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Alltag Alltag in China (Peking - Shihezi, Xinjiang)

Nan

CHINA | Monday, 21 March 2011 | Views [865] | Comments [2]

War Peking in Sachen Brot noch eine Brache, so hat sich in Shihezi, Xinjiang, die Versorgungslage eindeutig verbessert. Das ist u. a. den Turkvölkern zu verdanken, die hier herum ansässig sind oder waren, den Uiguren, Usbeken, Kasachen, Kirgisen usw. Das Brot heisst „Nan“, ein Wort, das mir gefällt, weil es wie für Kinder gemacht scheint und sogar ich es aussprechen kann. „Nan“ ist aber auch deshalb schön, weil es wie „Chai“ (für „Tee“) ein gutes Beispiel dafür abgibt, dass Wörter auf Wanderschaft gehen und Völker verbinden können, im Nan-Fall besagte Turkvölker mit Indien, Pakistan, Afghanistan, bis hinüber nach Persien.

Es gibt mehrere Sorten dieses Fladenbrots, das meist mit Weizenmehl gebacken wird, mit Öl bestrichen und mit Sesam bestreut werden kann, auch mal süss ist, wenn’s beliebt. Es wird in diesen kleinen, offenen Backstuben direkt an der Strasse hergestellt, die im wesentlichen aus einem simplen Ofen bestehen. Ich mag das Öffentliche daran, den Duft, der aus den Kabäuschen strömt, das Nan selbst natürlich, wenn es ganz frisch und noch warm ist, seine gebräunte Kruste – man muss (alles andere wäre eine grosse Dummheit) an Ort und Stelle hineinbeissen.

Shihezi ist aber noch aus einem anderen Grund ein guter Ort für Brotesser. Es gibt hier ein Kaufhaus und darin auch eine Lebensmittelabteilung mit eigener Backstube. Dort wird vorzu allerhand, meist Süsses, gebacken. Unter anderem ein Brot, das mit Nüssen und Rosinen gefüllt ist, das (selbst hier, in sehr trockener Umgebung) mehrere Tage frisch bleibt und richtig gut schmeckt.

Wenn ich es kaufe, zeige ich der wie eine Krankenschwester aussehenden Frau hinter der Theke (helle Schürze, Mundschutz, foliendünne Handschuhe) mit Daumen und Zeigefinger an, wie viel sie vom Meterbrot abschneiden soll, und sie lächelt dann immer, das heisst, ihre Augen lächeln, den Mund kann ich ja nicht sehen.

Als Fremder ist man auf diese kleinen, aufmunternden Gesten, auf ein Lächeln sowieso, besonders angewiesen. Man wird also verstehen können, dass ich zu den regelmässigen Kunden dieses Brotstandes gehöre.

Comments

1

...soso, direkt reinbeissen...wie in einen frischen zopf? ;-)

  daniela Mar 23, 2011 4:15 AM

2

genau so, wie in einen frischen, guten, noch warmen Basler Zopf!

  ollo Mar 23, 2011 11:56 AM

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