ich das überhaupt nicht fair finde, dass Steffen viel weniger Moskito-Stiche abbekommen hat als ich. In Jacó war`s einen Tag sogar so schlimm, dass ich kurzzeitig mein rechtes Handgelenk verloren hatte. Kein Witz: beim Aufwachen war mein Handgelenk durch einen Stich zur Presswurst angeschwollen. Nicht nur, dass es völlig bescheuert aussah, es hat auch gejuckt wie bekloppt. Dank Salbe aus der Apotheke bekam ich mein Handgelenk einen Tag später wieder zurück. Die Dinger stechen übrigens auch durch Klamotten. Also mich,.... Steffen nicht.


Wir hatten jede menge Spaß, haben viel erlebt und würden, mit einer Ausnahme, alles wieder so machen: keine Flipflops mehr in irgendwelchen Nationalparks anziehen. Costa Rica ist auf jeden Fall eine Reise wert. …. und vielleicht klappt`s ja ein drittes Mal, Steffen auf seiner Reise zu begleiten – vielleicht im Februar oder März. Mal schauen, wo wir da rauskommen. Seid gespannt, wenn es wieder heißt: it`s Schnittchen-time again!!!!!


Macht es gut, eure Steffi ;-)

Tags: costa rica, jacó, monteverde, parismina, san josé, turrialba, vulkan arenal

Comments

1

After being able to read nothing but how wonderful Panama is for the last weeks and months, it was a relief to be able to read something else for a change.

"The Adventures of Steffen and SCHNITTCHEN - Part2"

All I can say is WAAAAAAAAw,EEEEEeeeeeeeeeeeeeeeeeh,AAAAaaaaaaaaaaaaaah,wonderful stuff indeed. With your dare-devil deeds you reminded me of a couple kids on an outing to Europa Park!!!!!
Hope Steffi arrived home safely. How on earth do you adapt to everyday life after that pace?!!

  Eileen Sep 29, 2009 4:26 AM

2

Q: What do a 43 year old housewife,married, 4 children, living in rural England and a 31 year old, one-time social worker,childless (as far as we know) from a backwater in Southern Germany have in common?

A:Nothing.

Well, so you might think, but you´d be wrong.Both have a love of travel and a lust for adventure.Emma Jones boarded a bus at Tower Bridge last Sunday bound for Australia. She´ll be writing about her overland journey for a major British Sunday newspaper.Steffen Graz set off on his journey several months ago and has been keeping us entertained and informed about the world at large via his web site on the net.

For those unable or unwilling to undertake such a journey, Graz has offered an alternative way so see the world. Through the long European winter and the much shorter summer, we have been treated to stories of shady characters, horrible hostels and cold showers. We have found out that Mr. Graz hates bananas, rarely has a hangover, and is the life and soul of every party. When he returns to Germany he is going to share ownership of a dog.If Emma Jones´s reports will also give us such insights remains to be seen.

Strictly speaking this review belongs not on Steffi´s(SCHNITTCHEN´s) page but on Mr. Graz´s itself. He has proven himself to be a rare creature these last few weeks and one hopes the situation will right itself as soon as possible. One has a duty to one´s public after all.Having said that, I remain a loyal fan.

Yours as ever - M. R-R.

  Marcella Reich-Ranizki Sep 29, 2009 7:23 PM

3

Hi Steffi und Steffen.

Wir sassen mal zusammen im gleichen Boot (Rafting Trip Rio Pacuare) - erinnert ihr euch?

Bin gerade in der Gegend von Monteverde und habe wie von euch empfohlen die Extremo Canopy Tour mitgemacht. Ich gebe zu, kurz vor dem Tarzan Swing war's mir nicht ganz so wohl... Glücklicherweise half mir einer der Guides mit ein paar aufmunternden Worten beim Sprung in die Tiefe - sein Kommentar betreffend Ausrüstung war "Oh, it's broken" soweit ich mich erinnere. :-) Wie auch immer, ich hab's überlebt und durfte zum Abschluss die phänomenale Aussicht während des Superman Seils geniessen.
Alles in allem war es einfach Hammer und ich kann's nur weiterempfehlen!

So, nun muss ich los - der Nightwalk durch den Regenwald wartet auch mich. Wünsche euch alles Gute und weiterhin viele schöne & unvergessliche Erlebnisse während eurer Reisen.

Gruss - Marco

  Marco Studer Oct 10, 2009 8:14 AM

 

 

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