Buenos Dias,
dieses Mal muß ich, den Geschehnissen
zu Hause entsprechend mit einer tollen Nachricht anfangen!
Seit dem 20. August 2009 bin ich
stolzer ONKEL von Lina Hartmann! Ganz liebe Grüße von hieraus an
die stolzen Eltern Heike und Timo Hartmann.
Mit dieser tollen Nachricht im Gepäck
packte ich am Vorabend der Abfahrt meinen kleinen Rucksack und machte
mich morgens mit Susanne, einer Mitreisenden, die ich schon mal in
Lima getroffen habe, auf um den touristisch unberührtesten Punkt der
kolumbianischen Karibikküste zu bereisen, der Halbinsel Guajira,
nahe der venezuelanischen Grenze. Dort würde man anscheinend sehr
wenig spanisch sprechen, denn die dortigen Ureinwohner, die Wayúus,
kommunizieren immer noch in ihrer eigenen Sprache. Mit dem Bus gings
dann der Küstenstrasse entlang nach Riohacha, wo wir einen netten
Mann getroffen haben, der uns zeigte, wo die Fahrzeuge nach Uribia
losfuhren, denn Busse gibt es wegen der „gut ausgebauten“
Feldwegen nicht. Von Uribia aus, stiegen wir dann in einen 22 Jahre
alten Toyota Jeep, dessen Boden so löchrig war, dass man die Straße
sehen konnte. Trotzdem würde er sehr gute Dienste erweisen, sagte
uns der nette Fahrer und stolze Besitzer, dessen Jeep nach einer
halben Stunde Fahrt, mitten im Nirgendwo den Geist aufgab. Der Motor
gab ganz komische Geräusche von sich. Nach längerem Hin und Her,
hatte ich, der technisch absolut unbegabte Sozialarbeiter, die Idee
mal den Ölstand zu kontrollieren, und siehe da, der Motor lief
trocken! Kolbenfresser! Aber, weit und breit nur Kakteen, Sträucher,
Sand und sonst nix! Glücklicherweise hielt kurz darauf hinter uns
ein neuer, moderner Jeep an und bot an uns mitzunehmen. Susanne stieg
ins schon gut gefüllte Führerhaus ein, und Javier, ein netter
Spanier den wir in Uribia getroffen haben, und ich stiegen auf die
Ladefläche, die gestopft voll war. Zwei Fässer Benzin, zwei Räder
mit Stahlfelgen und kein Platz zum sitzen. So nahmen wir auf den
Fässern platz und instruierten den Fahrer nicht zu schnell zu
Fahren, denn zum Festhalten gabs nix. Na ja ich glaub, dass er unsere
Bitte entweder überhört, oder einfach ignoriert hat. Ich schätze
so mit 80 Sachen gings dann nach Cabo de Vela, unserem Ziel. Bei
einigen Kurven und Schlaglöchern ist mir echt warm geworden. Der
Hintern und mein Rücken waren schon gar nicht mehr zu spüren als
wir ca. 90 Minuten später ankamen.
In Cabo de Vela gibt es Unterkünfte
entweder mit Hängematte, Chinchorros, überdimensional großen
Hängematten, oder sehr sehr teure Zimmer. Also Hängematte in einer
Hütte direkt am Strand. So hatten wir Meerblick, Meeresrauschen zum
einschlafen und eine frische Brise, die bitter nötig war. Denn Cabo
de Vela liegt mitten in einer Wüste, die direkt ans karibische Meer
mündet. Ich fand es abends immer noch heiß, doch welche Hitze uns
am nächsten Tag erwarten würde, konnte noch keiner von uns wissen.
Nach dem Abendessen (ganz leckeren frischen Fisch) hab ich dann sehr
sehr gut in meiner Hängematte geschlafen. Übrigens war der
Sternenhimmel wunderschön, denn in diesem Ort gibt es keinen Strom,
nur abends wurden vereinzelt Generatoren angeworfen. Morgens haben
wir dann beim Frühstück ein Pärchen kennengelernt, er Schweizer,
sie kolumbianische Beißzange, ein echter Drachen. Sie hatten einen
Privatchauffeur mit Pick Up gemietet und fuhren so durch die
Halbinsel. Der Fahrer bot uns an auf der Ladefläche platzzunehmen
und so fuhren wir ganz kostenfrei zum „Pilon de Azúcar“, einem
schön geformten Berg, direkt am Meer.
Die Sonne war schon dabei uns
im wahrsten Sinne des Wortes zu grillen. Hier war es zum Glück eine
trockene Hitze und nicht wie im Tayrona Nationalpark, tropisch
schwül. Trotzdem lief mir die „Soße“. Auf den Berg geklettert
und die Aussicht genossen. Toll so etwas hab ich noch nie gesehen.
