Markenprodukte und Marken an sich geniessen in China ein
hohes Ansehen, und wer es sich leisten kann, versucht am Glanz der Marke
teilzuhaben, möchte sich auch ein wenig als Sieger und von der Siegesgöttin bekränzt
fühlen. Jetzt ist das bekanntlich überall so und man müsste die Begeisterung
für Marken gar nicht eigens erwähnen, wenn China nicht auch dafür bekannt wäre,
dass es, bei allem Respekt, eben auch gewisse Replikate, Duplikate oder, vielleicht
ist das doch der passendste Ausdruck, Falsifikate auf den Markt bringt.
Und hier beginnen die Probleme. Denn wie soll man da noch –
vor allem bei guten und sehr guten Fälschungen (und das heisst auch solchen mit
sauber kopiertem und platziertem Logo, die zudem nicht durch abundante
Rechtschreibfehler ins Auge stechen) – wie soll man da noch wissen, was echt
ist? Zumal als Ausländer, wo doch, so meine Erfahrung, Chinesen selbst dazu
nicht immer in der Lage sind.
In Shihezi gibt es in einer Strasse, in der sich Geschäft an
Geschäft reiht, fast durchwegs Kleider- und Schuhläden, auch einen Adidas-Store
mit dem üblichen Angebot. Die Preise sind stattlich, weshalb ich davon ausging,
dass es sich um Originale handelt, gleichwohl aber einmal Linkang um seine
Meinung bat, meinen Mann für schwierige Fragen aller Art. Inzwischen kann ich
schon an seinem Gesichtsausdruck ablesen, ob ich eine klare oder nicht so klare
Antwort zu erwarten habe, und hier war es nun eindeutig eine nicht so klare. Es
könne sich nämlich, so Linkang nach längerem, sichtbar anstrengendem Nachdenken,
es könne sich in diesem Fall um Originale der Marke Adidas, durchaus aber auch um
Fälschungen handeln, und zwar dann um, so wörtlich, «high quality fakes».
Die Antwort gefiel mir und ich begann mir sofort eine
interessante Zukunft vorzustellen, in der es von 1A-Fälschungen auf der ganzen
Welt nur so wimmelt und niemand, wirklich niemand (noch nicht einmal die
Fälscher selbst) mehr weiss, was noch echt ist, sodass schliesslich auch die
Kategorien «echt» und «gefälscht» dahinfallen.
Was nun aber den chinesischen Spielzeughersteller betrifft, der
sein funkgesteuertes Auto – das ganz offensichtlich den Rennwagen einer
berühmten Manufaktur in Maranello, Italien, nachempfunden ist – «Falali FXX» nennt,
so möchte man dem gerne sagen: schlechte, ganz schlechte Fälschung.