Tach zusammen, oder frei ins Spanische
übersetzt: Buenas! Vor vier Monaten hatte ich es hier in diesem Blog
„angedroht“, dass ich wieder Teil der Graz`schen Reisegruppe sein
werde – jetzt löse ich mein Versprechen ein: it`s Schnittchen-time
again!!! Für alle Lese-Quereinsteiger und Kurzzeitgedächtnishaber:
Schnittchen, so hat mich Steffen getauft; wir beide sind alte
Schulfreunde und hatten im Mai schon zusammen Peru bereist –>
siehe Blog-Eintrag: „Spinning, die Zweite!“ …. und weil das so
gut geklappt hatte, hab ich gleich noch mal zwei Wochen mit Steffen
gebucht – diesmal Costa Rica! Was ich jetzt schon verraten kann:
der Neid wird euch aus den Augen springen, einige von euch werden aus
dem Kopfschütteln nicht mehr rauskommen und wieder andere werden
einfach sagen: Respekt! Möglicherweise wird es auch ein paar wenige
geben, die einfach zu dem Schluss kommen: die haben doch einen an der
Waffel. Neeee, haben wir nicht – wir haben sogar zwei!!!! Warum?
WEITERLESEN... ;-)
Nachdem mich Steffen in gewohnt alter
und bereits bewährter Form vom Flughafen abgeholt hatte, (diesmal
hab ich ihn auch ohne Schild erkannt und bin NICHT an ihm
vorbeigerannt, wie damals in Lima) gab`s erst mal Geschenke aus good
old germany für den Bub: aus meinem Rucksack zog ich die heiß
ersehnten Brezeln, die Steffen bei mir bestellt hatte. Eine hat er
gleich noch am Flughafen verdrückt – ich kann`s ihm nachfühlen.
Nach 10 Monaten quer durch Vollkorn-abstinentes Land ohne Backkultur
würde ich auch nach diesem Gaumengenuss lechzen. Fast wäre es nicht
zu der feierlichen Übergabe gekommen, da Lebensmittel einführen in
Costa Rica für Touris verboten ist und mir beim letzten
Röntgen-Check kurz vor dem Ziel im Flughafen in San José mein Apfel
abgenommen wurde. Seufz! Da dachte ich schon, ohje, jetzt haben die
Bretzeln 16 Stunden Flug und 2 Zwischenlandungen überlebt und jetzt
kurz vorm Ziel ist „game over“?! Da der Latino als solcher
Backwaren in der Form aber eh nicht kennt, hielten die Securities das
verschnörkelte Zeug vermutlich für nichts Essbares und somit war
ich durch.... zur Freude Steffen`s!!!
Nach einem kurzen Begrüßungsritual
ging`s mit dem Bus weiter in unser Hostel, eine Art Villa Kunterbunt
im Hippie-Style, das vor kurzem von einem jungen Ami-Pärchen
übernommen wurde. Einchecken, ab in die Waagrechte, ein bisschen
Palaver, zu mehr war ich an dem Abend nicht mehr fähig... das hat
Steffen auch gleich gemerkt, denn mitten im Gespräch bin ich einfach
weggeknackt …. Na dann Gute Nacht! ;-)
Am nächsten Tag haben wir dann erst
mal San José unsicher gemacht, wobei es da nicht viel zum „unsicher
machen“ gab. Trotz des Prädikats „Hauptstadt“ ist San José
eher ein Kaff, die Straßen schachbrettartig angeordnet, wie
Mannheim, wobei es in Costa Rica keine Straßennamen oder Quadrate
gibt. Die Wege sind meistens zweispurige Einbahnstraßen und
durchnummeriert. Rote Ampeln dienen auch hier nur zur Zierde, wie in
ganz Südamerika, und das wichtigste Teil im Auto ist die Hupe! Nach
