Das Leben als Laowai – und wirklich, ich bin hier ein
Fremder, ich kann es in den Gesichtern der Einheimischen sehen, an ihren
Reaktionen, wenn ich ihnen auf der Strasse begegne, einen Laden oder ein
Restaurant betrete und selbst, wenn ich über den Campus dieser Uni in
Kleinstadtgrösse gehe, wo manches zu konstatieren ist, aber kein
internationales Flair, keine munter gemischten Rassen und Nationalitäten, ich
bin hier (ausser anlässlich einer Einladung zum Abendessen) noch keinem
begegnet, der so ähnlich aussieht wie ich, also eine grosse, gut sichtbare Nase
im Gesicht trägt, die ihn, nebst Augen, Haarfarbe und (das wohl als Erstes) leicht überdurchschnittlicher Körpergrösse, als Nicht-Chinesen identifiziert, was, ich
komme auf die Reaktionen zurück, dazu führen kann, dass hier Heimische oder
jedenfalls Chinesen einen misstrauisch beäugen, zu tuscheln beginnen,
vielleicht auch lachen, mit Fingern auf einen zeigen oder wie angewurzelt
stehen bleiben und die Augen aufreissen, so, als ob man gerade einem Raumschiff
entstiegen wäre und nun nach Frauen und Kindern Ausschau hielte, die, so könnten
die Angewurzelteten befürchten, auf einen anderen Planeten entführt werden und
dort nur einmal täglich warm zu essen kriegen (was ganz schlimm wäre) … manchmal,
und gerade, wenn man sich selbst nicht ganz gefestigt fühlt, ein wenig aus der
Bahn und durch den Wind ist, wünscht man sich, einfach in der Menge
unterzugehen, einer unter vielen und gleichen zu sein, einen einfachen und
leichten Alltag zu haben, verstehen und verstanden zu werden, dass ein
Taxifahrer plötzlich Deutsch zu sprechen begänne, meinetwegen auch Englisch und
man somit nachts auf dem Heimweg eine letzte kleine Begegnung hätte, ein Stück
Normalität, nichts Besonderes – ist manchmal auch schwer.