20 Stunden Bus und ich bin in Bolivien!!!
BOLIVIA | Monday, 30 March 2009 | Views [1708] | Comments [6]
Hola Chicos y chicas,
nach einer erlebnisreichen Busfahrt (siehe Bericht Paraguay) bin ich nun seit 6 Tagen in Bolivien. Und mein Gefühl sagt mir: „Hier bist Du richtig!“
Nach einer fast 20 stündigen Busfahrt kam ich in Santa Cruz, der größten Stadt Boliviens, an. Der erste Eindruck war: „Stadt? Mir kommt das eher wie eine Ansammlung von Hütten vor!“ Die Straßen waren nicht geteert, die Armut war nicht zu übersehen, Müll überall und der Verkehr ein einziges Chaos! Doch die „Lichtpunkte“ zwischen diesem Ganzen waren die sehr bunt angezogenen Indio-Frauen, mit ihren langen geflochtenen schwarzen Haarzöpfen und ihren wunderschönen Hüten. Auf Ihrem Rücken transportieren sie ihre Einkäufe in einem Tuch, das sie sich um den Hals binden. Das Busterminal war doch etwas chaotischer als die übrigen, die ich bisher gesehen habe. Da ich noch keine Bolivianos hatte (9 Bolivianos = 1 Euro) holte ich mir im Terminal am Geldautomaten 150 Bolivianos und einen Stadtplan am Infoschalter. Da die Unterkunft in der Nähe des Busbahnhofs war und es noch nicht allzu dunkel war, beschloss ich dorthin zu laufen. Nach ca. 15 Minuten kam ich dort an, und fand mich in einer neuen Hostel, mit Swimming Pool, Klimaanlage und Frühstück für 60 Bolivianos wieder. Nachdem ich mir dann im Laden gegenüber noch ein paar Nudeln und Fertigsauce gekauft und diese gegessen hatte, spielte ich mit nem Deutschen, nem Dänen und nem Neuseeländer Tischfußball. Ich war mit Abstand derjenige der am meisten talentfrei war! Na ja lustig wars trotzdem. Als mir meine Mitspieler auf Nachfrage hin erklärten, dass Santa Cruz nichts weiter als eine Stadt sei, beschloss ich am nächsten Tag nach Samaipata zu fahren. Ein kleines Dorf zwischen Santa Cruz und Cochabamba.
Nach Frühstück mit Spiegelei am Pool und anschließendem Bad, fuhr ich dann mit dem Neuseeländer und einem Franzosen nach Samaipata. 2,5 Stunden Fahrt für 25 Bolivianos. Irre günstig! Die Straße war nach den heftigen Regengüssen der letzten Tage zeitweise wegen Aufräumarbeiten gesperrt. Große Mengen an Schlamm und Steine blockierten häufig die Fahrbahn und ich kam mit in dem Taxi teilweise vor wie auf der Rally Paris-Dakar, zumindest was den Schmutz betrifft. Als wir durch den ersten Schlamm fuhren spritzte dieser nur so hoch und „begrub“ das Auto unter einer roten Schlammschicht. Unser Fahrer war ein sehr wichtiger Mann, wie sich im Laufe der Fahrt herausstellte, denn er war der spanische König in Zivil! Er hieß Juan Carlos! Als er uns dann an der Unterkunft in Samaipata absetzte, verabredeten wir uns für 2 Stunden später um die Inka Ruinen anzuschauen. Leider fanden wir doch nicht so schnell Essen wie gedacht, denn die Bolivianer essen früher als in den anderen Ländern, und das einzige Restaurant das geöffnet war, brauchte ewig, bis es uns das doch sehr leckere Essen servierte (Zucchinicremesuppe und Hähnchen mit Gemüse, Reis und Salat). Da wir erst gegen 3 Uhr mit Essen fertig waren, und die Ruinen nur bis 17 Uhr geöffnet waren, beschlossen wir diesen Ausflug auf Morgen zu verschieben um uns heute das Museum und das Dorf anzuschauen. Das Museum war nett, viel Töpferei und ein informativer Film über die Ruinen und das Dorf war schnell besichtigt! Geschlafen hab ich dann gut. Morgens stieß dann noch ein Israeli zu unsrer doch sehr internationalen Gruppe dazu und so fuhren wir dann mit Juan Carlos, durch einen Bach zu den Ruinen, die von der UNESCO zu einem Weltkulturerbe erklärt wurden, und der Weg dahin fast nur mit einem Allrad-Antrieb-Fahrzeug zu bewältigen war. Zu den Ruinen gibt es nicht viel zu sagen, denn die spärlichen Informationen auf spanisch waren auf den Holztafeln doch schon sehr verwittert. Danach fuhren wir dann noch zu „Las Cuevas“, 3 Wasserfällen. Doch leider mussten wir wegen starkem Regen eine Zwangspause einlegen. Nach einer viertel Stunde war dann das Spektakel vorbei und der Weg durch Wald und Fluß frei. Na ja, an die Iguazu-Fälle kommen sie nicht ran, doch