unserer eher unspektakulären Tour durch die Stadt zurück im Hostel
angekommen, vertrieben wir uns die Zeit mit lustiger Konversation mit
zwei unserer Mitschläfer in unserem 14 Betten-Zimmer, mit Chris aus
Texas und Javier aus Boston, der aber eigentlich aus der
Dominikanischen Republik kam. In einem lustigen Kauderwelsch aus
Englisch, Deutsch und Spanisch unterhielten wir uns über Gott und
die Welt, kochten zusammen und verbrachten einen netten Abend. Dass
ich an dem Abend wieder komplett weggeknackt bin, während Steffen
mir was vorlas, erwähne ich jetzt besser nicht, sonst entsteht noch
der Eindruck, ich sei nicht belastbar...vom Gegenteil könnt ich euch
später noch überzeugen. Ich behaupte jetzt einfach mal, es lag an
der Luft! ;-)
Steffen und ich hatten beschlossen, am
nächsten Tag Richtung Norden nach La Fortuna zu fahren, um uns dort
einen der drei Vulkane des Landes anzuschauen. Das Kuriose: der
Arenal ist zur Zeit der einzige, der noch aktiv ist. Nach einem
ausgiebigen Düscherle ging`s ab in Richtung Busbahnhof. An dieser
Stelle sei erwähnt, dass es während unserer Reise durch Costa Rica
eine fast 100-prozentige Steigerung der
Körperreinigungs-Möglichkeiten gab. Zur Erinnerung: in Peru war aus
Mangel an allem zum Teil nicht mal Katzenwäsche möglich, was uns
aber nicht weiter gestört hatte, denn gestunken wurde im Kollektiv.
;-) Nach 4 Stunden Busfahrt kamen wir am späten Nachmittag in La
Fortuna an. Die Distanzen in Costa Rica sind echt lachhaft, denn in
Peru waren wir zwischen 16 und 22 Stunden unterwegs, um von A nach B
zu kommen. Costa Rica ist ja auch nur knapp 120 km breit und an der
längsten Seite, der Pazifikküste, rund 1.000 km lang.
La Fortuna liegt am Fuße des Vulkans
Arenal. Vor 41 Jahren brach er das letzte Mal richtig aus, begrub 4
Dörfer unter sich, 80 Menschen starben, außerdem zigtausend Vieh.
Mittlerweile ist die Seite des schönen Kegels, die man von der Stadt
aus sieht, wieder grün bewachsen. Der Vulkan begrüßte uns mit
einer Spitzen-Sicht, was keine Selbstverständlichkeit ist, denn
normalerweise hüllt sich der Arenal gerne mal in ein Wolkenmeer
ein. Nicht so an diesem Tag – klare Sicht bis an die Spitze.
Nachdem wir das übliche Gringos-über-den-Tisch-zieh-Palaver („We
have a special tour for you, you get 20 % discount, nice rooms, best
prices, bla bla bla...) der Einheimischen an der Busstation ohne
größere Verluste unbeschadet überstanden hatten, ging`s nach einem
kurzen Hostel-Vergleich in eine nette Unterkunft mit Garten unterhalb
des vulcano. Und zum dritten Mal infolge schlummerte ich, Sekunden
nachdem ich in der Waagrechten war, einfach weg.... Steffen ist zum
Glück nicht nachtragend. Wie gesagt: muss an der Luft liegen.
Für den nächsten Tag buchten wir eine
Tour: Vulkan gucken, wie er Lava spuckt und Baden in heißen Quellen
und zwar in natürlichem Umfeld. Die Betonung lag auf „dem
natürlichen Umfeld“ - warum, sollten wir später noch erfahren.
