Obwohl Drachen sehr wahrscheinlich nie existierten, gibt es
in Peking ganz schön viele davon. Wohl verstanden, es ist dieses Wesen gemeint,
mit dem Leib einer Schlange, dem Kopf eines Wasserbüffels, dem Maul eines
Wolfes usw., das beispielsweise im Sommerpalast tausendfach anzutreffen ist.
Der Sommerpalast ist eine weitläufige Anlage im Nordwesten
der Stadt. Er diente dem Kaiser und seinem Gefolge in den heissen Sommermonaten
zur Erfrischung. Man kann sich dort einen ganzen Tag lang aufhalten, an einem
See entlanggehen, Tempel mit tausendarmigen Buddhas besichtigen und sich
endlose Treppen hinaufmühen. Dann hat man, vielleicht, fast alles gesehen. Und
doch ist das, was erhalten geblieben ist, nur ein Rest der ursprünglichen Pracht.
90 Prozent des bebauten Areals, so sagte mir ein kundiger Führer, wurden 1860
von einer Armee unter anglo-französischer Führung erst geplündert und dann
niedergebrannt.
Aber zurück zu den Drachen im Sommerpalast, sie sind, ich
sagte es schon, überall. Sie bewachen Eingänge und Firste, zieren Dachbalken und
Malereien oder schlängeln sich in einem Schmuckstein zusammen.
Drachen waren das Symbol des Kaiserhauses und der
kaiserliche Drache hatte an jedem Fuss fünf Zehen. Es war jedem Bewohner des
grossen chinesischen Reiches bei Todesstrafe verboten, einen Drachen mit fünf
Zehen in irgendeiner Weise abzubilden und mit nach Hause zu nehmen, nein, der
einfache Minister, Beamte oder Bauer hatte sich mit einem vier- oder
dreizehigen Drachen zu begnügen.
Anders als bei uns, gilt der Drache in Ostasien als
mehrheitlich gutartiges, jedenfalls Glück bringendes Tier. Und falls mal nicht,
so ist er leicht zu bekämpfen. Ein Feuerdrache beispielsweise mit Wasser, während
ein Wasserdrache, logisch, Feuer auf den Tod nicht ausstehen kann.
Was mich etwas ratlos macht, ist die Tatsache, dass die berühmte
Traditionelle Chinesische Medizin Drachenbestandteile für einige Rezepturen
vorsieht – ich meine, wo kriegen die die her?