Es sind nicht besonders viele, aber ab und zu kriegt man
doch jemanden mit Mundschutz zu Gesicht. Als ich – schon am Flughafen –
erstmals einen derart vermummten Menschen sah, erschrak ich ein wenig und
fragte mich, ob irgendeine neue tödliche Tiergrippe im Anmarsch ist.
Inzwischen gehören die Männer und Frauen, die einen
Mundschutz tragen, für mich zum Stadtbild. Auch wenn sie weiterhin irritieren.
Zumal ich immer noch nicht weiss, warum sie dieses doch sehr sichtbare Mittel
zur Vorbeugung wählen. Dafür sehe ich drei mögliche Gründe: Sie sind krank und
wollen andere nicht anstecken (was sehr nobel wäre). Oder sie sind gesund,
wollen sich aber nicht von ohne Mundschutz rumlaufenden Kranken anstecken
lassen. Oder aber, der Mundschutz hat nichts mit Viren & Co. zu tun,
sondern ist eine Massnahme gegen die Pekinger Luftverschmutzung, womöglich
sogar ein stummer Protest.
Auch von Chinesen selbst habe ich in dieser Frage keine
eindeutige Antwort bekommen. Wie man überhaupt sagen kann, dass eine eindeutige
Antwort des Chinesen Sache vielleicht nicht unbedingt ist und ich mich schon
ein wenig darin übe, mit Fragen, Unklarheiten und auch Widersprüchen zu leben,
sie als normalen Bestandteil meines Lebens als laowai zu akzeptieren.
Das schöne an der Mundschutz-Mode ist ihre Vielfalt. Es gibt
den allgemein bekannten, in der Apotheke erhältlichen, sozusagen medizinischen
weissen Mundschutz. Es gibt aber auch farbige, mit jedweden Mustern bedruckte,
stilvolle oder weniger geschmackssichere Exemplare. Einmal sah ich, jedenfalls
war mir so, unter einem Paar schöner Augen einen gestrickten - selbstverständlich sehr feinmaschig gestrickten - Mundschutz mit einem Bärchen drauf.
Der gefiel mir am besten.