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Alltag Alltag in China (Peking - Shihezi, Xinjiang)

Fahrraddiebe

CHINA | Friday, 20 May 2011 | Views [472] | Comments [2]

In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai ist mein geliebtes GIANT-Velo nach einem viel zu kurzen Leben mit mir (nach nur sechs, allerdings erfüllten, von vielen schönen Erinnerungen begleiteten Wochen) keineswegs sanft, vermute ich mal, aus dem Keller meines Wohnhauses entführt und verschleppt, vulgo geklaut worden.

Sodass nun also passiert wäre, womit ich in gewisser Weise gerechnet hatte; allerdings nicht so, nicht so früh und nicht an einem Sonntag (ich hatte mir vorgestellt, dass die Fahrraddiebe um Ende Oktober herum zuschlagen würden, wenn es eh bald zu kalt wird zum Fahrradfahren und ich mich somit ein gutes halbes Jahr an meinem kleinen Riesen erfreut gehabt hätte).

Am Vorabend meiner Abreise nach Shihezi hatte mich mein Arbeitgeber in ein Restaurant mit Spezialitäten aus Xinjiang geführt. Nicht ohne süffisant zu bemerken, dass der Xinjiang-Food in diesem Pekinger Lokal möglicherweise besser sei als in Xinjiang selbst (was sich glücklicherweise nicht oder nicht durchgängig bewahrheitete). An diesem Abend war auch von den sehr versierten Dieben an meinem neuen Aufenthaltsort die Rede, ja, man warnte mich eindringlich vor ihnen.

Und wie auf Verabredung trat – nachdem sich zwei junge Männer an den Tisch unmittelbar hinter mich gesetzt hatten – die Bedienung an uns heran, wies auf meine über den Stuhl gehängte Jacke und mahnte zur Vorsicht. Ich kontrollierte meine Taschen und versprach aufzupassen. Doch wenig später näherte sich die Bedienung erneut, mit einem Stuhl diesmal, der nun über Eck zu meiner Rechten platziert wurde, und sie wich erst dann wieder von unserem Tisch, als ich meine Jacke dorthin gehängt hatte. So viel Umsicht und Sorgfalt begegnet einem nicht jeden Tag; sie rührte mich mehr, als dass sie mich beunruhigt hätte.

Über zwei Monate ist das her, und auch wenn diese Warnung nun in gewisser Weise bestätigt wurde, weigere ich mich doch zu unterschreiben, dass Shihezi in Sachen Diebstahl und aktuell eben Fahrraddiebstahl eine aussergewöhnlich gefährliche Gegend sei. In Basel, Bern, Genf und Zürich werden nämlich auch Velos gestohlen, hätte ich einem Polizeibeamten auf dem Präsidium in Shihezi gerne gesagt. Aber ich wollte ihn nicht enttäuschen. Schliesslich hatte er mir zuvor freudig mitgeteilt, dass alle Chinesen die Schweiz lieben, weil sie «peaceful» und «safe» sei.

 

PS   Ich werde mir wohl wieder ein Fahrrad kaufen, mit Sicherheit aber kein Mountainbike mehr (oder auch nur ein von fern an eines erinnerndes). Sondern irgendeinen gewöhnlichen, alten, schmutzigen Schrottesel, der beim Fahren Klagegeräusche von sich gibt, mich aber trotzdem von hier nach dort bringt.

 

Comments

1

oh nein! wie schrecklich! solch eine brutale, abrupte,unerwartete (wenn auch unbewusst befürchtete) trennung schmerzt, das kenn ich (aus dem "safen" basel).
du hättest eben doch einen fcb-kleber draufkleben sollen...dann würdest du dein ehemaliges velo wenigstens sofort erkennen, wenn es mal an dir vorbeifährt...könntest den dieb mit einem gezielten velohelm-wurf zu sturz bringen (very peaceful natürlich) und zur rechenschaft ziehen ;-) ...und wo landen eigentlich die in shihezi geklauten velos...gibt's da auch ein elsass?

  daniela May 20, 2011 8:08 PM

2

Xinjiang ist mit über 1.6 Mio. km2 ungefähr 200 mal so gross wie das Elsass. Such da mal ein Fahrrad!

  ollo May 21, 2011 2:27 AM

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