Will man sich in Peking einigermassen stressfrei als
Fussgänger bewegen, so sucht man am besten eine autofreie Zone auf, zum
Beispiel die Wangfujing, eine endlose Einkaufsstrasse, in der man die Luxus-Uhrenmarken
der Welt durchbuchstabieren kann (dort wird man allerdings als Tourist im
Fünfminutentakt angesprochen – „Where are you from?“, „How long have you been
in Beijing?“, „Would you like to visit an exhibition?“ …).
Ansonsten ist höchste Vorsicht geboten, zumal beim
Überqueren einer dieser teils achtspurigen Strassen. Hat man einen
Zebrastreifen mit Verkehrsampel gefunden, gilt als erste Regel: bei Rot
unbedingt stehen bleiben. Wenn die Ampel dann aber auf Grün schaltet, sollte
man auch nicht sofort losgehen, sondern erst einmal kurz die Verkehrslage
beobachten. Ist mit rechts- oder auch linksabbiegenden Autos zu rechnen, die
fahren immer, auch wenn die Fussgänger Grün haben. Zweiradfahrzeuge
scheren sich um das Stoppsignal ebenso nicht sonderlich. Und ganz gefährlich sind
Taxis, die haben es stets eilig und fahren hupend auf Fussgängerstreifen zu.
Es ist übrigens von Vorteil, konsequent auf Hupsignale zu
achten. Nach meiner Beobachtung sind sie sehr zuverlässig. Die Hupe wird hier
nicht, wie in anderen Ländern, zur Begrüssung oder einfach nur aus Spass am
Lärmen betätigt, sondern als ernstzunehmendes Gefahrensignal und zur Übermittlung
der Botschaft: Achtung, jetzt komm ich.
Seit ich in Peking bin, habe ich es nicht einmal erlebt,
dass ein Autofahrer einem Fussgänger den Vortritt gelassen hätte (übrigens auch
Autofahrer unter sich nicht). Nein, das stimmt nicht ganz, einmal schon. Da
wurde ich abgeholt und mein „Chauffeur“ musste ohnehin genau vor dem Zebrastreifen halten.
Was ihn dazu veranlasste, eine offenkundig verdutzte und sichtbar misstrauische
Frau galant über die Strasse zu winken.