Hey meine Lieben, wie geht’s euch?
Ich sitze gerade im Büro, es ist 9:15 a.m. und ich will mir jetzt noch ein wenig die Zeit vertreiben, ehe ich zu einem weiteren Produktvortrag gehen darf. Diesmal geht es um MRT (Magnet Resonanz Tomographie), gestern war CT (Computer Tomographie) dran. Ist echt super, dass die hier so was anbieten, dann kenne ich mich endlich mal mit den Produktbezeichnungen aus und welche Geräte wann auf den Markt kamen.
Mittlerweile bin ich in der Arbeit auch schon gut beschäftigt. Ich wurde sogar up-ge-gradet, ich darf nämlich jetzt Rechnungen im System anlegen und sie an die Kunden verschicken. Allerdings noch nicht ganz ohne vorherige Kontrolle durch Phil, dessen Arbeit ich erleichtern soll. Bisher hätte ich schon drei falsche Rechnungen rausgeschickt ;) aber in letzter Sekunde hat Phil die Fehler entdeckt. War natürlich eigentlich nicht meine Schuld, sondern lag an der mangelnden Erklärung seinerseits.Ein weiteres Zeichen fuer meinen Status hier im Buero ist, dass ich heute Bueromaterial fuer mich aussuchen durfte! Ich habe also bald ein Gel-Mousepad, ein Gel-Kissen fuer vor meine Tastatur, einen Tacker (juhuu!!) und ein Notizbuch mit integriertem Taschenrechner. Wenn ich ganz viel Glueck habe, bekomme ich sogar noch ein ergonomisches Kissen fuer meine Rueckenlehne! Ist das nicht superkalifragelistikexpialigetisch (Mary Poppins)!
Jetzt bin ich gerade wieder vom Vortrag zurück gekommen und darf euch verkünden, dass ich bei der anschließenden Quizrunde, die immer nach den Vorträgen statt findet, endlich mal schnell genug war um die richtige Antwort als erste mitteilen zukoennen. Bin jetzt also stolzer Besitzer einer MRT-Werbe-Thermotasse! Normalerweise habe ich meistens erst die Frage verstanden, wenn die anderen schon ihre Antworten herausgebrüllt haben ;)Und ich habe mich heute auch endlich mal dazu aufraffen können, meine Fragen während dem Vortrag zu stellen! Habe dabei mein Herz ein wenig überlistet, indem ich die Frage so schnell gestellt habe, dass es gar nicht erst anfangen konnte, wie wild zu pochen. Jetzt sitze ich also wieder, rundum zufrieden und gestärkt (dank des guten Caterings bei den Vorträgen) an meinem Schreibtisch und warte auf neue Service Reports, die ich Invoicen kann.
Aber ich will euch mal nicht nur mit meinem Büro-Quatsch langweilen, also erzähle ich euch noch ein wenig vom Wochenende. Wir sind nicht zu den Niagara-Fällen gefahren, da uns auf Grund des schlechten Wetters davon abgeraten wurde… Also sind wir Samstagmittag, nach 2 Std. Morgensport im hauseigenen Fitnessstudio, in die Stadt mit der Straßenbahn entlang der Queenstreet (@Tobi: Die geht direkt vor unserem Haus weg und führt einen ohne umsteigen zu müssen direkt in die Innenstadt!). Ich habe euch ja bei einem früheren Blogeintrag schon einmal von der Queenstreet erzählt und dass man dort eine Reise durch die Gesellschaftsschichten unternimmt und das ist dieses mal wieder ganz krass aufgefallen! Am Anfang kamen wieder die ganzen runtergekommenen Coffee Shops und Breakfest Bars und dann sind auch schon nach und nach die ersten Alkoholleichen in die Straßenbahn eingestiegen. Der eine liest da ganz unverblümt seine Porno-Zeitung und ein anderer hat so gestunken, dass Jens und ich es nur noch eine weitere Haltestelle ausgehalten haben, bis wir aussteigen mussten.Somit hatten wir dann die Gelegenheit die Queenstreet mal zu Fuß zu erkunden. Dabei konnten wir neben einem ganzen Haufen suesser und aussergewoehnlicher kleiner Läden, tausend Tattoostudios, sowie halbnackte „Putzfrauen“ und „Krankenschwestern“ in Schaufenstern bewundern. Im Stadtzentrum angekommen, haben wir das Eaton-Center, ein riesiges Einkaufszentrum erkundet und sind natuerlich mal wieder in einem dieser total ueberfuellten Apple-Stores gelandet. In diesen Läden tummeln sich so viele Leute, dass man die ausgestellten Produkte kaum mehr sieht. Aber ich hatte trotzdem die Gelegenheit den neuen schicken IPod Nano zu begutachten! Echt ärgerlich, dass ich mir vor kurzem schon einen gekauft habe…Nachmittags machten wir uns auf den Rückweg zur Wohnung, vorbei am Royal Ontario Museum (diese abgefahrene Glasgebaeude von Daniel Liebeskind, das auf den Fotos zu sehen ist). Leider ist der Eintritt nur am Freitag reduziert (von $22 auf $11), also haben wir das dann verschoben.