Den Vormittag verbrachten wir nach unserem inzwischen liebgewonnenen
Frühstücks-Ritual „Ananas köpfen und unter
Verzückungs-Geschmatze genüsslich vertilgen“ mit Abhängen im
Garten, und zwar im wahrsten Sinne: Steffen in seiner von mir
mitgebrachten eigenen, leuchtend grünen, ich in der Hostel-eigenen
Hängematte.... und immer den Vulkan im Blick. Um drei wurden wir
dann zu unserer Tour abgeholt. Weil der Vulkan in all den Jahren nach
seinem Ausbruch mehrfach seine Lavafließrichtung geändert hatte,
mussten wir einmal um 180 Grad auf die andere Seite chauviert werden,
um dem Spektakel beiwohnen zu können. Je näher wir kamen, desto
karger wurde der Kegel. Mit dem Auto ging`s mitten in die Wallachei,
eine holprige Angelegenheit, die Stoßdämpfer hatten Spaß, unsere
Knochen bedingt auch. Nach einer kleinen Tour durch den Wald, bei der
wir auch Tukane, die tollen, exotischen, schwarzen Vögel mit den
bunten Schnäbeln, gesehen hatten, kamen wir noch bei Tag am Fuße
des Vulkans an. Zwischen uns und dem Arenal lagen allerdings noch
Luftlinie 500 Meter. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen
flogen unter Gedonner und Gekrache kleine Steinbrocken aus dem
Schlund und rollten dampfenderweise den grauen Abhang Richtung Tal.
Durch das Fernglas konnten wir sogar ab und zu ein bisschen was Rotes
glühen sehen.
Mittlerweile dämmerte es und unser
Guide führte uns zurück durch den Wald an eine andere
Aussichtsstelle. Versprochen wurde uns ein Lavastrom – sagen wir
mal so: die Bilder lassen dies zwar vermuten, Steffen hat jedoch die
Fotos 90 Sekunden dauerbelichtet. Unterm Strich war`s eher ein
Hüsterle als ein aktiver Rauch oder gar ein Ausbruch.
Nun ja. Wir
hatten unser Highlight aber für den Abend noch vor uns, denn es ging
in die heißen Quellen, ganz natürlich versteht sich. Auf halber
Strecke nach La Fortuna hielt unser Guide das Auto auf einem
Schotterplatz neben der Straße an. Wir raus. In leichtes, angenehmes
Laternenlicht gehüllt sahen wir das schmiedeiserne, geschwungene Tor
und den großen Schriftzug „Tabacón Hot Springs“- Tabacón heiße
Quellen. Hinter dem Tor erhaschten wir einen Blick auf den Garten,
der vermutlich schön gewesen sein musste. Erfahren werden wir es
nie, denn unser Guide steuerte schnurstracks die andere Straßenseite
an, die weniger einladend war. Sie war nämlich stockdunkel. Eine
Schranke und das Lichtspiel von den gegenüberliegenden Laternen ließ
erahnen, dass sich dahinter ein abschüssiger Schotterweg befand. Wir
also unserem Guide hinterher. An dieser Stelle möchte ich dem
Erfinder meiner 1A-Stirnlampe und Globetrotter für den Versand jener
dieser danken. Ohne sie wäre ich in dieser Situation aufgeschmissen
gewesen. Am Ende des Schotterwegs ging`s eine Böschung hinunter. Das
Rauschen eines Flusses war zu hören. Unser Guide signalisierte uns,
dass wir unsere Schuhe ausziehen sollten, um durch den knöcheltiefen
Fluss waten zu können. Wir taten wie uns befohlen und jauchzten, als
wir in dem Nass vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen. Das
Wasser war angenehm warm. Das waren nun also unsere „natürlichen
heißen Quellen“, mitten unter einer Brücke, wie meine Stirnlampe
beim Ausleuchten der Umgebung verriet. Am anderen Ufer angekommen
entledigten wir uns unserer Klamotten und unser Guide fuchtelte mit
den Händen und signalisierte uns, dass unterhalb ein „Becken“
sei – völlig natürlich... is klar! Spaß hat`s trotzdem gemacht
und es war trotz der etwas, sagen wir mal, ungewöhnlichen Umgebung
und Umstände doch sehr entspannend. Das Wasser hatte schließlich um
die 40 Grad. Dass wir nach dem Geplantsche diesmal beide sofort
eingeschlummert sind, verwundert nicht. ;-)
Am nächsten Tag war Böötchen-Fahren
angesagt. Wir hatten uns entschieden, als nächstes im Nebelwald
Station zu machen – der liegt von La Fortuna aus weiter
südwestlich. Um nicht einen halben Tag zu verlieren, entschlossen
wir uns für die im Reiseführer angepriesene Jeep-Boot-Jeep-Tour
nach Monteverde. Hört sich mords-toll an, dahinter verbirgt sich
allerdings: Abholservice mit dem Auto zum künstlich angelegten
Stausee, dann Umsteigen auf`s Boot, nicht mal eine Stunde über den
See schippern und am anderen Ende wieder in einen Van steigen.
