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Alltag Alltag in China (Peking - Shihezi, Xinjiang)

Feiertage

CHINA | Tuesday, 29 November 2011 | Views [941] | Comments [2]

Jetzt, da allerorten die Wochen und Tage bis zum Christfest gezählt werden, in der Innenstadt Engel schweben und Sterne leuchten, da es auf den pünktlich installierten Märkten von A wie Anis bis Z wie Zimt nach allem Möglichen duftet und sich allmählich, spätestens aber wenn die Geschenke beisammen sind, Besinnlichkeit breitmacht – ist davon in Shihezi, China, natürlich rein gar nichts zu sehen und spüren.

Gut möglich, dass man in Peking, Shanghai, Chongqing, Tianjin oder Qingdao zum Fest der Feste besser präpariert ist, dass dort Adventskalender, Christstollen und Weihnachtskrippen aus Bethlehem feilgeboten werden. Denn wo es, wie in Shanghai, ein Oktoberfest gibt, müsste doch auch so ein Weihnachtsmarkt auf die Beine zu stellen sein.

Wirklich nötig wäre das aber nicht, hat China doch Feiertage genug. Zwei Neujahrsfeste beispielsweise, eines am 01. 01. und – dem chinesischen Mondkalender folgend – ein zweites im Januar/Februar, Frühlings- oder Neujahrsfest geheissen, von der Bedeutung her etwa mit dem westlichen Weihnachten vergleichbar. Weiter das Qīngmíng-Fest zum Gedenken der Ahnen im April, der erste Mai, das Drachenbootfest im Juni, das Mond- oder Mittherbstfest im September und der Nationalfeiertag natürlich, am ersten Oktober. Während dieser Feste, die mal einen Tag, mal drei, aber auch, wie das Frühlingsfest, eine ganze Woche oder zwei in Anspruch nehmen, hat ein Grossteil der Bevölkerung frei. Das äussert sich dann unter anderem so, dass zum chinesischen Neujahrsfest in den Zügen hierzulande etwa 230 Millionen Menschen unterwegs sind (wer sich noch an meine nächtliche Zugreise nach Yining erinnert, wird verstehen, dass ich da nicht unbedingt dabei sein muss).

Zu diesen allgemeinen Feiertagen kommen noch eine Reihe von solchen, die aus sofort einsehbaren Gründen nicht für alle gelten können. Etwa der Kindertag, der Jugendtag, der Frauentag usw., deren Früchte (ein halber oder ganzer Tag frei) dann halt jeweils nur die ernten, die gemeint sind; ebenso am Geister-, Singles- und Lehrertag, wobei deren Protagonisten (also Geister, Singles und Lehrer), dann schon keine verbrieften Rechte mehr beanspruchen können. Was nicht heissen soll, dass z.B. so ein Lehrertag (am 10. September) nicht sehr ernst genommen würde. Meine Studenten beispielsweise liessen es sich nicht nehmen, ein opulentes Abendessen in einem Restaurant zu organisieren, wo ich dann reich beschenkt wurde und man versuchte, mich betrunken zu machen. Wer als Lehrer oder Lehrerin einmal das Gefühl haben will die wichtigste und wertvollste Person auf Erden zu sein, sollte um den Spätsommer herum nach China kommen, im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses, versteht sich.

Hab ich einen wichtigen Feiertag vergessen? Bestimmt, man kann in dieser Sache leicht mal den Überblick verlieren. Zumal China ja auch noch 56 Minderheiten hat, die ihre zusätzlichen (und peinlich genau eingehaltenen) Fest- und Feiertage haben, in Xinjiang hauptsächlich Uiguren, und ich muss sagen, dass ich um die muslimischen Feste herum stets etwas missmutig einherging, musste ich dann doch, z.B. während des Ramadan und des Opferfestes, auf das köstliche Nan, auf offenwarme Brötchen und auf Lammspiesse verzichten.

Unnötig zu sagen, dass an den meisten Feiertagen und zu allen traditionellen Festen bestimmte Speisen vorbereitet und dann gemeinsam, am liebsten im Kreis der Familie, genossen werden. Einem Fremden wie mir will es sogar scheinen, dass z. B. die Klebreisklösse (Zòngzi) beim Drachenbootfest oder die zahlreichen, süssen wie salzigen Mondküchlein anlässlich des Mitherbst- und Mondfestes in Wahrheit die Hauptsache des Festwesens sind, war dies doch immer das erste (meinetwegen zweite), was ich zu hören bekam: Morgen ist das Sowieso -Fest, dann essen wir immer …

http://de.wikipedia.org/wiki/Mondkuchen

Comments

1

hehe ,Ich hoffe,dass wir zusumen eines gutes Weihnachten feiern.

  lijun Dec 5, 2011 2:30 AM

2

Von Karl May, einem Schriftsteller, dem ich die grossartigsten Leseerlebnisse als Kind verdanke, gibt es einen Band mit dem Titel "Weihnachten im Wilden Westen". Seltsamerweise habe ich ihn nie gelesen (und werde es wohl auch kaum nachholen).
Aber an den Titel denke ich zur Zeit viel. Wo ich doch im - allerdings nicht besonders wilden - Westen bin. Während Weihnachten naht, das wir zusammen feiern.

  ollo Dec 5, 2011 9:55 PM

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