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Alltag Alltag in China (Peking - Shihezi, Xinjiang)

Wüstenblumen

CHINA | Saturday, 14 May 2011 | Views [466]

Shihezi ist eine junge Stadt, keine 60 Jahre alt. Offenbar hat man in Peking kurz nach Gründung der Republik beschlossen, im weit entfernten Xinjiang, das an die Mongolei, Russland, Indien, Tibet und einige Länder mit «-stan» am Ende grenzt, in der grössten Provinz Chinas und an einem Ort, wo damals nur Wüste, ausser sengenden Sommern und klirrend kalten Wintern gar nichts war, hat man also beschlossen, eine Stadt zu gründen, Shihezi, gemäss china.org «a shining pearl in the desert of Gobi».

Na ja, das ist Stadtmarketing. Aber zweifellos eine schöne Formulierung. Sie soll übrigens unter anderem den Umstand hervorheben, dass Shihezi – das sich auch mit dem Label «garden city» schmückt – eine zumal für Wüstenboden erstaunliche Menge von Blumen, Büschen, Bäumen und Grasflächen vorweisen kann, somit eine blühende Perle ist, doch jetzt wird das Bild ganz schepps. 

Shihezi gibt sich Mühe, als lebendige, moderne und aufstrebende Stadt zu erscheinen. Das zeigt sich beispielsweise in einer Reihe von repräsentativen Grossbauten, einer schon allein durch ihre räumliche Grösse beeindruckenden Universität und in einer faszinierenden Vielfalt von Licht- und Lampenspielereien, von ultramodernen LED-Strassenleuchten, die in vielen Formen und Farben die langen, schnurgeraden Strassen und Fahrradwege säumen und (leider nicht durchgehend) in rabenschwarzer Nacht erhellen.

Gleichwohl – und das ist immer interessant – scheint da und dort auch noch das Alte und womöglich schon Abgelebte durch, Reste aus der Gründerzeit, als hier wahre Pioniere und die Volksbefreiungsarmee (in der Tausende von Soldaten das Gewehr gegen den Spaten tauschten) frisch ans Werk gingen und eine Stadt aufbauten, die inzwischen knapp 600’000 Einwohner zählt.

Ich mag diese Monumente aus Stein und Metall, die roten Flaggen mit Hammer und Sichel, das Mao-Geld und marschierende Studentinnen (von denen hier noch gar nicht die Rede war) die Horden von Freiwilligen (versicherte man mir), die ausschwärmen, um Schnee zu schaufeln, die Strassen und Wege zu wischen, Bäume zu schneiden – ich mag jede Einzelheit, die mich daran erinnert, dass ich eigentlich in einem kommunistischen Land lebe. Weil ich es sonst nämlich leicht vergesse.

Übrigens, der Vater eines sehr bekannten chinesischen Künstlers, der derzeit unauffindbar ist, wurde, nachdem er der Partei unangenehm aufgefallen war, in den 60-er Jahren hierher (und damit ganz weit weg von Peking), nach Shihezi, nun ja – verbannt.

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