Sie kommen meist am Vormittag, biegen in unseren geräumigen
Innenhof ein, ein Geviert, das von Wohnblocks gebildet wird und in dessen Mitte
sich noch immer ein Oval trotzigen Schnees hält. Sie fahren mehrmals langsam
darum herum und rufen etwas, jeder auf seine Weise.
Es sind Männer auf dreirädrigen Fahrrädern, und sie
haben Papier, Karton, Plastik und
anderen Abfall auf ihre Ladeflächen gepackt. Sie möchten, dass die Menschen
ihrem Ruf folgen, aus ihren Häusern herunterkommen und ihnen noch mehr Papier,
Karton, Plastik und anderen Abfall bringen.
An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass in unserem Hof
drei blaue Müllcontainer stehen und ein gelber (ich habe allerdings noch nicht
erkennen können, dass der Farbunterschied eine Bedeutung hätte), dass im unvergesslichen
„Oak Bay“ in Peking eine Mülltonne stand, auf der „Kitchen Waste“ stand und
eine zweite, die mit „Recycable“ beschriftet war (was aber macht ein guter
Schweizer mit seinem Normal- oder Restmüll? – er schaut in beide Tonnen hinein,
denkt sich „same same“ und wirft seinen Abfall in irgendeine) und dort wie hier
im öffentlichen Raum Müllbehälter stehen, die mit „Recycable“ oder „Other
Waste“ beschriftet sind – was auch niemanden gross interessiert. Hier kommen
wohl unsere Männer ins Spiel, die, das dürfte sich von selbst verstehen, einen
harten und vermutlich verachteten Job haben. So lange, bis in der Bevölkerung
das Bewusstsein in punkto Mülltrennung gereift ist, übernehmen sie das, die
Männer auf ihren Fahrrädern, und verdienen sich ein paar Yuan damit.
Unter ihnen mag ich einen ganz besonders. Er kommt
vormittags zwischen neun und zehn. Ich mag seine Stimme, wie er ruft, es ist
Wärme, Wehmut und Sehnsucht darin, etwas, das nicht in diese Stadt mit ihren
schnurgeraden Strassen gehört. Etwas, das an Hügel, Berge, Gras und ein anderes
Leben denken lässt. An ein paar Schafe, die es zusammenzutreiben gilt, bevor
die schwarze Nacht auf das Land fällt. Vielleicht denkt der Mann ja bei seiner
Arbeit, wenn er, kaum schneller als im Schritttempo Höfe umkurvt und seinen
Lockruf ertönen lässt, genau daran – an seine Schafe, an ein Stück Land, an die
Zeit, bevor er in die Stadt kam, um hier sein Glück zu machen.