Die Zwangswärme ist mir erstmals auf einer
Heizkostenabrechnung für meine Wohnung in Basel begegnet. Und auch wenn ich
Heizkostenabrechnungen nie vollständig verstehen werde, so viel immerhin war auch
mir klar: Mit dieser gottlob nur einen kleinen Posten ausmachenden Zwangswärme muss eine
Form der Wärme gemeint sein, die ich, ob ich will oder nicht, beziehe (und
bezahle).
In Shihezi erlangt der unsympathische Begriff zwar keine
neue, aber eine umfassendere, gleichsam totale, wenn nicht gar totalitäre
Bedeutung. Vom 15. Oktober bis zum 15. April wird hier nämlich geheizt, tüchtig
geheizt, und alle haben sich diesem Heizdiktat zu unterwerfen.
Was man, zumal in den langen, bitterkalten Xinjiang-Wintern,
natürlich ohne zu murren tut und geradezu begeistert, mindestens aber dankbar
täte, wenn es möglich wäre, die an alle Haushalte gelieferten, geschätzten 30
Grad Wärme vermittels eines Temperaturreglers zu dosieren, sprich, nicht das
volle staatliche Wärmequantum zu beziehen.
Das geht jedoch leider nicht, warum, weiss niemand. Und so tat
ich, was alle anderen auch tun: bei draussen minus 20 Grad drinnen schwitzen
und leiden, im T-Shirt und barfuss durch die Wohnung wandeln, bei geöffneten
Fenstern zudem, denn ohne die in Schwaden hereinziehende, ein wenig kühlende
Eisesluft, hielte man es nicht aus.
Jetzt muss man nur noch wissen, dass Kühlschränke hier
Mangelware sind, bevor ich endlich zu meinem Schlafzimmer komme, wo ich mir (bei
sowieso durchgehend geöffnetem Fenster), in einem Wandschrank mit Kontakt zur
Aussenmauer eine Art Kühlschrank einrichtete (für Milch, Joghurt, Schokolade
usw.) und wo ich (mich dabei der Farbpsychologie und ihrer Erkenntnisse bedienend)
die blauen (subjektiv als kühlend empfundenen) Vorhänge stets zugezogen lasse.
Bei draussen inzwischen um die 27 Grad (zu denen drinnen,
bis zum 15. 04., noch die Zwangswärme kommt) funktioniert mein Kühlschrank aber
nicht mehr zufrieden stellend. Und nur noch wenige Tage, dann wird es erst richtig heiss.
Was bleibt mir anderes übrig, als das hinzunehmen, wie alle anderen auch zu
akzeptieren, was nicht zu ändern ist und meinen Nacken ins Joch der (nun
klimatisch bedingten) Zwangswärme zu beugen.