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Alltag Alltag in China (Peking - Shihezi, Xinjiang)

Abfall

CHINA | Saturday, 12 March 2011 | Views [291]

Sie kommen meist am Vormittag, biegen in unseren geräumigen Innenhof ein, ein Geviert, das von Wohnblocks gebildet wird und in dessen Mitte sich noch immer ein Oval trotzigen Schnees hält. Sie fahren mehrmals langsam darum herum und rufen etwas, jeder auf seine Weise.

Es sind Männer auf dreirädrigen Fahrrädern, und sie haben  Papier, Karton, Plastik und anderen Abfall auf ihre Ladeflächen gepackt. Sie möchten, dass die Menschen ihrem Ruf folgen, aus ihren Häusern herunterkommen und ihnen noch mehr Papier, Karton, Plastik und anderen Abfall bringen.

An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass in unserem Hof drei blaue Müllcontainer stehen und ein gelber (ich habe allerdings noch nicht erkennen können, dass der Farbunterschied eine Bedeutung hätte), dass im unvergesslichen „Oak Bay“ in Peking eine Mülltonne stand, auf der „Kitchen Waste“ stand und eine zweite, die mit „Recycable“ beschriftet war (was aber macht ein guter Schweizer mit seinem Normal- oder Restmüll? – er schaut in beide Tonnen hinein, denkt sich „same same“ und wirft seinen Abfall in irgendeine) und dort wie hier im öffentlichen Raum Müllbehälter stehen, die mit „Recycable“ oder „Other Waste“ beschriftet sind – was auch niemanden gross interessiert. Hier kommen wohl unsere Männer ins Spiel, die, das dürfte sich von selbst verstehen, einen harten und vermutlich verachteten Job haben. So lange, bis in der Bevölkerung das Bewusstsein in punkto Mülltrennung gereift ist, übernehmen sie das, die Männer auf ihren Fahrrädern, und verdienen sich ein paar Yuan damit.

Unter ihnen mag ich einen ganz besonders. Er kommt vormittags zwischen neun und zehn. Ich mag seine Stimme, wie er ruft, es ist Wärme, Wehmut und Sehnsucht darin, etwas, das nicht in diese Stadt mit ihren schnurgeraden Strassen gehört. Etwas, das an Hügel, Berge, Gras und ein anderes Leben denken lässt. An ein paar Schafe, die es zusammenzutreiben gilt, bevor die schwarze Nacht auf das Land fällt. Vielleicht denkt der Mann ja bei seiner Arbeit, wenn er, kaum schneller als im Schritttempo Höfe umkurvt und seinen Lockruf ertönen lässt, genau daran – an seine Schafe, an ein Stück Land, an die Zeit, bevor er in die Stadt kam, um hier sein Glück zu machen.

 

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