Hola aus Paraguay!
Nachdem ich jetzt die großen Emotionen der Iguazu-Fälle hinter mir gelassen habe, bin ich nun in Paraguay. Der erste Eindruck, den ich in Ciudad del Este, von diesem Land bekommen habe, war zum Glück der Falsche. Denn diese Stadt ist mit Abstand eine der schrecklichsten Städte die ich bisher gesehen habe. Von Brasilien aus kommt man über die „Puente de Amistad“, die Brücke der Freundschaft nach Paraguay und dort ist es so ganz anders! Sehr dreckig, ganz komische Typen, die einen entweder verfolgen und/oder ständig ansprechen, überall Männer mit wirklich großen Gewehren und Waffen und das sind keine Polizisten, Kinder laufen in Lumpen durch die Strassen, Armut ist sehr offensichtlich und mein Gefühl sagte mir: „Halte dich hier nicht zu lange auf!“. Leider hat der Bus, mit dem ich nach Paraguay fuhr nicht an der Grenze angehalten um mir meinen Einreisestempel abzuholen, und so durfte ich bis zum Busterminal fahren, meine Rucksäcke abgeben, dort auf einen Bus warten, der an die Grenze zurückfuhr, dort aussteigen, den Pass stempeln lassen, Bus zum Terminal suchen um dort dann wieder ein Bus nach Asunción zu finden, denn eine Nacht wollte ich hier nicht verbringen. Die Busfahrt war sehr angenehm doch wurde sie immer länger und länger. Angekommen sind wir dann abends als es schon dunkel war!!! Uhhhh!!! Vorsicht! Ich stelle da immer mit meinem großen Rucksack ein gefundenes Fressen für „nette Menschen“ dar! Also hab ich mir dann in meinem Reiseführer ein Hotel rausgesucht und mir, um da hinzukommen, ein Taxi genommen. Die Fahrt war sehr lange, doch der Taxifahrer und ich hatten großen Spaß. Er war sehr nett und fand letztendlich auch das nette Hotel. Dort bekam ich dann ein Einzelzimmer mit Klimaanlage und eigenem Bad für 8 Euro, ein Luxus den ich mir sehr gegönnt habe, da es hier in Asunción wirklich sauheiß ist! Geschlafen habe ich sehr gut! Am nächsten Morgen ging ich dann auf Erkundungstour und nach 2 Stunden hatte ich eigentlich alles gesehen, was die Stadt so zu bieten hat. Doch einen gewaltigen Unterschied bietet die Stadt zu allen anderen Großstädten meiner bisherigen Reise, die Menschen sitzen hier überall zusammen und trinken Tereré, das ist Mate mit kaltem Wasser und Eis, welchem zerstoßene frische Kräuter, wie z. B. Minze oder Ingwer zugesetzt wurden. Und das ist wirklich sehr sehr lecker und erfrischt ungemein. Dieses Wasser transportieren die Einheimischen in ihren Thermosflaschen, die sie überall mit sich herumtragen. So setzte ich mich also mit meinem 2 Liter Krug dazu und plauderte mit den Leuten. Das gefiel einem so sehr, dass der mich am Sonntag zum Essen einlud! Das ganze dauerte so ca. 2 Stunden, und war sehr schön. Danach ging ich essen. Sehr lecker. Eine Suppe mit Fleisch. Na ja wenigstens keine Pommes. Armut ist in Asunción auch ein sehr großes Thema. Kinder in dreckiger Kleidung, Lumpen und auch teilweise nur mit einer Unterhose sind in bestimmten Gebieten der Stadt häufig zu sehen. Auf großen Plätzen, wie dem Plaza Uruguaya zelten Leute in „Müllzelten“ Dort sind auch die hygienischen Verhältnisse sehr sehr schlecht! Man riet mir davon ab, mich auf diesen Plätzen aufzuhalten, was ich auch sehr gut verstehen kann.
