Liebe Freunde der Graz`schen
Reisegeschichten – oder wie man hier sagt: Hola Amigos!!! Ich habe
nun die große Ehre, mich hier in Steffens Blog zu verewigen. Der
aufmerksame Leser wird sich nun fragen: wer ist „ICH“ und
„WARUM“? Nun, ich bin das schon mehrfach in Kommentaren in diesem
Blog erwähnte SCHNITTCHEN! Wer hier regelmäßig mitliest, wird
schon über mich gestolpert sein und wird vor allem die Tatsache
mitbekommen haben, dass ich Steffen für zwei Wochen auf seinem
Abenteuer durch Südamerika begleiten werde.... So, und für alle,
die jetzt immer noch ein großes Fragezeichen im Kopf haben und sich
fragen: „Aha, warum die und nicht ich und woher kennen die sich
überhaupt“?! Tja, das ist schnell erklärt – Steffen und ich
haben zusammen die Schulbank gedrückt und kennen uns deshalb schon
ein Weilchen. Und als mir Steffen letztes Jahr bei unserem
10-jährigen- Abi-Treffen seine Reisepläne kund tat, war für mich
klar: da mach ich mit,.... allerdings leider nur in der
Light-Version, da ich zur arbeitenden Bevölkerungsschicht gehöre
und leider nur wochenweise abkömmlich bin. Soweit die Vorgeschichte,
jetzt zu dem, was wir in den letzten Tagen hier in Peru erlebt haben.
Nachdem wir es dann doch irgendwie
geschafft haben, aus Lima rauszukommen (erst Bus voll, dann Streik,
dann Flugzeug fasst verpasst, weil Pass verschlumpft.... ja ich gebs
zu: ich war schuld!), haben wir in Cusco erst mal eine 4-Tages-Tour
nach Machu Picchu gebucht. Tour-Agenturen gibt’s hier an jeder
Straßenecke, und jeder bietet natürlich „was gaaaanz Besonderes“
an – natürlich zu „Spezial-Gringo-Preisen“. Unter „Gringo“
läuft für die Einheimischen hier alles, was annähern nach Touri
aussieht. Und weil Steffen wegen seines perfekten Spanisch inzwischen
schon fast als Einheimischer durchgeht, (an dieser Stelle ganz
viiiiiel Neid, denn mit meinem Englisch wäre ich hier ohne ihn echt
aufgeschmissen) haben wir im Rückblick betrachtet die perfekte Tour
bekommen: Verpflegung und drei Übernachtungen inklusive, für 140
Euro pro Person. Einzige Selbstleistung: Laufen...dazu später mehr.
Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: die anderen in
unserer Gruppe hatten weniger bezahlt. Nun ja, das nennt man wohl
„Gringos-über-den-Tisch-ziehen“.... wir würdens trotzdem wieder
machen. Los gings am Donnerstag früh. Das läuft hier so: man trifft
sich bei der Agentur und lässt sich überraschen, was und wen der
Tag noch so bringt, denn klar wollen auch noch andere Gingos Machu
Picchu gucken. Entweder man hat Glück und ist in einer angenehmen,
überschaubaren Gruppe, oder man geht in einer 25-köpfigen-Gruppe
unter. Wir hatten nicht nur Glück, sondern den Jackpot gewonnen.
Unsere Gruppe bestand aus 8 Leutchen und war so was von multi-kulti.
Mit an Bord außer uns zwei Deutschen: ein brasilianisches Pärchen
(total nett), ein Kanadier, ein Iraner, der aber in Schweden wohnt,
und zwei Tulpen!!!!!..... nicht aus Amsterdam, sondern zwei
spätpupertierende Mädels aus Portugal Marke: beste Freundinnen, die
sich nicht nur im Kleidungsstil ähnelten wie nach der Geburt
getrennte siamesische Zwillinge, sondern auch sonst nur alles im
Doppelpack gemacht haben,.... einschließlich uns mächtig auf die
Nerven gehen. Nun ja, deshalb hat Steffen sie „Tulpen“ getauft,
was im Laufe der Tour zum geflügelten Wort unter uns anderen wurde.
Mit dem Bus gings von Cusco aus erst mal drei Stunden durch die
Wallachei auf 4.300 Meter hoch. Dort wurden die Räder vom Dach
geholt und jeder mit Handschuhen und Helm (der bei uns bestimmt nie
durch den TÜV gekommen wäre) ausgestattet. Aber: so kleinlich
wollen wir ja nicht sein. Die Aussicht war gigantisch. Aber es war
auch recht zugig und neblig, was sich allerdings, je weiter runter
wir kamen, änderte. Kinders ich sachs euch: es war grandios: 40 km
downhill auf einer asphaltierten Straße mitten durch die Anden –
sensationell. Den wichtigsten unserer Gruppe hätte ich fast
vergessen: unseren Guide namens Horche – auf Englisch: George –
Steffen und ich haben ihn der Einfachheit halber
„Machu-Picchu-Schorsch“ getauft. Unten angekommen fuhren wir mit
„Machu-Picchu-Schorsch“ in unser Hostel in einen Ort namens Santa
Maria. Warme Dusche wäre schön gewesen, wir entschlossen uns fürs
Wassersparen. Warm-Duschen ist sowieso völlig überschätzt.... geht
auch ohne.
