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Alltag Alltag in China (Peking - Shihezi, Xinjiang)

Frühstück

CHINA | Saturday, 18 June 2011 | Views [378] | Comments [2]

Ob es in China auch heisst, man solle morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler speisen, weiss ich nicht, möchte es aber bezweifeln. Nach meiner Beobachtung langen Chinesen bei jeder Mahlzeit tüchtig zu und einzig die eine oder andere von Haus aus zwar schlanke, aber dennoch sehr figurbewusste junge Frau mag sich abends mit einem Süppchen oder einem Schälchen Reis und etwas Wassermelone zufrieden geben. Ansonsten könnte die Maxime gelten: dreimal wie ein Kaiser – und immer gut gekocht.

Jetzt muss unsereiner sich daran ja nicht halten und kann, soweit möglich, bei seinen Gewohnheiten bleiben. Ich frühstücke meistens nach westlicher Art und zu Hause. Als erstes gibt es echten italienischen Espresso mit warmer Milch. Dann manchmal ein gutes Stück Brot mit Rosinen und Nüssen oder Haferflocken mit Joghurt, nebst Bananen und anderen Früchten. Die zwei Male, da ich in der Mensa gefrühstückt habe, waren eine Enttäuschung; weil eine hier sehr beliebte Art von Porridge vollkommen neutral schmeckt (ich würde sagen, nach weniger als Wasser) und die Krapfen dazu mal zu fett, mal zu trocken und mal zu süss sind. 

Gar keinen Grund zur Beschwerde aber habe ich jeweils dienstags, wenn ich morgens meine Wohnung putzen lasse und deshalb während zwei Stunden das Weite suche. Und wie es manchmal so geht: das Gute liegt ganz nah, in meinem Fall ist es ein Imbiss drei Minuten von hier. Man frühstückt draussen an der Strasse, denn in der Küche, wo in riesigen Töpfen verschiedene Suppen vor sich hin kochen, wäre zu wenig Platz. So wird der Teig für die Brötchen eben auf dem Gehweg hergestellt, wo auch Gemüse geschält und geschnitten, wo gelacht und gestritten wird, wo Kinder kleinen Hunden nachstellen und der yeye wie die nainai (die Grosseltern) in Vierergruppen Mahjong oder Karten spielen – draussen, wo das Leben ist und irgendwo auch ich, mich an einer sämigen Suppe mit Pilzen, Tofu, Ei und Erbsen erfreuend und herzhaft den vier Dampfbrötchen (zwei mit Gemüse- und zwei mit Fleischfüllung) zusprechend, die man mir schon ungefragt hinstellt, wobei man diese sehr leckeren, in zweiteiligen Bambuskörben gegarten und servierten Teigklopse vorher noch in ein scharfes, aus Pfefferpaste und Sojasauce gemischtes Sösschen tunkt – ah, manchmal braucht es zum Glück so wenig.

Dass meine kleine Frühstücksidylle (wo ich im Betreiberpaar und unter seinen Gästen sehr herzliche Menschen kennen gelernt habe, mit denen ich mich, allein meine Schuld, nur leider nicht unterhalten kann) schweizerischen Hygienemassstäben vielleicht nicht genügt und bei einer strengen Prüfung durch das Basler Lebensmittelinspektorat durchfiele, stört mich, den Kaiser von China (immer nur dienstags von 10 bis 11) schon lange nicht mehr.

 

Comments

1

hach, du schriibsch das so amächelig :)

  sasa Jun 28, 2011 3:50 PM

2

... auch und gerade dir zur Freude - China würde dich (jedenfalls essensmässig) entzücken!

  ollo Jun 28, 2011 6:13 PM

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