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Alltag Alltag in China (Peking - Shihezi, Xinjiang)

Minderheiten

CHINA | Wednesday, 6 April 2011 | Views [323]

Das ist die Mensa, in der ich regelmässig zu Abend esse, eine von vielleicht sechs auf dem nördlichen Campus der Universität. Die Mensa wird von (und unter anderem auch für) Moslems betrieben, weshalb die Gerichte mit Sicherheit halal sind.

Mir wichtiger sind Art und Güte des Angebots. Im Wesentlichen gibt es Nudeln, Reis und allerlei Backwerk, salziges und süsses. Zum Reis, dem ich meist zuspreche (aus praktischen Gründen, da Nudeln jeder Art gerne in einer Brühe serviert werden, ich mit Brühe jedoch so meine Mühe habe, überdies nach dem Essen arbeiten muss, und ein Lehrer mit frisch bekleckertem Hemd ist nirgendwo gut angesehen), zum Reis wird herrlich knackiges Gemüse serviert, Tofu in scharfen oder milderen Saucen, desgleichen Fisch, Lamm, Poulet, wobei man nun den Reis in einem etwas zerbeulten, blechernen Gefäss empfängt und zwei „Beilagen“ dazu wählen kann, die, nach Fingerzeigen meinerseits, aus riesigen Bratformen geschöpft werden, manchmal, so scheint mir, mit einem extra Schlag obendrauf, vielleicht weil man (sitzt er nicht immer allein auf einer der Fensterseiten) Mitleid mit dem Fremden empfindet.

Dabei fühlt sich der – seinem einfachen, ehrlichen, kräftig gewürzten Essen zusprechend – bestens und inmitten der Angestellten mit ihren traditionellen weissen Käppis oder bunten Kopftüchern, mit ihren Gesichtern, die auf den ersten Blick auch die von Türken oder Arabern sein könnten, gut aufgehoben.

In China gibt es neben den weit über 90 % Han-Chinesen 55 nationale Minderheiten. Darunter auch jene der muslimischen Uiguren, die zum grössten Teil in der Provinz Xinjiang leben und weltweit etwas mehr als 8 Millionen zählen, was in etwa der Bevölkerungszahl der Schweiz entspricht. Empfinde ich deshalb eine gewisse Nähe zu den hier seit Jahrhunderten Heimischen oder weil mir ihre Gesichter halt ein bisschen vertrauter sind und ihre Kopfbedeckungen desgleichen? Wenn es so wäre, würde mich das, zumal als Schweizer, freuen, geradezu diebisch freuen … dass es möglich ist, ein Kopftuch (ausgerechnet ein Kopftuch!) als traulichen Tropfen in einem Meer von Fremde, als ein Stück Heimat wahrzunehmen.

PS   Und wenn es stimmt, dass jede Universität in diesem grossen Land eine muslimische Mensa anbietet, anbieten muss, dann verdient China dafür Anerkennung.

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