So, die ersten 24h sind herum und ich liege im Bett. Es ist ca. 9p.m. in Toronto und 2 Uhr morgens zu Hause. Ich habe einen wunderbaren Ausblick auf Downtown Toronto mit dem DN-Tower und dem Financial District, teilweise erleuchtet. Doch irgendwie kann ich das alles nicht genießen, da sich das Gebäude, in dem sich unser CONDO befindet mitten zwischen 3 Hauptverkehrsstraßen (u.a. dem Gardiner Expressway) und den Bahngleisen befindet, was doch einen gehörigen Lärm verursacht, selbst wenn man sich im 23. Stockwerk befindet.
Naja, aber ich fange wohl besser mal von vorne an zu erzählen. Gestern, 7 Uhr MEZ machten sich Mama, Jens und ich uns auf den Weg von Altdorf nach München zum Flughafen, wo wir auf Jens Familie trafen, die gerade aus Hochkrimml eingeflogen waren, um Jens zu verabschieden. Nach kurzer Kaffeepause mussten Jens und ich uns jedoch schon von unseren Familien trennen – für die nächsten 3 ½ Monate! Es fiel mir sehr schwer! Doch Mama machte mir Mut, gab mir einen wunderbaren Schutzengel (der im Flugzeug bei Start und Landung vermutlich diverse Quetschungen erlitt) und die Gewissheit, dass ich schon das richtige tue. So ging ich dann, heulend wie ein Schlosshund, durch den Security Check-In. Der Flug verlief, trotz der Misshandlungen des Schutzengels ;-) total ruhig, auch wenn der Pilot 2x Turbulenzen ankündigte.
Während den 9h Flug, brachte ich es auf 3 Filme (Sex and the City, Swing Vote und Ein amerikanisches Mädchen), ½ Folge einer Serie (´til Death) und 2 Seiten eines Buchs, dass ich von meinen Geschwistern + Partnern + Kindern geschenkt bekam (die soll nichts über die Qualität des Buches aussagen, nur über meine Konzentrationsfähigkeit auf 38000feet).
Ganz zu schweigen von dem ganzen Essen und Trinken (darunter mehrere Tomatensäfte – warum auch immer … auf dem Boden der Tatsachen gelandet, schmeckt der nämlich irgendwie gar nicht mehr so lecker – und einem Bloody Mary – auch nicht besonders zu empfehlen).
In Toronto gelandet mussten wir uns zunächst mit den kanadischen Behörden, in Form von Immigration Officers betraut machen, die uns nach vielen lästigen Fragen und dem studieren unserer Unterlagen das Visum mit Work Permit in den Reisepass klebten.
Nachdem wir dann unserer Koffer wieder hatten und uns bei AVIS unserer Mietwagen geholte hatten (Jens: Jeep Liberty; ich: Chrysler Sebring nagelneu), düsten wir zu unserem Wohnhaus, wo Christine Chevalier (Eigentümerin) bereits auf uns wartete.
Unserer Wohnung ist zwar so wie auf den Fotos abgebildet, nur eben ein bisschen kleiner, als ich es erwartet hatte. Vor allem ist das Den (was wir bisher als Gäste- und Arbeitszimmer vermutet hatten) wirklich nur ein halbes Zimmer, also eine etwas größere Einbuchtung in der Wand. Auch der Finessraum und der Swimming Pool waren für mich ein wenig enttäuschend, da sich beides als ohne Fenster und recht klein entpuppte.
Aber das ist alles jammern auf hohem Niveau ;-)
Um 5 p.m. hatten wir dann auch endlich die Koffer in der Wohnung und konnten mal das nötigste fürs Frühstück und Getränke kaufen – für NUR $45! Zurück in der Wohnung haben wir uns trotz der frühen Ortszeit (8 p.m.) gleich schlafen gelegt, schließlich ist es zuhause ja schon 2 Uhr morgens! Aufgrund von Lärm, Zeitumstellung, einer viel zu warmen Decke und den vielen neuen Eindrücken, mit den das Gehirn erst einmal klar kommen musste, war es eine ziemlich unruhige Nacht, die für uns beide um halb sieben Ortszeit vorbei war, denn daheim ist es ja dann schon halb zwölf…
Nachdem Frühstück brachen wir auf in die Bloor Street, wo wir einen Rogers-Laden (Internet, Telefon, Handy, TV) suchten und eine wundervolle Einkaufsstraße fanden, Ein süßer kleiner Laden am anderen und man findet hier sogar mehrere Bäcker mit für uns schon fast heimatlichem Brot und Semmeln, die besser sind als in Deutschland! Bei Rogers angekommen fanden wir heraus, dass das Heim-Entertainment ein ziemlicher teurer Spaß wird, denn das Internet kostet ca. $50 pro Monat, TV kostet $35 (es gibt in Kanada kein Free-TV) und eine blanke SIM-Prepaid-Karte kostet $40 ohne aufgeladen zu sein! Jetzt müssen wir uns erst einmal überlegen, ob wir TV überhaupt wollen…
Nach Rogers gingen wir zu Royal Bank of Canada und eröffneten einen Joint-Account, also unsere Haushaltskasse und noch ein extra Konto für mich, um die Gebühren bei deutschen Banken zu umgehen.
