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Alltag Alltag in China (Peking - Shihezi, Xinjiang)

Haare schneiden

CHINA | Wednesday, 1 June 2011 | Views [2160] | Comments [3]

Es war Anfang Februar dieses Jahres, da habe ich mir noch in Deutschland die Haare schneiden lassen; wohl wissend, dass dies für lange Zeit das letzte Mal war, da ich mich mühelos mit der Friseurin auf eine Frisur verständigen konnte. In Zukunft, stellte ich mir vor, würde das auf Englisch und/oder gestisch geschehen.

Es wurde März, es wurde April und meine Haare wuchsen. Es wurde Mai, und bereits begann man mich auf meine, zumal für chinesische Verhältnisse, Langhaarfrisur anzusprechen, mir vorsichtig nahe zu legen …, also eigentlich nur festzuhalten, dass ich ganz am Anfang alles in allem besser aussah, frisurmässig. Und so wuchsen mit den Haaren auch meine Sorgen. Ich begann mich umzusehen (an Friseur-Salons herrscht in Shihezi wahrlich kein Mangel), die chinesische Haarmode nun auch im Hinblick auf den eigenen Kopf zu studieren, fing an herumzufragen, und die Antwort war einhellig: Ich würde hier keinen Friseur finden, der Englisch versteht. Also wendete ich mich dem chinesischen Vokabular zu, es wird doch wohl möglich sein, Ausdrücke wie «Stufen», «2 cm», «nicht zu kurz» auch in dieser Sprache zu formulieren. 

Bei meinen Recherchen bin ich auf leo.org dann auf folgenden Beitrag gestossen: «Liebes Forum,ich muss heute mit meinen langen Haaren zum Friseur und habe aufgrund diverser Horrorgeschichten und meinem fehlenden Chinesisch jetzt schon Angst. Kann mir bitte jemand folgenden Satz auf Hanzi schreiben und bitte nur diesen, da ich sonst heute Abend in Traenen ausbrechen wuerde :-)
Ich moechte meine Haare nicht kuerzer haben, sondern wirklich nur Stufen rein und GANZ wenig die Spitzen geschnitten haben. Mein Pony soll seitlich sein und auch nicht sehr kurz. Meine Frisur soll einfach wieder etwas lebendig werden. UND bitte nicht viel abschneiden. Sehr wichtig.» 

«Nehmen wir», dachte ich, und kopierte eine lange Folge von Hanzi-Zeichen. Die würde ich ausdrucken und dann im nächsten Friseursalon, der einigermassen aussieht, abgeben. Aber dann beschlichen mich doch wieder Zweifel. Und zwar des Ponys wegen (der ja wohl «Scheitel» heissen sollte), wer weiss, was «Pony» auf Chinesisch (sonst noch) bedeutet.

Es war dann mal wieder mein lieber Linkang, der mir aus der Patsche half, der mich zur Friseurin seines Vertrauens mitnahm, mich dort auf einen Stuhl setzte und meine Wünsche ins Chinesische übertrug. Machen wir es kurz, die gute Frau ist eine Meisterin ihres Fachs, ich habe jetzt einen Top-Haarschnitt (vielleicht nur ein Mü zu kurz) und hatte während des Haareschneidens nur einmal Anlass zur Sorge. Und zwar als ich – der Fall des noch ungekürzten Scheitels, die bereits sichtbar gestutzten Seiten – im Spiegel verschwommen ein Bild wahrnahm, das mich für kurze Zeit an den unseligen Gröfaz A. H. aus B. erinnerte, und so will man ja nicht aussehen. 

PS Dass sich die Friseurin eingedenk der Tatsache, dass ich der erste Westler war, dem sie in ihrem langen Arbeitsleben die Haare schnitt, standhaft weigerte, eine Bezahlung anzunehmen, hat mich doch überrascht. Und es hätte dessen bestimmt nicht bedurft, in mir einen treuen Kunden zu gewinnen.

Comments

1

Ich hoffe sie hat sie Dir gestreckt, schwarz gefärbt und Dir zum Schluss ein nettes Chinesenrundschnittchen verpasst ... Dann brauchst Du nur noch ein wenig Selbstbräuner (der bekanntlich immer gelbe Haut macht) und schon gehst Du als Chinesli durch.

  Veronika Jun 7, 2011 8:00 PM

2

... und deshalb habe ich auch, etwas beschämt, auf das "nachher"-Foto verzichtet.

  ollo Jun 8, 2011 2:16 AM

3

...und genau auf dieses "nachher" foto wäre ich sooo gespannt...bitte!!!

  daniela Jun 21, 2011 7:00 PM

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