Am nächsten Tag gings zu Fuß weiter,
mal grob in die Richtung Machu Picchu, gut eine Stunde einfach mal
querfeldein, durch die Pampa, die Anden hoch. Wer eine senkrechte
Fläche schon für steil hält, der hat annähernd die richtige
Vorstellung unserer Route. Bis dato war mir nicht klar, dass ein
Mensch soviel transpirieren kann. Unsere T-Shirts waren quasi
dauernass. Lecker ist anders. Und von Oben brutzelte die Sonne.
Nicht, dass jetzt der Eindruck entsteht, es hätte keinen Spaß
gemacht,...doch doch, denn nach gefühlten Tagen Aufstieg kamen wir,
nach einer ausgiebigen Gringo-Pause, endlich auf dem Gipfel an. Das
war die Entschädigung für unsere Leiden: Traumhafter Blick, die
größte Fototapete der Welt, unbeschreiblich.
Und dann gings wieder
runter, vorbei an tropischen Pflanzen, Bananenstauden, die einfach so
aus dem Boden sprießen, exotischen Blumen und Schmetterlingen in
Übergröße und Testbild-Farben. Dort wachsen rote Weihnachtssterne
wie bei uns Gänseblümchen, toll echt. Steffen würde an dieser
Stelle sagen: es war der KNALLER!!!!!! Und der kam am Ende dieses
Tages wirklich noch, denn nach rund 16 km Fußweg kamen wir kurz vor
Sonnenuntergang am Fuße der Anden an heißen Quellen an und wir
nichts wie rein. Das hatten wir uns echt verdient. Weil keiner von
uns nach der ausgiebigen Plantscherei auch noch einen Fuß voll
freiwillig laufen wollte, fuhren wir also geschlossen in einem
Busschen in unser Nachtlager nach Santa Theresa. Nach dem Fußmarsch
ging abends dann nicht mehr viel, außer an der Matratze horchen.
Am nächsten Tag gings dann wieder
weiter mit wandern, auch wieder an die 16 km, allerdings diesmal
nicht hoch, sondern eher gemächlich entlang der Bahnlinien, am Fuß
der Anden. Kurz vor Aguas Calientes meinte dann
Machu-Picchu-Schorsch: „Alle mal nach Oben gucken – da oben liegt
die Inka-Stadt, da geht’s morgen hoch!“Was Machu-Picchu-Schorsch
eigentlich meinte, aber nicht sagte war, dass wir nur wenige Stunden
nach unserer Ankunft in Aguas Calientes gleich mit dem Aufstieg auf
Machu Picchu beginnen würden, denn, wer was auf sich hält und den
Massen an hochchauffierten Touris entgehen will, der läuft natürlich
die über 2.000 Stufen hoch und das bitteschön auch mitten in der
Nacht, damit man als einer der Ersten am Tor steht, denn um 6 Uhr ist
Aufschluss.
Wir also um kurz nach 3 Uhr (jaaaa, das
drei auf der Uhr in der Nacht) aufgestanden und los in Richtung der
ersten Stufen nach Machu Picchu. Wer sich zwischenzeitlich schon mal
die Frage gestellt hat, WAS daran bitte Spaß machen soll, mitten in
der Nacht aufzustehen, in der Erwartung, nach ein paar Metern wieder
ein klatschnasses T-Shirt zu besitzen und so noch mindestens eine
Stunde durch den noch gar nicht richtig angebrochenen Tag zu waten,
Treppenstufe-um-Treppenstufe-erklimmender-weise, gepaart mit
Luftknappheit, dem sei gesagt: DAS frug ich mich in der Tat nach den
ersten 10 Minuten steilen Aufstiegs auch. Hätten die nicht
Touri-freundlich einen Treppenlifta oder sowas da hinbauen können?!
Aber jetzt aufgeben, so kurz vorm Ziel? Wär schon schön peinlich.
Also gut, man muss ja keine Marathon-Zeit hinlegen, langsam geht ja
auch.....und TSCHAKAAAAA,.... I did it. Gebraucht hab`ich ca. eine
Stunde und 10 Minuten und ich war nicht die Letzte, die ankam.