Es ist wirklich toll, wie freundlich und offen die Leute hier sind! Selbst mit der Bankangestellten hier kann man mal herzhaft lachen, sogar über langweilige Bankbroschüren, die wir laut ihrer Aussage verwenden sollen, wenn wir mal nicht einschlafen können!
Auch wenn man im Gespräch erzählt „I´m from Germany“, kommen nur positive Reaktionen und irgendwie scheint jeder hier im entferntesten was mit Deutsch(-land) zu tun zu haben: Der Sohn des Supermarktmitarbeiters hat in Stuttgart studiert und studiert jetzt in Kanada Germanistik; der Bruder der Freundin des Videothekmitarbeiters arbeitet bei Siemens; der Mann der Bankmitarbeiterin ist Österreicher usw.
Wirklich jeder hier ist total offen und hat kein Problem damit einen anzuquatschen, z.B. im Supermarkt stand ich unentschlossen vor einem Berg Pumpkin-Pies, bis eine kleine Asiatin sich neben mich stellt und mir erzählt wie günstig die wohl wären im Vergleich zu sonst. Als ich sie dann fragte, ob die denn schmecken würden, sagte wie „Of course! And the ingredients are really healthy for your body! Believe me I’am a [keine Ahnung was]-teacher.“
Also landete der Kürbis-Kuchen im Einkaufswagen, zusammen mit frischen Cranberries (die man leider so pur nicht essen kann, weil sie so sauer sind), roten Kartoffeln, $5-Schinken und vielem mehr. Allerdings war es nicht soviel, dass der Endpreis von $150 auch nur ansatzweise gerechtfertigt gewesen wäre. Die meisten Dinge hier sind sauteuer! Butter kostet $4,50, Milch gibt’s nicht unter $2 usw. Aber vielleicht finden wir noch einen billigeren Supermarkt, denn sonst werden wir trotz den €18 Verpflegungsgeld ganz schön arm!
Nach der Shopping- und Erkundungstour kamen wir um 4 p.m. mit all unseren 1000 Tüten (es ist echt Wahnsinn, wie verschwenderisch die hier noch sind mit Müll) in der Wohnung an, um uns noch einer kurzen Verschnaufpause wieder auf den Weg in den Großstadtdschungel zu machen, auf der Suche nach kostenlosem WLAN. Also fuhren wir die Queen Street West in östlicher Richtung entlang, die uns zunächst durchs Chinatown-Ghetto führte, dann durch ein schicki-micki-Trash-Viertel und zu guterletzt vorbei an Quicksilver, Oakley, Nike und Co. Bis wir uns mitten in den Hochhäuserschluchten des Financial Districts befanden und die Queen Street West in die Queen Street East übergeht. Da die WLAN-Suche erfolglos blieb, machten wir uns wieder auf den Weg zurück und landeten dabei wieder auf der Bloor Street (von heute morgen); nur diesmal nicht auf dem putzigen West-Teil, sondern auf dem protzigen East-Teil, wo sich die namenhaften Designer die Klinke in die Hand drücken. Der Verkehr dort war gigantomanisch und so brauchten wir für geschätzte 3 km ca. eine gute ¾ Stunde.
Da mein Gehirn für so viel Lärm, Leute und Großstadtstress nicht gemacht zu sein scheint, hatte ich dann auch keine Lust mehr noch länger in der Gegend rum zu gurken und wir machten uns wieder auf den Weg zurück ins Condo, wo es nach einem leckeren Essen schon wieder viel zu früh ins Bett ging (Sch**ß Jet Lag), wobei wir wieder am Anfang der „Geschichte“ angekommen wären.
Morgen werde ich mich wohl oder übel in die Arbeit begeben müssen, während Jens uns Internet und evtl. TV besorgt und sich um die Social Insurance No. kümmert, sowie einen 2. Schlüssel für die Wohnung. Gute Nacht!!