Liebe Singapuritaner,
eine kurzer Abriss meiner Anreise nach Singapur. Da ich das Reisedatum geaendert hatte, war ich also vorbereitet, die 100 EUR Umbuchungskosten am Flughafen Bangkok zu bezahlen. Zumindest hatte mir es mein deutsches Reusebuero so angekuendigt. Am Check-In dann mehrere Ueberraschungen auf einmal. Nummer eins: Cathay Pacific hat es wohl irgendwie verschwitzt, dass ich meinen Flug umgebucht hatte, denn die kamen nicht mal auf die Idee, etwas anderes als meinen Reisepass abzunehmen. Ueberraschung Nummer zwei: Der Check-In-Mitarbeiter fragt mich: "Sir, haben Sie nicht noch eine lange Hose?" "Ich gebe mich etwas verwundert fange aber an, auf dem Gepaeckband meinen Koffer auszupacken ... " Dann frage ich: "Warum das denn?" "Oh, die Economy Class ist voll, wir muessen Sie leider in die Business Class upgraden ..." Dann mustert er meine BESTE Leinenhose abschaetzig und sagt: "Es tut mir Leid, aber ihre Hose ist fuer die Business-Class nicht geeignet, ich werde Sie doch in die Economy Class setzen. Aber naechstes mal, wenn Sie mit uns fliegen, koennen wir Sie bestimmt upgraden." Ich erklaerte ihm, das dies bestimmt mein letzter Flug mit Cathay Pacific war. So etwas unverschaemtes habe ich noch nie erlebt. Aber es ist typisch fuer Asien: Was zaehlt, ist die Etikette, der Inhalt ist zweitrangig. Mercedes koennte auch den Trabant wieder ins Programm aufnehmen, viele Asiaten wuerden den Karren kaufen, solange er einen schicken dreizackigen Stern mit Kreis drumherum auf der Kuehlerhaube stecken haette. Ich war schon drauf und dran, Cathay Pacific einen bitterboesen Brief zu schreiben ... man kann ja nie wissen, was dabei herausspringt (vielleicht ein Freiflug, wenn man ordentlich Rabatz macht). ABER dann fiel mir in der Abfluhalle ein, dass ich ja immer noch im Besitz meiner 5000THB (100 EUR) war. Also: Wir wollen ja keine schlafenden Hunde wecken ... Ich schreibe keinen boesen Brief und setze Cathay Pacific heimlich still und leise auf meine schwarze Liste. :-)
An Bord des Fluges waren vor allen Dingen Chinesen, die 75% der Einwohner Singapur (ethnisch gesehen) stellen. Der Flug war nicht ohne Turbulenzen; im Anflug auf SIngapur gab es starke Luftdurckschwankungen, sodass die Boeing 747 (Riesenvieh, zwei Gaenge, 10 Sitze pro Reihe) hin und her geworfen wurde, und zum Teil stark abfiel. In solchen Moementen kreischten die Chinesen sich die Seele aus dem Leib um dann, wenn die Piloten reagierten und es wieder nach oben ging, vor Lachen zu bruellen. Es herrschte eine wunderbare Stimmung an Bord, obwohl kein Alkohol ausgeschenkt wurde.
SINGAPUR!!!! HAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAACH!!! Nach einem dreiwoechigen Thailand-Aufenthalt kommt mir die gesamte Stadt wie ein 5-Sterne-Luxus-Ort vor. Man kommt von der Immigrationsbehoerde in das Visitorcentre und jeder spricht fliessend Englisch. Eine Mitarbeiterin erlaeutert mir die beste Moeglichkeit zum Hostel zu kommen. Eine kurze Fahrt auf dem Skytrain, dann auf die MRT und innerhalb von 20 Minuten hocheffizient in der Innenstadt angekommen. Meine Entscheidung fuer das Inncrowd-Hostel war mehr als gleucklich. Es gibt supernette Gesellschaft, eine Dachterasse mit Aussenduschen udn Sitzenbaenken oben drauf. Und das fuer S$20 pro Nacht (ca. 10 EUR)... im 12-Mann-Schlafsaal.
Montag bin ich denn losgezogen und habe mir Chinatown und Little India angesehen. Die beiden Stadtviertel haben mich bei meinem ersten Besuch aber etwas enttaeuscht ... die Atmosphaere ging vielleicht floeten, weil es regnete und Montag (kaum was los) war. Nachts geht da aber richtig die Post ab (in Little India schon Nachmittags).
Und es ist wirklich einzigartig. Man geht durch Chinatown und sieht zwischen den Wolkenkratzern allte Gebaeude im chinesischen Baustil, buddhistische Tempel und chinesische Garkuechen. Dann setzt man sich auf die MRT und steigt einige Minuten spaeter in Little India aus und ist in einer komplett anderen Welt. Aus Musiklaeden droehnt indischer Pop, die Strassenhaendler verkaufen alles, was man als Hindu halt so braucht (z.B. Puder fuer den roten Punkt auf der Stirn, Gewaender fuer die Frauen, vegetarische Gerichte). Waehrend in Chinatown fast ausschliesslich chinesischstaemmige Singapuritaner zu sehen sind, laufen in Little India 90% Inder rum. Diese Stadt ist ein Querschnitt durch Asien.