Juhuuuu... Steffen war klar schon vor mir oben, aber Hauptsache
angekommen! Schaut euch die Bilder an – Machu Picchu ist DEFINITIV
einer der Plätze, die man im Leben mal gesehen haben muss....und
wenn frau dann auch noch sagen kann: ich habs mir erlaufen,.... noch
besser. Die Rennerei allerdings quer durchs Gelände, um auch noch
eine Eintrittskarte auf Wayna Picchu zu ergattern, die hab ich mir
dann wirklich geschenkt. Auf den noch höher gelegenen Berg werden
pro Tag nur 400 Leutchen hochgelassen. Die Aussicht auf die
Inka-Stadt muss von da noch atemberaubender sein – Steffen war
Oben. Ich war auch da, nur eben etwas weiter unten. Ist immer eine
Frage der Perspektive ;-)....Soweit Machu Picchu.
Zurück nach Cusco gings mit dem Zug.
Da könnte sich die deutsche Bahn echt mal`ne Scheibe von
abschneiden. Nicht nur, dass die Züge optisch schon Einiges mehr her
machen als unsere auf hochglanzpolierten ICE. Nein, da hat jedes
Abteil seinen eigenen Zugbegleiter und der läuft Reihe für Reihe
ab, stellt sich brav bei den Reisenden vor, ist nett, freundlich und
zuvorkommend und in den Sitzen sitzt man 1A. Schwer zu empfehlen. Die
Zugfahrt als solches haben wir plaudernderweise mit den Brasilianern
verbracht, war sehr kurzweilig, für die beiden gings am nächsten
Tag gleich weiter Richtung Norden, Steffen und ich beschlossen, erst
mal einen Erholungstag in Cusco einzulegen....schließlich hatten wir
Urlaub.
Und den genossen wir am nächsten Tag
gleich mal beginnend mit einer: TADAAAAAA – WARMEN DUSCHE!!!! Doch,
doch, sowas gibt’s auch hier in Peru. Man muss zugegebenermaßen
etwas suchen, aber es kommt durchaus vor, dass sich diese
pussierliche Möglichkeit der Körperwäsche auftut. Kinders, ihr
macht euch kein Bild, wie toll das Gefühl ist, endlich wieder sauber
zu sein. Mein ewiger Dank gilt dem Erfinder der Duschbrause. Und als
wir dann wieder rochen wie der Großteil unserer Artgenossen,
brachten wir erst mal unsere Klamotten zum Waschen. Außerdem hatten
wir uns mit dem Kanadier und dem schwedischen Iraner zum Mittagessen
verabredet. Außer Kaffeetrinken, ein bisschen Shoppen und Rucksäcke
packen lief dann am Montag nicht mehr viel.....ah doch: fertig machen
zur Abfahrt nach Puno, da wollten wir eigentlich mit dem Nachtbus
hingefahren sein, doch eine Hiobsbotschaft flatterte uns schon in der
Stadt entgegen: für morgen stand mal wieder ein Streik auf dem
Programm! Würden wir heute noch aus Cusco rauskommen oder unsere
Pläne ändern müssen?! Nach einer Rückfrage bei der Agentur-Tante,
bei der wir die Fahrt gebucht hatten, war schnell klar: unser Bus
fuhr, allerdings früher als geplant. Das machte uns aber nix, denn
wir waren schließlich flexibel.
Mitten in der Nacht, so gegen drei,
kamen wir dann in Puno am Titicacasee an. Die restliche Nacht
verbrachten wir in einem Hostel. Das mit den warmen Duschen scheint
wirklich nur dann zu funktionieren, wenn die Sonne im Quadrat zum
Mond, allerdings im rechten Winkel zum Aszendenten steht. Drei mal
dürft ihr raten: auch hier entschlossen wir uns für den
Umweltschutz und sparten lieber Wasser. Dafür war das Frühstück in
Puno um so feudaler. Es gab sogar Milchreis. Läckoooor! Danach gings
ab Richtung See. Eigentlich hatten wir geplant, auf einer der
„richtigen“ Inseln mitten im See bei Einheimischen zu schlafen.
„Richtige Inseln“ deshalb, weil es auch handgemachte
Schilfrohrinseln unweit von Punos Hafen gibt. Allerdings sagte man
uns, dass zu den „richtigen Inseln“ heute kein Boot mehr fahren
würde. Wir entschlossen uns trotzdem übers Wasser zu schippern und
nahmen ein Boot zu den schwimmenden Schilfrohrinseln. Und dort
angekommen, beschlossen wir spontan eben dort zu nächtigen. Außer
ein paar Schilfhütten, einer „Open-Air-Kloschüssel“, einem
phantastischen Blick auf den See und viiiiiel, viiiiiel Sonne (dazu
später mehr) gabs da nichts. Außer zwei netten Familien. Und die
leben davon, dass sie einen kleinen Hütten-Supermarkt betreiben,
abends für die umliegenden Inselbewohner (es gibt an die 100, die
ebenfalls auf solchen Inseln mit ihren Kindern leben) im wohl
einzigen Pub im Umkreis auch mal ein Bierchen ausschenken und ab und
an ein paar durchgeknallte Rucksacktouris beherbergen. Ach ja, und
das einzige schwimmende Postamt der Welt mit eigenem Stempel haben.