Landschaftlich kamen wir uns auf dem Boot zeitweise wie in
Österreich, der Schweiz oder im Schwarzwald vor. Sattgrüne Wiesen,
Berge und Weiden, auf der ab und zu auch mal eine Kuh stand. Echt
schön. Bei strahlendem Sonnenschein ging`s weiter in`s Hochland.
Dort gab`s noch mehr Kühe. Einer der größten Arbeitgeber in der
Region im Nebelwald war lange Zeit die Käsefabrik. Jetzt ist
Monteverde (übersetzt: der grüne Berg) und das Nachbar-Kaff Santa
Elena aber für was ganz anderes bekannt. Ich hatte zu Steffen nur
gesagt, „das mit dem Seil will ich aber auch machen“... und weil
Steffen für alles offen und relativ schnell zu begeistern ist,
willigte er ein. Was sich hinter „das mit dem Seil“ verbirgt,
seht ihr am Anfang des Berichts..... huldigen könnt ihr uns danach!
In Santa Elena waren wir zwei Nächte
ganz familiär untergebracht, im Hostel von Ronny und seiner Frau und
den drei Kindern: Jasmin, Daniel und Jeremie und nicht zu vergessen
dem tolpatschigen Hundewelpen Camilla. So ein schnuffiger Hund, zu
unserer Freude mit viel Spieldrang und noch mehr Tollpatschigkeit
gesegnet. Davon zeugte auch ein kleiner Gips am Hinterbein, als wir
ankamen. Steffen und ich haben beschlossen, uns gemeinsam einen Hund
zuzulegen, wenn er wieder in Deutschland ist. Zu verhandeln wäre
allerdings noch die Rasse und der Name. Steffen besteht darauf, dass
es ein Rauhaardackel wird und dass er Wurzel heißt..... ich weiß ja
nich`. Andere Vorschläge nehmen wir SEHR GERNE entgegen. In einem
Anflug aus Nostalgie und Infantilität haben Steffen und ich unserem
alten Englisch-Lehrer, Herrn Katzenmayer, eine Karte aus Monteverde
geschrieben. Und ich behaupte immer noch, dass er den tollsten Arsch
des Lehrerkollegiums hat...hatte er zumindest während unserer
Schulzeit. In den zwei Jahren unseres Englisch-Grundkurses hatten wir
es glaub ich nur einmal geschafft, die immer wieder in Aussicht
gestellten Mohrenköpfe zu bekommen, denn irgendeiner von uns Nasen
bekam es bei den Klausuren immer fertig, einen Fehler in`s Datum zu
bauen....Seufz! Herr Katzenmeyer hatte es nicht leicht mit uns, wir
ihn aber gern.
Einen Tag nach unserem bisherigen
Reisehighlight besuchten wir das Natur-Reservat in Santa Elena,
mitten im Nebelwald. Riesige Bäume mit übergroßen Wurzeln,
Atomblätter und viiieeel viiieeel Grün erwartete uns da. Aber auch
Kolibries gab`s zu sehen – echt ein beeindruckendes Schauspiel,
diese Minivögel.
Zu erwähnen wäre noch, dass Steffen
in Santa Elena zum Abendessen Kässpätzle geschabt hat, da unser
Käse zum Belegen für die nicht vorhandenen Brötchen nicht mehr
taugte. Und so brachten wir etwas schwäbische Kultur nach Costa
Rica. Den Kindern hat`s geschmeckt, wie auch die aus Deutschland
mitgebrachten Gummibärchen.... Haribo sei Dank.
