Hallo zusammen,
es ist 6:50 Uhr in Sydney an einem schoenen Fruehlingsmorgen und hier am Computer der YHA Railway Square sitze ich nach 12 Stunden schlafloser Busfahrt und vertreibe mir die Zeit bis die Stadt aufwacht. Soweit die Einleitung.
Nun zu meinem juengsten Abschnitt auf der Reise, meinem Farmaufenthalt in der Region Lillian Rock, bei den Farmern James und Philippe.
Auf der Farm leben zur Zeit vier Personen: Philippe und James, die Besitzer im Haupthaus, Jade und Eloith zur Miete in zwei kleinen Huetten auf dem Gelaende. Der Alltag der Farmbewohner spielt sich individuell ab, jedoch bewirtschaften alle gemeinsam das Gut.
Meine Hauptaufgabe bestand darin, jeweils vor- und nachmittags 2,5h die Baeume zu behandeln. Da es auf der Farm mehr als 100 verschiedene Fruchtsorten mit Unterarten gibt, war fuer meinen 12-Tage-Aufenthalt absolut aussreichend Arbeit vorhanden.
Unter der 'Behandlung der Baeume' kann man sich folgendes vorstellen: Unkraut im Boden im Kreis jaeten, getrockneten Huehnerschiss auftragen, Dolomite (Stein)-Pulver streuen, 2 andere Pulver streuen. Wasser drauf, zweilagig mit Zeitung abdecken, Wasser drauf, Heu (mulch) drauf - fertig. Klingt einfach? Ich moechte gar nicht behaupten dass die Aufgabe physisch oder psychisch besonders anstrengend gewesen waere ... Aber da man fuer diese Arbeit pro Baum bis zu einer Stunde braucht, ist das ganze nach spaetestens 10 Tagen einfach nur aetzend. Da kam mir eine Arbeitsabwechslung, das Ausheben eines Wassergrabens nur allzu recht ... Meine Konsequenz: Falls ich mal einen Garten haben sollte, dann sind in diesem Garten nicht mehr als 30 Baeume, alles andere ist mir zuviel.
Aber auch diese Erfahrung war sehr gut: Zum einen habe ich 'wirklich' fuer die Farmer sinnvolle Arbeit erledigt und mir damit meine kostenlose Verpflegung und Unterkunft verdient und zum anderen kann ich folgenden Schluss fuer mich ziehen: Ich brauche spaeter einen Job, der mir wenigstens 50% der Zeit Spass macht, sonst gehe ich ein. ;-) PLUS: Ich arbeitete jeden Tag im Freien umgeben von der reinen australischen Luft und Sonne.
Nebenbei bemerkt hatte ich auch ein Dienstfahrzeug, einen hervorragenden Benzinrasenmaeher, der es bis auf 10km/h bringt.
Zu den Mahlzeiten durfte ich die besten Produkte der Farm (eigener Wabenhonig, eigene Eier) und vom Supermarkt zum Nulltarif geniessen und konnte in dieser Zeit interessante Gespraeche mit Philippe und James fuehren.
Abends dann spielten wir zumeist Backgammon. Ein hervorragendes Spiel, das ich bis jetzt nur vom sehen kannte, mir aber beigebracht wurde.
Ausserdem nahmen mich die beiden zum Markt nach Lismore mit, am arbeitsfreien Sonntag und am Mittwoch, was mir die Gelegenheit gab mir eine nichttouristische australische Kleinstadt anschauen. Zuviel gab es nicht zu sehen, aber ich geniesse es immer, einmal in Orte abseits der Touristenpfade zu sehen.
Am Sonntagnachmittag bot Philippe mir an, in den Border Range National Park zu fahren. Ich nahm das Angebot natuerlich an und erlebte ein weiteres Highlight auf meiner Reise: Ein echter australischer Urwald (wie fast alle NPs in Australien, nichts zu besonderes hier, aber fuer mich einzigartig)! Der Wald war feucht, die Pflanzen dort wuchsen wild ineinander verstrickt, riesige Baeume erhoben sich neben oder auf den Pfaden und es gab massig Tiere, die im Gebuesch raschelten. Keine Frage: Die australischen Waelder sind etwas ganz anderes als unsere Baumansammlungen in Europa. Wenig ist angelegt, hier kann man noch unberuehrte Natur erleben. Die spektakulaere Aussicht ueber die Caldera des Mount Warning kann man in der Photogalerie ansehen.
Dann gab es noch ein paar weitere Ueberraschungen: In den Huehnerkaefig hatte sich eine (Baby)-Python geschlichen. Das Tier wurde aber rechtzeitig von James entdeckt und in einen Sack gesperrt. Leider vergassen wir die Schlange, die hinter uns im Auto lag, sodass wir sie erst nach sieben Stunden freiliessen. Entsprechend gereizt fauchte sie uns an. Wir suchten das Weite.
Eine der fuenf Farmhuendinnen wurde vermutlich von einer Giftschlange gebissen. Sie war ploetzlich halbseitig gelaehmt und musste zum Tierarzt gebracht werden. Daraufhin trugen wir alle Schuhe im Garten, weil wir Angst hatten, die 'braune Schlange' koennte auch einen Menschen beissen.
Am Samstag hatte ich noch die Gelegenheit, teilweise an einem Workshop ueber biodynamischen Anbau teilzuhaben, bevor ich meinen Rucksack wieder einmal packte.
Sonntag verbrachten wir an einem See und am Strand in Byron Bay und um 6pm fuhr mein Bus nach Sydney. Und hier bin ich nun.
7 Tage Zeit mir die Stadt und die Umgebung anzusehen.
Bis zum naechsten Mal
Thomas
PS1.: Meine Experimental Farm auf Hawaii hat zugesagt, ich werde auch dort gegen etwas Arbeit kostenlos essen und schlafen duerfen.
PS2.: Noch ein kleiner Nachtrag: Heute habe ich im Radio gehoert, dass der MainBeach in Byron Bay direkt nach meiner Abreise gesperrt worden ist. Und warum? HAI-ATTACKE!!! Da habe ich wohl nochmal Glueck gehabt.