Steffen hat gleich etliche Postkarten geschrieben und selbst
gestempelt.....ob die alle ankommen?! Das Schlafen war insofern schon
mal ungewohnt, weil es sackkalt war. Schließlich liegt der
Titicacasee auf über 4.000 Metern. Es war echt ein lustiges
Schauspiel, als sich Steffen und ich, bemützt bis fast ans Kinn, in
unsere Schlafsäcke einmummelten....natürlich nicht ohne 2 bis 3
wärmenden Decken darüber versteht sich. An dieser Stelle muss ich
glaube ich nicht erwähnen, dass uns auch hier die Möglichkeit einer
warmen Dusche nicht vergönnt war. Also ließen wir hier das
Säuberungsritual ganz weg. Ohne jetzt den Eindruck erwecken zu
wollen, wir hätten die Körperpflege völlig vernachlässigt – der
Wille war stets da, nur fehlten uns schlicht weg oftmals die
entscheidenden Mittel.
Am nächsten Tag mussten wir darauf
warten, bis ein Touriboot ankam, um uns wieder mitzunehmen. Die einen
verbringen Warten mit Teetrinken, wir mit Lesen und speziell ich mit
Sonnen. Wenn man allerdings auf 4.000 Metern uneingecremt einpennt,
hat das nicht so schöne Folgen. Seitdem sieht meine Nase aus, als
wäre ich damit auf die Herdplatte geknallt. Tut zwar nicht weh,
sieht aber mal echt sch..... aus. Na ja, dann haben die lieben
Kollegen am Montag auch noch was von meinem Urlaub. Soviel zum Thema
Sonne. Wieder an Land angekommen entschlossen wir uns weiter westlich
zu fahren, nach Arequipa. Dort kamen wir im Laufe des Mittwoch abends
an. Und es geschehen noch Zeichen und Wunder: in dem Hostel, in dem
wir wohnten, gab es aber eine so was von warme Dusche, mit richtig
Schmagges, nicht nur ein paar Tropfen, denen man hinterherspringen
darf, sondern mit richtig Druck dahinter. Toll,....das ich so was
noch erleben durfte, ich hätte es nicht zu hoffen gewagt. In
Arequipa selbst haben wir nicht viel gemacht, außer einen kleinen
Abstecher ins Museum. Dort haben wir uns die Überreste eines
Inka-Mädchens angeschaut (eine Art Ötzi, nur in weiblich), dass vor
Jahrhunderten von Jahren den Göttern geopfert wurde, um sie zu
besänftigen. Klingt grausam, war aber sehr interessant. Und abends
machten wir uns dann schon wieder fertig für die Rückfahrt nach
Lima.
16 Stunden Fahrt. Um die so kurzweilig
wie möglich zu halten, werden an Bord Filme gezeigt, bzw. es wird
Bingo gespielt. Und ihr werdet nicht glauben, wer dabei gewonnen hat:
STEFFEN – der Gringo gewann beim Bingo! Er darf jetzt noch mal
umsonst von Lima per Bus nach Arequipa fahren. Neid echt, weil er
dort jetzt die Tour durch den tiefsten Canyon der Welt machen kann,
zu der wir nicht mehr kamen.
So, dass waren jetzt zwei Wochen mit
wenig Wasser auf der Haut, einem Sonnenbrand auf der Nase,
unzähligen, wie Hölle-kratzendenden Mückenstichen an den Waden und
den Unterarmen, aber auch voller spannender Erlebnisse, tollen
Eindrücken, netten Menschen, anderen Sichtweisen und Blickwinkeln,
ohne Stress, viel Spaß, Gelassenheit, Harmonie ….... und STEFFEN!
Diesen Reiseleiter kann ich nur empfehlen. Deshalb ist die nächste
Tour im September schon gebucht – wo wir allerdings da rauskommen
wissen wir jetzt noch nicht. Seid gespannt,....EUER SCHNITTCHEN!!!!
P.S.: Warum ich Schnittchen heiße
müsst ihr Steffen fragen – der hat mich so getauft. Eigentlich
heiß ich Steffi. In diesem Sinne, Danke für die
Aufmerksamkeit......TSCHÖÖÖÖÖÖÖ ;-))))))