Nach unserer Tour durch das Reservat
ging`s am selben Tag noch weiter mit dem Bus, weiter südlich,
Richtung Pazifikküste, nach Puntarenas. Die Stadt lässt sich mit
nur einem Wort beschreiben: pott-hässlich! Absolut nicht sehenswert.
Puntarenas war früher eine der wichtigsten nationalen Hafenstädte.
Als wir ankamen glich sie aber eher einer Geisterstadt. Die meisten
Läden waren zu und nur zwielichtige Gestalten auf der Straße. Die
Zimmer werden hier auch gerne Stundenweise vergeben. Nun ja, wir
kamen relativ billig für ein paar Stündchen unter und vergaßen
aufgrund unserer Müdigkeit, was sich in den Betten schon abgespielt
haben muss. Und in genau solchen Situationen lobe ich mir meinen
Schlafsack!
Am nächsten Morgen ging`s früh raus,
denn wir wollten weiter an der Küste entlang, nach Jacó. Die Stadt
gilt als Surferparadis: überall nur ober-coole Typen mit Board
unterm Arm, entweder auf dem Weg zum Strand oder
Schnecken-checkenderweise, mit Sonnenbrille im Gesicht auf dem Sprung
in die nächste Kneipe. Steffen und ich kamen zu dem Schluss, dass
wir einfach zu uncool sind. Man muss auch nicht überall mitgemacht
haben. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Müsli, Früchten,
Joghurt und Pancakes beschlossen wir „einen Lauen“ zu machen und
mal zu gucken, was der Strand zu bieten hat. Sagen wir mal so: beim
Fotografieren konnte man sich taktisch so hinstellen, dass der
Eindruck entsteht, es sei ein Traumstrand mit Palmen gewesen. Anders
ausgedrückt: es gibt sicher unschönere Orte, an denen man sich
Mitte September bei Sauna-Temperaturen aufhalten kann. Basst scho!!!!
Abends ging`s dann ganz Gringo-like zum
Pizza-Essen, nicht zum Italiener, sondern, wie sich rausstellte, zum
Schweizer. Adrian hieß der Besitzer, ein Mitfünfziger, der schon
seit fast 2 Jahren in Jakó wohnt. Er erklärte uns, dass der Ort
„das Mallorca der Amis“ sei – Amtssprache Englisch. Oder wie
Steffen sagen würde, „totales Gringo-Landia“ eben. Völlig
überteuert, bis auf wenige Ausnahmen und in einer saßen wir. Die
Pizza war spitze und zum Salat gab`s selbstgebackenes ECHTES Brot.
Steffen war darüber so verzückt, dass Adrian ihm anbot, einen Laib
für den nächsten Tag mitzubacken. Da musste Steffen nicht lange
überlegen, der Brothandel stand.
Nach einer verschwitzten Nacht machten
wir uns morgens in den Nationalpark Carara auf, nicht weit von Jacó.
Der erste Bus fuhr uns quasi vor der Nase weg, also nahmen wir halt
den nächsten.... wir hatten ja Zeit. Dort angekommen, entschlossen
wir uns, gegen den Rat der Ranger, zu einer ungeführten Tour alleine
durch den Wald. Uns wurde allerdings prophezeit, dass wir keine Tiere
sehen würden. Bei der Tour für 20 Dollar pro Person wäre die
Wahrscheinlichkeit, Tiere zu sehen, viel höher. „Neeeee, is
kla“... dachten wir uns und stiefelten los. Und, was soll ich
sagen, das erste Tier ließ nicht lange auf sich warten: eine
Mischung aus einer übergroßen Ratte und einem eingelaufenen
Känguru. Weiter ging`s mit einem Nasenbären, vielen Echsen,
Schmetterlingen, einer Art Rebhuhn, anderen Vögeln, einer
Schildkröte, einem Frosch und TATAAAA: zwei Schlangen. Steffen
findet diese Tiere ja ganz faszinierend, meine Laolawelle für die
Viecher geht im Koordinatensystem eher gegen 0. Über die erste
Lanzenotter wäre ich fast drübergestolpert. Blödes Ding echt.