Abends waren wir mit einem Arbeitskollegen von Jens aus Deutschland und seiner Freundin, die in Chicago studiert (hat ein Sportstipendium dort, weil sie so gut Golf spielt HC:7,2), beim Essen; in einem richtig schicken japanischen Restaurant. Und dort musste ich auch feststellen, dass ich gar keinen Alkohol vertrage. Wir mussten nämlich recht lange auf unseren Tisch warten und haben währenddessen einen Cocktail getrunken. Und ich war wirklich ziemlich beschwippst nach meinem kleinen White Russian ;) Nach der Sushi-Vorspeise (*hmmmm*) war ich aber dann wieder soweit „ausgenüchtert“, dass ich den Rest des Abends und mein Chicken Teriyaki ungehindert genießen konnte!
Am Sonntag habe ich mir, nach dem Wohnungsputz, den Luxus gegönnt, eine Zeitung zu lesen! Von vorne bis hinten! Komplett! Nachmittags haben wir einen schönen Spaziergang gemacht, diesmal Richtung Westen von unserer Wohnung aus, wobei wir Hochzeitsfotographen, Wellen wie an der Ostsee und aufgetürmten Steinen a la Santiago di Campostella begegneten. Photos davon sollten bald auf der euch bekannten Seite erscheinen. Mag vielleicht langweilig und spießig klingen, aber diejenigen, die Wissen wie chaotisch und unentspannt der Tagesablauf einen Siemens-Stipendiaten sonst aussieht, können glaub ich ganz gut nachvollziehen, wie schön so was mal zur Abwechslung sein kann!
Ja und so sind wir dann wieder in die mittlerweile schon dritte Arbeitswoche gestartet. Gestern habe ich mit Heather, dem kanadischen Patenkind meiner Eltern telefoniert, die auch in Toronto wohnt. Sie hat uns gleich für heute Abend zum Essen eingeladen! Ich freu mich schon riesig darauf, sie mal wieder zu sehen! Seit unserem letzten Treffen bei uns zu Hause in Altdorf, sind bestimmt schon 4 Jahre vergangen!
So nun zu ein paar wissenswerten Dingen über Kanada, oder zumindest über die Gegend hier:
- Es gibt hier das eisige Äquivalent zum Fön in Süddeutschland, also ein eiskalter erbarmungsloser schnell aufziehender Wind, sog. Windshield und der beschert manchen Leuten auch genau solche Kopfschmerzen, wie der Fön das tut.
- Hollywood lügt nicht! Zumindest nicht was die Autos angeht, die in den Filmen so über die Strasse fliegen, wenn sie über einen Buckel fahren. Ich glaube bei den Straßen-Verhältnissen hier, kann man dies mit der richtigen Geschwindigkeit locker hinkriegen! Z.B. in unserer Tiefgarage haben sie scheinbar beim Rohbau nicht dran gedacht, dass da mal Rohre unter der Decke eingezogen werden. Uups…! Also wurde der Bodenbelag dort, wo ein Rohr an der Decke verläuft, abgesenkt. Womit man sich bei fahren vorkommt, wie auf einer Wippe. Man schaukelt die ganze Zeit vor und zurück, vor und zurück… Klingt komisch ist aber so ;)
- Man wird überall, in jedem Laden, Restaurant und Co. mit „How are you?“ oder „What’s up?“ begruesst, obwohl es den Fragenden garantiert nicht interessiert, was du antwortest. Wenn man dies aber nur mit einem Lächeln quittiert, wird man doof angeschaut! Also muss man sagen „Fine, how are you?“ oder „What’s up?“ Obwohl es mich garantiert noch weniger interessiert, was die andere Person antwortet…
- Julia eine Freundin von mir, die momentan das selbe in Shanghai macht, wie ich hier in Toronto, erzaehlt immer wie schrecklich die Leute auf der Strasse angezogen waeren, mit Overall-Schlafanzuegen und High Heels; aber ich muss sagen, die Leute hier, habe auch einen tollen Geschmack und geben sich immer waaaahnsinnig viel Muehe mit ihrem Aussehen, wenn sie das Haus verlassen! Ganz beliebt sind UGBoots ( http://www.uggworld.com.au/images/classictalluggboots.jpg ) und knielange Schlabber-Jogginghosen, die oft zu schicken Fake-Designer Taschen kombiniert werden!
Und zu guter Letzt noch ein interessanter Artikel zum Thema Finanz- und Wirtschaftskrise, der einen zwar nicht hoffnungsvoll, aber zumindest ein wenig optimistischer in die Zukunft blicken lässt, was auch immer sie in wirtschaftlicher Hinsicht bringen mag:http://www.zeit.de/online/2008/43/krise-ohne-depression?page=1
Fühlt euch alle ganz fest von mir gedrückt!
Ich vermisse euch!Bis bald!