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In 99 Tagen um die Welt

Leben in der Provinz 1

THAILAND | Saturday, 8 September 2007 | Views [545]

Liebe Leserinnen und Leser,

die Redaktion bedankt sich fuer die freundlichen Kommentare und Verbesserungsvorschlaege hinsichtlich des mangelnden Bildmaterials des Reisenden. Leider war es uns Bangkok nicht moeglich, die von den Lesern gewuenschten Fotos zu schiessen.

Na gut. Also es ist wirklich herzzereissend. Nur wenige Wochen nach meinem Abflug aus Deutschland vermissen mehrere Leute mein wunderschoenes Antlitz und fordern Bilder, Bilder, Bilder. Heute kommen sie.

Und jetzt zum Erlebnisbericht.

AM Freitag, den 24.08.07 machte ich mich um 4:50 Uhr zum Bahnhof Hua Lamphong Station auf. Mein Zug fuhr um 5:45 Uhr ab. Das erste Mal sah ich das Thailand ausserhalb von Bangkok. Die Reise fuehrte durch die tropische Savanne mit Reisfeldern, die von Palmen gesaeumt bis an das Ende des Horizontes reichen. Klingt kitschig, war es auch, aber echt schoen. Auf der Haelfte der Fahrt durchfuhren wir den Khao Yai Nationalpark, ein Reservat tropischen Regenwaldes im mittleren Nordosten des Landes. Dicht bewachsene Waelder, die Berge ueberwucherten bestimmten das Bild. Tiere konnte ich leider nicht erspaehen, ausser ein paar merkwuerdig huepfenden Voegeln am Schienenrand.                         An sich ist das Zugfahren in Thailand schon sehr anders als in Deutschland. Um den Passagieren zu zeigen, dass sie im superteuren (11 EUR auf 600 Kilometer) Expresszug sitzen, wird die Wagons total ueberklimatisiert, sodass alle Passagiere sich Pullover ueberzogen. Bei einer Aussentemperatur von konstanten 34C.                          Weiter werden alle 4 Stunden Speisen und Getraenke serviert, wie im FLugzeug, alles kostenlos. Ich war aber die ganze Zugfahrt damit beschaeftigt, aus dem Fenster zu starren.                               So auf 80% der Strecke wurde mir ein Mobiltelefon ans Ohr gepresst. Eine Frau am anderen Ende der Leitung erklaerte mir, dass sie die Tochter des neben mir setztenden Mannes sei, der sich Sorgen um mich mache, wohin ich denn allein fahre und ob denn alles in Ordung waere, er spraeche nur kein Englisch. Ich erklaerte ihr, dass ich auf dem Weg nach Kham Khuen Kaeo sei, eine Adresse haette und alles schon in Ordnung waere. Das beruhigte den Thai neben mir.

In Ubon Ratchathani angekommen musste ich mich mit Zeichensprache verstaendigen um den 40-Minuten fahrenden Bus vom Bahnhof zum Central Busterminal zu finden. Dort angekommen wurde ich sofort von Leuten angesprochen, die dem Farang unter die Arme greifen wollten. Ich sagte "Kham Khuen Kaeo" und wurde zum Regionalbus gefuehrt. In meinem Sprachfuehrer schlug ich noch schnell die passende Seite auf und zeigte dem Busfahrer den Satz "Zeigen Sie mir bitte, wann/wo ich aussteigen/umsteigen muss?" Woraufhin Letzter bedaechtig nickte. Dann ging es los. Eine Stunde Fahrt in einem klapprigen Bus, alle Fenster geoeffnet, flatternde Vorhaenge, sechs kreisende Ventilatoren an der Decke, Bordunterhaltung mit kreischenden Thais zu suesslicher Musik auf dem Bildschirm ueber mir, mit Hoellengeschwindikeit moeglichst mittig auf dem Highway fahrend. Prickelndes Erlebnis. Und alles starrt mich an.