Steffen wiederum hat an dem Tag, mehr oder weniger, seinen zweiten
Geburtstag gefeiert. Denn: im Gegensatz zu mir hatte er keine festen
Wanderschuhe, sondern Flipflops an. Er wäre fast auf die Babyausgbe
der Schlange gedappt. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten
war, dass es sich bei den zwei Lanzenottern um die giftigste und
weitverbreitetste Schlange in Costa Rica handelte. 80 Prozent der
Schlangenbisse werden von ihr verursacht. So im Rückblick betrachtet
waren wir echt leichtsinnig. Ist ja noch mal gut gegangen.
Nach unserer Tour durch den Park ging`s
mit dem Bus 2 km weiter zur berühmt berüchtigten Krokodilbrücke.
Warum sie so heißt wird beim Blick nach unten schnell klar: auf den
Sandbänken und am Ufer sonnen und tummeln sich jede menge dieser
pussierlichen Tierchen. Wir kamen beim zählen auf 20. Was sich
allerdings in der braunen Dreckbrühe noch aufhielt ließ sich nur
erahnen. Adrian, unser schweizerischer Haus-Brot- und Hof-Pizzabäcker
erzählte uns an diesem Abend, dass es immer noch Menschen gibt, die
trotz jeglicher Warnungen in diesen Gewässern baden. Vor ein paar
Monaten sei ein Kind nicht mehr vom Schwimmen wieder gekommen. Auch
nicht schön, als Kleingehacktes in einem Krokodilmagen zu landen?!
Nun ja, uns gefiel dagegen die Vorstellung, am nächsten Morgen das
frischgebackene Brot von Adrian zu vertilgen, dass wir inzwischen bei
ihm abgeholt hatten.
Nach einer weiteren verschwitzten Nacht
hieß es ganz früh Rucksäcke packen, denn unser Bus fuhr um 5 Uhr.
Da Steffen und ich während unseres Urlaubs zu Frühaufsteher mutiert
sind, machte uns das nichts aus, denn bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit
lässt sich einfach nicht gut schlafen, bzw. man ist einfach froh,
wenn der Saft an einem in der Senkrechten abperlen kann. Unsere
geplante Route für den Tag: vom Pazifik zur Atlantikküste. Wir
hatten 120 km vor uns. Unsere Tour führte uns zunächst mit dem Bus
zurück in die Hauptstadt San José, nach einem kurzen
Busterminal-Wechsel ging`s weiter nach Siquirres im Nordosten des
Landes und dann ab mit dem Bus nach Cano Blanco, kurz vor der
Atlantikküste. Unser Ziel: ein verschlafenes 450-Seelen-Dörfchen
namens Parismina, das nur mit dem Boot erreichbar ist. Gegründet
wurde der Ort der Legende nach durch eine schwangere Frau, bei der
während ihrer Reise an der Karibikküste die Wehen einsetzten. Ihr
Begleiter sagte damals zu ihr: „Aqui pares, Mina!“ – was
übersetzt heißt: „Hier kommst du nieder Mina!“ So bekam das
Dorf seinen Namen.
Das letzte Teilstück im Bus von
Siquirres nach Cano Blanco ging vorbei an Bananenplantagen,
anderthalb Stunden in einem baufälligen Bus, der komische Geräusche
machte, über eine Schotterstrecke, die quasi nur durch Schlaglöcher
bestand. Ich bin mir fast sicher, dass dieser Bus keine Stoßdämpfer
besaß. Das war ein geholper und gehopse. Als wir nach gefühlten
Stunden endlich am Bootssteg ankamen hatte ich schlechte Laune.