Noch am Sonntagabend hatte ich eine 24-jaehrige englische 'Primary School Teacher' kennengelernt. Wir kamen vor den Schliessfaechern ins Gespraech, eine Frau von den Philippinen kam dazu. Aus einem kurzen Gespraech wurden lange Diskussionen ueber Gott und die Welt auf der Dachterasse des Hostels. Die Englaenderin (Sophie) machte mich auf die am Montag abend stattfindende Nachtsafari durch den Singapurer Zoo aufmerksam. Ich trug mich also ein.
Diese Nachtsafari war GENIAL. Ich hatte bei weiten nicht soviel erwartet. Man laeuft auf schwachbeleuchteten Pfaden an den krassesten Tieren vorbei. Die Gitter sind niedrig gehalten, die Gehege entsprechen den natuerlichen Lebensraeumen der Tiere. Auf einer Bruecke ueber dem Alligatorenbecken kam es zu einem kurzem Zwischenfall. Waehrend Sophie, Haylen (andere Englaenderin, 21, Jurastudentin), Angelica (Norwegen) und ich auf der Bruecke standen, wurden die Viechter knapp unter uns ploetzlich wild. Es kam zu einem Gemenge im Teich. Nach einigen Schreien der Englaenderinnen (JESUS!!!!) kam eine Mitarbeiterin, stocherte ein paar Mal im Teich und die Biester gaben Ruhe. Die Erklaerung: "Tja, die sind gerade in der Paarungszeit und alle Maennchen." Ich bezichtigte die Mitarbeiterin der Tierquaelerei und wir zogen weiter.
WIr fuhren noch mit der komplett offenen Tram, die DURCH viele Gehege fuehrt. So streiften wir Ameisenbaeren, Antilopen, Bueffel und andere halbwegs ungefaehrliche Biester. Nach dem Zoobesuch beschlossen die Sophie, Haylen und ich, am naechsten Tag nach Sentosa Island zu fahren um uns an den Strand zu packen und shoppen zu gehen.
Ein genialer Tag begann (bitte fragt nicht WARUM ZUM GEIER jetzt die Schrift anders ist, ich weiss es nicht). Frueh gingen wir los und liefen durch das Wolkenkratzer-Viertel (Colonial District und Financial District) bis zur Tram-Verbindung nach Sentosa Island. Dann liefen wir zum Strand und packten uns zwischen Palmen an eine blaue Lagune. Das klingt jetzt unbeschreiblich schoen; Sentosa Island ist aber vor allem auch ein: Verdammt kuenstlich. Vor Sentosa Island vor die Strasse von Singapur lang, in der sich die Frachtschiffe nur so tummeln. Deshalb hat die Singapuritanische Regierung eine Art Sichtschutzinsel vor dem Strand aufschuetten lassen. Es ist also sehr schoen am Strand von Sentosa Island, nur um die Ecke sollte man nicht schauen. MUHA.
Den Eingeweihten wird der dann kommende Restaurantbesuch interessieren. Kurz zuvor hatte ich den beiden noch meine Ernaehrungsweise grob erklaert. Ich habe noch NIE jemanden gesehen, der das derartig schnell begriffen hat. Es war NULL Problem fuer die beiden. Wie ueberall in Singapur ist auch auf Sentosa Island ein FoodCourt zu finden. Das ist eine Art Viereck bestehend aus internationalen Kuechen; in der Mitte befindet sich eine Sitzgelegenheit fuer alle Verkaufsstaende. Es gibt IMMER auch eine Fruchtecke, wo man sich einen grossen Teller Tropenfruechte frisch schneiden lassen kann. Und 0,35 EUR fuer ein Mittelgrosses Stueck Wassermelone ist ja nun wirklich nicht zu viel. Kokosnuesse gab es auch.
Dann spielten wir zwei Stunden Karten. Ich lernte Black Jack und die englische Variante von 'Beschummeln und Bescheissen' oder 'Schummellieschen'. Sophie litt an der paranoiden Vorstellung, dass Haylen und ich uns absprechen wuerden, weil wir uns mehrmals zufaellig in die Augen sahen. Wir lachten fast durchgaengig.
Den Eingeweihten wird interessieren, dass ich den beiden abends in die Genuss der Durianfrucht einfuehrte. ("JESUS CHRIST!!! This is SO DISGUSTING!!! You are not actually gonna eat THREE BOXES of THAT STUFF tonight, are you???") Spaeter sahen wir uns noch den Simpsons-Film an.
Heute, am Mittwoch, bin vor allem im botanischen Garten gewesen. Sehr huebsch. Huebsch verlaufen habe ich mich. Sowas von verwinkelt. Aber nett. Leider musste Haylen heute mittag schon nach Kuala Lumpur fahren. Sophie ist heute abend auch abgereist.
Habe zwei Maedels aus Wiesbaden kennengelernt. Sie wollen, dass ich mit nach Malaysia komme, weil Singapur einfach zu teuer ist. Da haben sie verdammt recht, ich wuerde auch lieber wieder auf thailaendisches Preisniveau zurueck gestuft werden. Meine Farm in Australien hat zugesagt, ich kann am 28.09. kommen. Vielleicht fahre ich ab Freitag fuer eine WOche nach Malaysia und fliege dann Sydney weiter. Ich willnaemlich noch eine Woche Surfurlaub in Byron Bay oder sonstwo an der Kueste machen. Mal sehen, ich entscheide wie immer spontan ;-) ...