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Alltag Alltag in China (Peking - Shihezi, Xinjiang)

China - Europa

CHINA | Wednesday, 7 September 2011 | Views [526]

Vom 01. bis 05. September fand in Urumqi eine «China-Asia-Europe-Expo» mit 31 Nationen statt, und da musste ich natürlich hin. Man will als Europäer doch wissen, wie sich der Kontinent in China darstellt. Nach dieser Messe bleibt nur ein Schluss: China hat ein gewaltiges Potenzial, Asien ist so lala und Europa ein armseliger Haufen, der in tristen Messeboxen vollkommen vergebens gegen seinen Niedergang ankämpft bzw. da und dort halt noch ein schlappes Fähnchen hochhält.

Frankreich beispielsweise wurde durch keine zehn Rotweinflaschen repräsentiert (immerhin) und bot auch die Möglichkeit zur Degustation. Wobei das Gesicht der Chinesin vor mir (die unverhüllten Anzeichen des Angewidertseins darin, nachdem sie ein Schlückchen aus einem Pappbecher probiert hatte) interessanter war als der Wein selbst. Deutschland hingegen – ganz traurig. Zwei kleine Boxen, in einer irgendwas mit Fisch, der ganze Stand aber Kyrillisch beschriftet und somit sehr unglaubwürdig. Das zweite Abteil wurde von einer Firma namens «Hedda» eingenommen, die als einziges Plus mit einem westlich aussehenden Repräsentanten aufzuwarten wusste.

Am allertraurigsten aber stimmte mich der Beitrag der Schweiz zur ersten «China-Asia-Europe-Expo» in Xinjiang. Was hatte ich mir nicht alles davon versprochen, in China gewissermassen mein Heimatland zu besuchen. Dass da freundliche Schweizer wären, die vor Alpenpanoramen einige Luxusuhren feilböten, Taschenmesser oder andere Präzisionswerkzeuge, dass sie mich zu sich an den Tisch einlüden, mir frischen Zopf und Kaffee aus einer «Jura»-Maschine kredenzten und wir dann in trauter Runde ein wenig Schweizerdeutsch miteinander sprächen, uns darüber verständigten, dass China gross und nicht immer einfach sei.

Stattdessen ein ganz missratener Stand mit sozusagen Kraut und Rüben. Der zwar thematisch noch leidlich kohärent war (eine Firma Bioreba (Pflanzendiagnostik), «Bimbosan»-Babynahrung und obskure mechanische Mittel zur Behandlung von Gott weiss was deuteten auf «Ernährung und Wohlbefinden» hin), aber so stil- und lieblos zusammengeschustert war, dass ich mich in Grund und Boden schämte und dem Wunsch meiner Begleiter, ich möge doch mit einem sehr erschöpft und gar nicht gesund aussehenden Landsmann (der im Hintergrund an einem kleinen Tisch allein ein öliges Gericht verdrückte) ein paar Worte wechseln … dass ich ihrer Bitte unmöglich entsprechen konnte.

 

PS  Nach der Messe hat mich dann etwas beinahe wieder mit dem Tag versöhnt. Es war ein Fund, den ich in Wahrheit schon tags zuvor im Zentrum Urumqis gemacht hatte, vom Bus aus aber nicht hatte festhalten können. Diesmal kamen wir zufällig zu Fuss daran vorbei: an einer Filiale der «SPD Bank». Das schallende Gelächter meiner Studenten (als sie verstanden hatten, dass es in Deutschland eine politische Partei gleichen Namens gibt) erregte dann die Aufmerksamkeit einiger Passanten und auch die einer Streifenwagenbesatzung, die in der Nähe der Bank anscheinend ein Mittagspäuschen einlegte. Die Polizisten mögen sich gefragt haben, was an einer «Shanghai Pudong Development» Bank so witzig ist, sahen sich aber für einmal nicht genötigt einzugreifen. Glück gehabt.

 

 

 

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