Ein kurzer Telefonanruf an meine Gastmutter und ich werde abgeholt. Ich sehe den ersten deutschen Wagen in Thailand, einen aelteren Audi, der aber ihrem Vater gehoert. Weiss der Geier, wo er den her hat.          Wir kommen zu Hause an.                                            Kulturschock eingetreten.                                                Ich hatte von der Beschreibung mit sehr viel mehr gerechnet, nur leider war meine Gastmutter Supjitit von ihren Eltern weggezogen und hatte ihren Eintrag beim WWOOF nicht aktualisiert. Wenn die Gegend auch noch kein nicht als Slum zu bezeichnen war, es fehlte nicht mehr viel dazu. Absolut heruntergekommene Haueser, Wellblechhuetten, streunende verrueckte Strassenkoeter. Meine Gastmutter Supjitit, mein Gastbruder Boss und meine Gastschwester Yiajie schliefen alle in einem Raum. Das Haus hat noch einen Wohnbereich und eine Kueche mit abgetrennten Badebereich. Der Badebereich besteht aus einem grossen Becken, das mit Wasser gefuellt ist. Zum "Duschen" nimmt man den auf dem Wasser schwimmenden Eimer und schuettet diesen ueber sich. Die Toilette ist ein Loch im Boden, gespuelt wird manuell. Das ganze war schon gefliesst und auch an die Kanalisation angeschlossen, aber doch SEHR einfach. Mein Zimmer war ein Holzverschlag, ueber eine wackelige Treppe zu erreichen. Die erste Etage, die etwas loecherig mit Holzlatten eingezogen wurde, war ein grosser Raum mit eben meinem abgetrennten Zimmer. Im Zimmer befand sich eine alte Matratze, ein Ventilator, eine Neonroehre und sonst nichts.

Die Eingheweihten werden erfreut vernehmen, dass meine Rohkost auf Interesse und natuerlich auch Erstaunen stiess. Da die Thais in dieser Gegend ein- bis zweimal taeglich zum Markt gehen, kann man sich sehr gut versorgen. Markt ist sozusagen rund um die Uhr. Am geschaeftigsten ist der Nachtmarkt von vor 3:00 Uhr (!!!) bis 5:30 Uhr. Und da gehen wirklich viele Leute einkaufen. Souzusagen staendig verfuegbar waren Pagoden, Durian, rohe Erdnuesse und natuerlich eine breite Auswahl an Tropenfruechten. Nur mit dem Gemuese sah etwas duenn aus. Es gibt auch lebenden, noch im Wasser springende Fische und Schildkroeten zu kaufen. Ich habe es NICHT gemacht; das waere dann doch etwas zu krass fuer die Thais gewesen.

Meine Gastmutter liess es sich auch nicht nehmen, den Grossteil meiner Produkte zu bezahlen, obwohl ihr Monatseinkommen nur 200 EUR betraegt. Deshalb habe ich dort ueber einige Wochen fast zum Nulltarif gelebt. Ehrlich gesagt war ich SO geschockt von der ganzen Umgebung, als ich angekommen war, dass ich ueberlegte, gleich wieder abzufahren. Da meine Gastmutter aber so grosszuegig war, habe ich mich ueberwunden wenigstens ein bisschen zu bleiben und habe mich dann doch an alles gewoehnt, und gesehen, dass der optische Eindruck weit schlimmer als die Realitaet war.

Bin zu Beginn gleich noch in den Fettnapf gelatscht. Meine Gastmutter fragte mich etwas betreten, wie oft am Tag ich als Farang mich denn wasche. Von der Slumumgebung beeindruckt, sagte ich schnell, dass ich mich einmal taeglich wasche, aber 1x alle zwei bis drei Tage auch ok sei .... kurzes Schweigen. Vorsichtige Frage Supijtis: "Waere zwei- bis dreimal taeglich auch OK??"   Hust, chm, selbstverstaendlich.

Zum Markt fuhren wir uebrigens meist mit den Moped. Das heisst ich hinter einer 1,50m grossen Asiatin mit zwei Beuteln, mich am Griff festklammertend, jeder STARRT mich an, bei Linksverkehr ueber die Strasse mit rasenden Bussen und LkWs.

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Ich schreibe naechstes Mal weiter, ich muss jetzt Fotos hochladen, es wird zu spaet. Danke fuer's Lesen.

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Tags: Culture

 

 

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