Dieser Zustand änderte sich schlagartig wieder, als wir im Böötchen
nach Parismina saßen, denn die rasante Fahrt entschädigte,
zumindest mich, für das Gegurke davor. Es ging vorbei an
Wasserbüffel und purer Natur. Rechts und links entlang des Flusses
wuchsen Benjamini, Palmen und anderes tropisches Gesträuch, für das
wir Europäer bei IKEA in der Pflanzenabteilung regelmäßig viel
Geld liegen lassen, um uns diese exotischen Pflanzen dann in die
Wohnung stellen zu können. Natürlich in klein und in Seramis
eingetopft.
Nach 10 Minuten Fahrt kamen wir, bei
inzwischen wieder guter Saunahitze, am anderen Bootssteg in
Parismina an. Vicky, eine Amerikanerin die seit über 30 Jahren hier
lebte, hatten wir während der Busfahrt kennengelernt. Sie gab uns
denn Tipp, einmal quer durch`s Dorf zu laufen. Auf dem Grundstück
von Alex, von der Eisenwarenhandlung, gäbe es die Möglichkeit, zu
campen. Und das taten wir dann auch. Zwei Nächte lang. Fern von
jeder Zivilisation. Wobei wir den Luxus mehrere Toiletten mit
Wasserspühlung und Klopapier und sogar von Kaltwasserduschen hatten.
Warmes Wasser wäre eher hinderlich gewesen, denn auch hier frug man
sich just nach der Körperpflege, warum man sich eigentlich gewaschen
hatte, denn auch hier, an der Atlantikseite, war die
Transpirations-Dichte extrem hoch. Schwitz!!!!
Am nächsten Tag inspizierten wir das
Dorf und da wir die einzigen Touris hier waren, wurden wir von allen
herzlich begrüßt. Das Frühstück fiel diesmal rustikal aus. Es gab
„Gallo Pinto“ - übersetzt: „Angemalter Hahn“. Das
traditionelle Costa Ricanische Frühstück besteht aus Reis, Bohnen
und Zwiebeln, wahlweise mit Käse und Spiegelei oder Fleischbeilage.
Steffen schwört drauf, ich`s find`s eher na ja. Mein Magen verträgt
solche Mengen an Essen zu so früher Stunde noch nicht. Außerdem
will ich morgens was Süßes und nicht ein Mittagessen. Nun ja,
andere Länder.... Nach unserem Früh-Mittag-Stück-Essen ging`s mit
dem Boot wieder rüber nach Cano Blanco, wo wir in der Nähe eine Art
botanischen Garten anschauen wollten.
Empfangen und herzlich begrüßt wurden
wir dort bereits am Eingang von Victor und seiner Frau Isaura, die
sich hier ein kleines Paradies erschaffen haben. Unzählige Blumen
und tropische Pflanzen wachsen dort. Das Kuriose: Viktor hat sie alle
selbst vor sieben Jahren gepflanzt. Damals hatte er entschieden,
seinen Lehrerjob in der Hauptstadt an den Nagel zu hängen und einen
auf „Botaniker“ zu machen. Und das lebt er jetzt. Er kennt nicht
nur jede Pflanze, er kann auch unheimlich mitreißend erzählen und
man merkt einfach, dass er seinen Traum lebt.
Am nächsten Tag hieß es wieder früh
raus, denn wir hatten vor, mit Vicky`s Sohn eine Bootstour durch den
Kanal von Parismina zu machen. Jason wartete schon gegen halb 7 auf
uns am Steg, und dann ging`s ab in die Natur. In den drei Stunden
haben wir Brüll- und Klammer-Affen, ein Faultier, Fledermäuse,
einen Schwarm Tukane, jede menge anderer Vögel, blaue Krebse, ein
Babykrokodil, Leguane und einen Bluejeans-Frosch gesehen. Außerdem
gab`s eine leckere Kokosnuss zum Frühstück. Sensationell.