Hier endet die Wüste direkt am Meer und dieses frisst sich
tatsächlich immer weiter ins Land. Wow! Danach haben wir uns am
Strand, direkt unterhalb ersteinmal erfrischt. Das tat echt gut.
Auf
der Rückfahrt bot uns der Fahrer wiederum an am Abend zum Leuchtturm
zu fahren, von wo man aus einen tollen Sonnenuntergang sehen würde.
Während wir nun durch die Wüstenlandschaft zurück fuhren, kamen
uns Wayúu entgegen. Das war ein tolles Bild, schwarze Paste im
Gesicht (natürlicher Sonnenschtuz aus Schafsfett und einem
Pflanzenextrakt), toll gekleidet und Schafe und Ziegen. So stelle ich
mir auch Afrika vor. Im Ort habe ich dann ganz leckere Langusten zu
Mittag gegessen und Schutz im Schatten vor der Hitze gesucht.
So
haben wir eine Siesta gemacht. Leider kams nicht zu der versprochenen
Fahrt zum Leuchtturm. Na ja. Da uns die Unterkunft doch nicht so
zusagte (der Besitzer war dauerdicht) wechselten wir diese und fanden
uns kurz darauf in netter Umgebung einer Familie wieder!
Der Vater
bot uns an morgen nach dem Frühstück eine Bootstour zu machen, der
wir natürlich zusagten. Javier und ich fragten dann noch, ob es
möglich sei, morgen früh mit zum Fischen zu gehen.
So standen wir
also um 4.45 Uhr auf (OH GOTT) und fuhren mit raus aufs Meer, wo wir
den Sonnenaufgang mit den Fischern genießen konnten. Diese
kontrollierten ihre Netze, und warfen sie dann wieder geschickt
zurück ins Meer.
Sie waren auf Schildkrötenfang. Zum Glück haben
sie den ganzen Morgen über keine gefangen. So kamen wir also mit
leeren Händen zurück, aber toll wars trotzdem. Frühstück und dann
wieder ins Boot, zusammen mit zwei netten Kolumbianerinnen. So fuhren
wir der Küste entlang, an vielen Höhlen vorbei, zum Pilon de
Azúcar. Die Damen bestiegen ihn, und ich genoss einfach den tollen
Strand.
Als nächstes fuhren wir dann zu einer großen Höhle, der
cueva del Diablo, der Teufelshöhle. Der nächste Stop war früher ei
sehr sehr wichtiger Ort für die Wayúus, denn in einer Wüste gibt
es normalerweise kein Wasser und Salzwasser kann man nicht trinken!
Doch das Ojo de Agua, das Wasserauge war die Lösung. Direkt am Meer
gibt es diesen kleine Wasserloch, das Süßwasser enthielt. Wie dies
sein kann konnte uns niemand erklären, doch es war tatsächlich
Süßwasser.
Heutzutage gibt es Wassertransporte auf die Halbinsel
und jede Familie erhält 900 Liter Wasser pro Woche. Klingt viel ist
es aber nicht! Von dort aus sind wir dann nochmal auf einen Hügel
gestiegen, von wo aus man eine super Sicht auf die Umgebung hatte.
Alles in Allem hat sich die Ausfaht echt gelohnt. Abends haben wir
dann noch ein Lagerfeuer direkt am Strand gemacht und uns mit
Chirrichirri, dem Schnaps für Eingeborene, noch einen Abschiedstrunk
gegönnt, da es morgen zurück nach Taganga gehen sollte.
Um 6 Uhr
fuhr der Bus!! Schrecklich! In Uribia angekommen, fuhren wir weiter
nach Manaure, wo Salz gewonnen wird. Sehr interessant. Man leitet
Salzwasser in große Felder ein, lässt das einige Zeit stehen, das
Wasser verdunstet und zurück bleibt Salz! Intelligent, was?
Von dort
aus sind wir nach Rioacha zurück und dort haben wir dann noch die
Flamingolagune (leider ohne Flamingos) besichtigt. Toll an der Sache
war, dass wir mit nem Holzboot über die Lagune gesegelt sind! Vögel
gabs reichlich zu sehen. War trotzdem toll.
Die Busfahrt nach Taganga
hab ich mit Lesen verbracht! Die erste Dusche nach 4 Tagen hat dann
sehr gut getan. Nach einer leckeren Lasagne und einer Limonade mit
Fingernagel darin, hab ich mich dann gebettet. Morgen geht’s nach
Cartagena und dann nach Panamá!
Steffen