In Qinghe, dem Bezirk im Norden Pekings, wo ich wohne, gibt
es einen sprechenden McDonalds. Ich nenne ihn im Stillen so, weil an seiner
Aussenseite Lautsprecher angebracht sind – als ob es auf der Strasse nicht laut
genug wäre – aus denen pausenlos Werbung dringt, vermutlich 24 Stunden am Tag,
denn das Lokal hat rund um die Uhr geöffnet.
Dort sitze ich eines Morgens und trinke meinen Filterkaffee,
unter vielen Müttern und einigen Vätern mit Kindern. Ein vielleicht
dreijähriges Mädchen beginnt mich kurz anzulächeln, sich dann wegzudrehen, zu
seiner Mama hin, um dann wieder kurz zu mir herzusehen usw. – ein Spiel, auf
das ich, zumal die Mama es wohlwollend beobachtet, gerne eingehe.
Die Kleine ist, grosse Augen und eine Pagenfrisur, unglaublich
süss, alle chinesischen Kinder sind süss, und das finde ich doch seltsam. In
Europa gibt es ja auch einige süsse Kinder, aber dass man gleich durch die Bank
alle als süss bezeichnen würde, nein. Doch hier in Peking, also noch alle Babys
und Kleinkinder, die ich sah, waren in ihren kleinen, kurzen oder langen und immer sehr
farbigen Kleidchen und Mäntelchen bezaubernd, hinreissend, zum vorletzten Mal:
süss. Wie Gummibärchen, denke ich mir dann, eins so bunt und süss wie das
andere.
Am Ende hat mir die Kleine im McDonalds zum Abschied gewinkt,
ich habe gewinkt, sie noch einmal und das hat mir den Morgen, ja, den ganzen
Tag versüsst.