schön wars trotzdem. Abends dann noch was gegessen und müde zu Bett gegangen. Tags darauf hieß es dann mal wieder Rucksack packen, die Unterkunft bezahlen, auf dem Markt was essen gegangen und rein in das Taxi, das uns nach Marainá brachte, von wo aus der Bus nach Cochabamba los fuhr. Und hier zeigt sich mir Bolivien das erste Mal von der anderen Seite. Kinder die Zeitungen verkauften und ohne Chance aus diesem Dorf zu „entkommen“, alte Leute die bettelten und junge Leute die gelangweilt vor ihren Häusen saßen. Der Bus war sehr einfach und OHNE TOILETTE, was ich gar nicht mag. Ich fühl mich da immer wie in einem Gefängnis, denn gerade in solche Bussen muss ich erfahrungsgemäß oft den Busfahrer bitten anzuhalten, um dem doch zu menschlichen Bedürfnis des Wasserlassens nachzukommen. Wir 4 waren die einzigen Gringos an Bord, sonst nur Einheimische. Die Fahrt ging durch schöne Landschaften, hinauf auf einen Pass, mit Blick auf einen herrlichen Sonnenuntergang (wir waren über den Wolken). Um 2 Uhr nachts kamen wir dann in Cochabamba an. Der Busfahrer riet uns im Bus zu bleiben und erst wenn es hell wird, mit einem Taxi in die Unterkunft zu fahren. So schliefen wir, und fast alle anderen auch noch, im Bus. Mittags hatte ich mich dann mit Vivian verabredet, einer Bolivianerin aus Cochabamba, die ich in Buenos Aires getroffen habe. Sie bot mir an bei Ihr zu schlafen, während ich in Cochabamba bin. Für 35 Bolivianos nahm ich mir dann doch ein Bett in dem Hostel um doch noch etwas Schlaf ab zu bekommen. Mit den anderen waren wir dann in einer Markthalle essen (Erdnusssuppe & Linsen mit Reis und Kartoffeln für 9 Bolivianos). Sehr lecker und mal was anderes!!! Juhu! Die Stadt ist die kulinarische Hauptstadt Boliviens, was ich sicherlich herausfinden werde :-) So gestärkt fuhren wir dann mit einer Seilbahn auf den Hausberg der Stadt, inklusive einer Jesusstatue, die 0,5m höher als der Jesus in Rio ist und die man im Inneren besteigen kann! Toller Blick auf die 4. größte Stadt Boliviens und ein tolles Schild an der Statue: „Das Urinieren innerhalb von Jesus ist verboten! Strafe 200 Bolivianos!“ (Prohibido de orinar al interior de Cristo! Multa 200 Bolivianos!). Danach sind wir dann zum Markt „La Cancha“ gefahren und dort selbst gemachtes Eis probiert, mit einer älteren Kartoffelverkäuferin geplaudert und viele Klamottenläden, ohne was zu kaufen, abgeklappert. Um 18 Uhr stieg ich dann in ein Taxi und fuhr zu Vivian. Wow super Wohnblock mit Concierge. Sie hat ne tolle Wohnung und ich hab sogar ein eigenes Schlafzimmer mit Bad! Abends sind dann noch ihre Eltern gekommen und wir haben zusammen Humitas gegessen. Das ist eine Art Maisbrei mit Käse gekocht in Maisblättern. Danach sind Vivian und ich dann in eine nette Bar gegangen und haben den Abend bei Mojito, netter Livemusik und zusammen mit ihren Freunden verbracht. Um halb vier lag ich dann sehr müde im Bett. Aufgestanden bin ich heute um 13.30 Uhr. Ein Schluck Kaffee und Vivians Eltern haben uns dann abgeholt um Essen zu gehen. Ein tolles Restaurant außerhalb der Stadt, mit riesigem Garten, sehr hohen Eukalyptusbäumen und Papagaien, de sich in den Bäumen aufhielten. Gegessen haben wir dann eine Spezialität der Stadt, Pampaku, eine Art Barbeque. Das Fleisch (Schwein, Rind, Ente, Hähnchen) wird zusammen mit Kartoffeln (normale, violette und Süßkartoffeln) in ein Erdloch gelegt, mit Asche und heißen Steinen zugedeckt und 4-6 Stunden in der Erde gebraten. Dazu gabs Salat und Saubohnen. Es war ein kulinarischer Hochgenuss, das Fleisch war megazart und die Kartoffeln dazu ein Gedicht! Danach sind wir dann noch in eine Eisdiele gefahren und ich habe mir zum Nachtisch ein leckeres Eis schmecken lassen!
Übrigens Familie Schwarz, nochmals ganz herzlichen Dank für die Einladung zu diesem herrlichen Essen!!!!
Was ich in den nächsten Tagen machen werde weiß ich noch nicht, ich werde Euch aber bestimmt darüber informieren. Versprochen! Also macht's gut und bis bald!
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Tags: bolivien, cochabamba, samaipata, santa cruz