Ich wohne im Norden der Hauptstadt Chinas, in einer Wohnsiedlung mit dem schönen Namen „Oak
Bay“. Von meiner Fensterfront im 23. Stock aus sehe
ich auf die Maofang Road, die sich schnurgerade und sehr lang hinzieht, sehe
auf Gebäude, Hochhäuser, noch mehr Strassen und wieder Hochhäuser, bei Nacht
alles mit den üblichen Millionen von Lichtern.
So wohnt ein Ausländer in Peking, denkt man sich sofort, so
wohnen überall nur Ausländer. Die Einheimischen sind allenfalls dazu da, die
Ausländer in ihren Luxuswohnungen zu bewachen. Womit man in einem Punkt recht
hätte, auch „Oak Bay“ wird – wie viele andere Wohnsiedlungen, Parkplätze und
sogar Supermärkte – von Wächtern in Uniform bewacht. Einen Ausländer allerdings
sehe ich hier, wo wohl Tausende von Mietern oder Eigentümern wohnen, nur im Spiegel.
In meinem Appartment gibt es eine Kochplatte und einen Kühlschrank,
Fernseher, Internetverbindung und das breiteste Bett, in dem ich je geschlafen
habe. Auch gibt es im Badezimmer eine Waschmaschine. Und im Lift hängen zwei Flachbildschirme, auf denen Werbung für
eine Autovermietung, Speiseöl, Computerspiele, einen Honda-Offroader und
glückliche Familien gemacht wird.
Aber das Schönste habe ich mir für den Schluss aufgespart,
es ist diese Plastikkarte, mit der ich das Haupttor am Eingang zur Siedlung und
eine der Eingangstüren unten öffnen kann. Dazu muss ich mit dieser Karte nur auf
ein Feld, woraufhin ein Piepston ertönt und die Tür sich öffnen lässt.
Noch schöner ist dann nur, wenn der eine Wächter, der mich schon
kennt, mir aus seinem Häuschen heraus lachend zuwinkt und von innen die Tür
entriegelt. „Xiexie“, sage ich da (aber das spricht sich nicht so, wie sich's schreibt), danke schön.