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Alltag Alltag in China (Peking - Shihezi, Xinjiang)

Zwangswärme

CHINA | Wednesday, 13 April 2011 | Views [1063]

Die Zwangswärme ist mir erstmals auf einer Heizkostenabrechnung für meine Wohnung in Basel begegnet. Und auch wenn ich Heizkostenabrechnungen nie vollständig verstehen werde, so viel immerhin war auch mir klar: Mit dieser gottlob nur einen kleinen Posten ausmachenden Zwangswärme muss eine Form der Wärme gemeint sein, die ich, ob ich will oder nicht, beziehe (und bezahle).

In Shihezi erlangt der unsympathische Begriff zwar keine neue, aber eine umfassendere, gleichsam totale, wenn nicht gar totalitäre Bedeutung. Vom 15. Oktober bis zum 15. April wird hier nämlich geheizt, tüchtig geheizt, und alle haben sich diesem Heizdiktat zu unterwerfen.

Was man, zumal in den langen, bitterkalten Xinjiang-Wintern, natürlich ohne zu murren tut und geradezu begeistert, mindestens aber dankbar täte, wenn es möglich wäre, die an alle Haushalte gelieferten, geschätzten 30 Grad Wärme vermittels eines Temperaturreglers zu dosieren, sprich, nicht das volle staatliche Wärmequantum zu beziehen.

Das geht jedoch leider nicht, warum, weiss niemand. Und so tat ich, was alle anderen auch tun: bei draussen minus 20 Grad drinnen schwitzen und leiden, im T-Shirt und barfuss durch die Wohnung wandeln, bei geöffneten Fenstern zudem, denn ohne die in Schwaden hereinziehende, ein wenig kühlende Eisesluft, hielte man es nicht aus. 

Jetzt muss man nur noch wissen, dass Kühlschränke hier Mangelware sind, bevor ich endlich zu meinem Schlafzimmer komme, wo ich mir (bei sowieso durchgehend geöffnetem Fenster), in einem Wandschrank mit Kontakt zur Aussenmauer eine Art Kühlschrank einrichtete (für Milch, Joghurt, Schokolade usw.) und wo ich (mich dabei der Farbpsychologie und ihrer Erkenntnisse bedienend) die blauen (subjektiv als kühlend empfundenen) Vorhänge stets zugezogen lasse.

Bei draussen inzwischen um die 27 Grad (zu denen drinnen, bis zum 15. 04., noch die Zwangswärme kommt) funktioniert mein Kühlschrank aber nicht mehr zufrieden stellend. Und nur noch wenige Tage, dann wird es erst richtig heiss. Was bleibt mir anderes übrig, als das hinzunehmen, wie alle anderen auch zu akzeptieren, was nicht zu ändern ist und meinen Nacken ins Joch der (nun klimatisch bedingten) Zwangswärme zu beugen.

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