Am Nachmittag ging`s weiter zu unserem
letzten großen Abenteuer, zum Raften nach Turrialba. Während der
Überfahrt nach Cano Blanco fing es an zu regnen und zwar wie aus
Eimern. Es hörte erst wieder auf, als wir in Turrialba ankamen, aber
auch nur, damit wir halbwegs trockenen Fußes zu unserem Hostel
kommen konnten. Klar, es ist grad Regenzeit, aber würde uns das
Wetter genau jetzt zum Schluss noch einen Strich durch die Rechnung
machen?! Unsere Philosophie: „Wenn Engel reisen!.... ging auch
diesmal auf, und als wir am nächsten Tag zu unserer gebuchten
Rafting-Tour abgeholt wurden, schien wieder die Sonne. Und dann
ging`s ab: 4 Stunden und 28 km lang den Rio Parcuare nach Siquirres
runter. Spitzen-Erlebnis!
Impressionen gibts hier!!! (bitte hier klicken!)
Was wir für ein Glück mit dem Wetter
hatten, zeigte uns am nächsten Tag der Blick aus dem Fenster: es
regnete!!!! Unseren vorletzten Tag begannen wir ganz gemütlich mit
einem klassisch-deutschen Frühstück. Es gab Müsli, zuckersüße
Ananas, Papaya, Joghurt und Kaffee. Nach dem Packen und vor der
Abfahrt zurück nach San José gab`s noch einen Abstecher zu einem
Schlangen-Zentrum in der Nähe von Turrialba. Auch hier waren wir die
einzigen Touris und bekamen eine Sonderführung. Erst hier wurde uns
bewusst, wie viel Glück wir eigentlich bei unserer Tour durch den
Nationalpark am Pazifik gehabt hatten, denn die Schlangen scheinen
sich hier in Costa Rica quasi zu einer Plage verbreitet zu haben.
Quasi unter jedem Blatt oder Strauch kann sich so ein Vieh
verstecken. Vor allem durch das Abholzen des natürlichen Lebensraums
für Plantageflächen sei die Population sprunghaft angestiegen,
erklärte uns der Leiter des Zentrums. Er hat dem Unwissen über
Schlangen den Kampf angesagt. Die Regierung, sagt er, ignoriert das
Problem, deshalb schult er auf eigene Faust Plantagenarbeiter, Bauern
und Kinder, damit sie wissen, wie sie sich zu verhalten haben,
sollten sie mal die unangenehme Bekanntschaft mit einer Schlange
machen müssen. Zum Abschied „zauberte“ er noch Pamela hervor –
einen Rotaugenfrosch.
Tja, und morgen ist nun schon wieder
alles vorbei. Dann geht`s für mich zurück nach good old germany. Es
war mal wieder ein Spitzen-Urlaub mit Steffen. Wobei ich anmerken
muss, dass ich das überhaupt nicht fair finde, dass Steffen viel
weniger Moskito-Stiche abbekommen hat als ich. In Jacó war`s einen
Tag sogar so schlimm, dass ich kurzzeitig mein rechtes Handgelenk
verloren hatte. Kein Witz: beim Aufwachen war mein Handgelenk durch
einen Stich zur Presswurst angeschwollen. Nicht nur, dass es völlig
bescheuert aussah, es hat auch gejuckt wie bekloppt. Dank Salbe aus
der Apotheke bekam ich mein Handgelenk einen Tag später wieder
zurück. Die Dinger stechen übrigens auch durch Klamotten. Also
mich,.... Steffen nicht.
Wir hatten jede menge Spaß, haben viel
erlebt und würden, mit einer Ausnahme, alles wieder so machen: keine
Flipflops mehr in irgendwelchen Nationalparks anziehen. Costa Rica
ist auf jeden Fall eine Reise wert. …. und vielleicht klappt`s ja
ein drittes Mal, Steffen auf seiner Reise zu begleiten – vielleicht
im Februar oder März. Mal schauen, wo wir da rauskommen. Seid
gespannt, wenn es wieder heißt: it`s Schnittchen-time again!!!!!
Macht es gut, eure Steffi ;-)