Die Einladung sonntags zum Essen nahm ich letztendlich doch nicht an, da ich nicht noch 2 weitere Nächte in Asunción verbringen wollte, nur um auf das Essen zu warten. Weiter führte mich meine Reise in ein Gebiet das Chaco heißt und von Mennoniten bewohnt und bewirtschaftet wird. Mit dem Bus fuhr ich dann am Samstag nach Filadelfia, der Hauptstadt des Frischkäses (kleiner Scherz), natürlich des Chacos. Das Besondere hier ist, das alle Mennoniten plattdeutsch sprechen. Und das ist schon sehr skuril, mitten in einer sehr unwirtlichen heißen Gegend, in der Mitte von Nirgendwo, spricht man deutsch. Das Hotel in dem ich untergekommen bin gehört der mennonitischen Gemeinschaft. Das Problem hier ist, dass man nicht weiß mit wem Spanisch und mit wem man Deutsch sprechen kann und soll. Im Hotel habe ich dann Susanne aus Berlin kennen gelernt, die derzeit Deutschlehrer in Asunción ausbildet. Mit ihr zusammen sind wir dann abends bei einer mennonitischen Familie eingeladen gewesen. Das war schon etwas skuril. Mitten im Chaco in Paraguay, sitzt man in einer Runde und unterhält sich auf deutsch. Zu Essen gab es Gegrilltes und Salate!!! Wow! Trotzdem wirkte die ganze Runde sehr gekünstelt und surreal! Auf der einen Seite sind die Mennoniten sehr "traditionsbewußt" und versuchen Ihre Gemeinschaft geschlossen zu halten, und auf der anderen Seite ist es allen klar, dass die Gemeinschaft nach und nach zerfällt. Na ja eine Erfahrung war's wert. Sonntags war dann echt tote Hose in dem Dorf, da wirklich alles geschlossen hatte, sogar der Park! So verbrachten wir den größten Teil des Tages am hoteleigenen Swimming-Pool. Abends hatten wir dann das Glück einen Einheimischen zu treffen, der uns mit seinem Auto etwas durch die Gegend fuhr! Er zeigte uns einen schönen Ort, an dem Einheimische baden gingen und der dortige Sonnenuntergang war sehr sehr schön. Gefahren sind wir alle auf der Ladefläche seines Pick Ups. Was für ein Spaß, das finde ich immer wieder toll. Sowas wäre natürlich in Deutschland nicht möglich. Man muß sich nur gut festhalten.
Am nächsten Morgen zeigte er uns dann noch eine Viehzuchtstation. Dort sah ich dann auch meine erste Schlange. Zuerst dachte ich, sie lebe noch, doch der Einheimische zeigte mir dann doch ihre Giftzähne und erzählte mir, dass er sie gestern Nacht erschlagen habe und sie nachher in kleine Stücke schneiden wird und sie den Vögeln zum Fraß vorwerfen wird. Ich sag nur nen Guten! Nun sitz ich hier im klimatisierten Hotel, da es draußen sehr heiß ist und warte auf meinen Bus nach Bolivien. Um 8 Uhr abends nach Mariscal und von dort aus zwischen 3 und 5 Uhr morgens nach Santa Cruz in Bolivien!
Alles in allem bin ich sehr froh in Paraguay gewesen zu sein, da die Leute hier wirklich sehr sehr nett sind, doch, und das wusste ich schon vorher, gibt es nicht viel zu sehen.
Also bis demnächst aus Bolivien!
Nachtrag (bin schon in Bolivien): Die Busfahrt war nichts Besonderes, aber das Prozedere davor ist es wert, dass Ihr es erfahrt. Von Filadelfia aus mußte ich nach Mariscal fahren. Das dauerte ca. 1 Stunde. Dort ist dann der Grenzposten, an dem alle Busse, die von Asunción kommen anhalten und ich dort dann zusteigen kann. In Filadelfia empfahl man mir ein Ticket zu kaufen, nicht dass der Bus voll ist. Ich folgte diesem Rat und war damit sehr schlecht bedient, denn: Um 21.45 Uhr war ich in Mariscal an dem Grenzposten, der geschlossen war. Es gab nur noch eine Tankstelle, die um 22 Uhr schloß. Auf der Fahrt nach Mariscal erfuhr ich, dass täglich 3 Busse nach Bolivien fahren und in Mariscal halten. Der erste Bus kam um 1.30 Uhr, der zweite um 2 Uhr und meiner um 3.30 Uhr!!!! Geschlafen habe ich neben der Zapfsäule in der Tankstelle, da es zu regnen anfing. Doch als mir der erste große Käfer über den Hals kroch, bin ich auf die Kühltruhen umgezogen. Toll oder?!