In Parks, auf Plätzen und auf der Strasse begegnet man hier
Menschen, die, sagen wir mal, für die Augen eines Europäers seltsame Dinge tun. Damit sind nicht in erster Linie die Gruppen meist älterer Leute
gemeint, die Tai Chi oder Qigong üben, das kennen wir ja auch schon, wenngleich
nicht so selbstverständlich in der Öffentlichkeit.
Schon befremdlicher mutet es da an, wenn einem auf dem
Trottoir ein Mann entgegenkommt, der einen Stock in der Hand hält und sich im
Gehen mit der immergleichen Bewegung leichte Schläge auf den Rücken versetzt
(tags darauf sah ich jemanden, der die gleiche Bewegung vollführte, aber ohne
Stock).
Oder meine Lieblinge, die Rückwärtsgeher, die, als ob es das
Normalste auf der Welt wäre, rückwärts ausschreiten, und das nicht etwa mit
besonderer Vorsicht, sondern im Vertrauen darauf, dass die Normalgeher schon
zusehen werden, dass es zu keinem Zusammenstoss kommt. Das Rückwärtsgehen, hat
man mir gesagt, sei sehr gesund für den Körper, weil dabei Muskeln beansprucht
würden, die beim Vorwärtsgehen brachliegen. Das leuchtete mir ein.
Ungewohnt sind auch diese Fitnessgeräte auf öffentlichen
Plätzen, in Parks und Wohnsiedlungen, an denen nicht wenige Chinesen ächzend und
schnaufend Arme, Beine, Rümpfe beugen, strecken und drehen, wie gesagt, meist
Frauen und Männer im Rentenalter, die jüngeren, so liess ich mir berichten,
müssten hart arbeiten und hätten keine Zeit für solche Sachen. Trotzdem, ich sah auch junge Männer Basketball spielen, mit
sehr gefährlich aussehenden Nunchakus aus Metall durch die Luft wirbeln, sah
Väter mit ihren Töchtern Federball spielen und Mütter mit ihren Söhnen kicken –
das alles an einem Samstag im Park.
Es scheint hier eine Kultur der öffentlichen Bewegung zu geben,
die in ihrer Alltäglichkeit sehr angenehm ist. Den Mann auf dem Gelände des Sommerpalastes, der Schriftzeichen
aufs Pflaster malte, mit einem in Wasser getauchten Pinsel, sodass was er
schrieb mit der Zeit blasser wurde und ganz verschwand – diesen Mann zähle ich
hier auch dazu. Nicht nur, weil diese Art des Schreibens, so sagte man mir, Schultern
und Rücken entspannt und den Geist klärt, sondern auch, weil es ein schönes
Bild für die Vanitas allen Tuns ist.