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Da fahr'n ma nimma hi!

Shoes off - Soks an!

CAMBODIA | Monday, 9 April 2012 | Views [290]

(BH) Der vom Johann bereits in der letzten Geschichte angeschnittene Bustrip endete mit einem platten Reifen - und das nach bereits 9 Std. Fahrt. Nach ein paar lieb- und erfolglosen Versuchen der Bus Crew, den Reifen zu wechseln, hatte der Johann schon einen privaten Minibus fuer die Weiterfahrt klar gemacht. Der nette Kambodschaner musste zwar in die komplett andere Richtung, aber er hatte schon Dollarzeichen in den Augen und hat sich ueber das Geschaeft seines Lebens gefreut. Daraus wurde nur leider nix, als wir dann unseren Bus davonfahren sahen - mit all unserem Gepaeck. Also weiter warten und nach knapp 1 Std. gings dann auch schon weiter.

Sind dann recht spaet in Kratie (liegt auf dem Weg nach Laos, am Mekong) angekommen. War zwar schon dunkel, aber man konnte die Berge von Muell auch so erahnen, von denen der Ort durchzogen ist. Das mit dem Muell ist echt ein Drama hier. Wahrscheinlich noch schlimmer als in Vietnam. Ich kapiers nur einfach nicht. Gibts nicht das Sprichwort: "don't crap where you eat?" Ich mein, Umweltschutzaufklaerung hin oder her, aber stoert es die Leute denn nicht, dass sie staendig stinkende Muellberge vor sich haben? Ab und zu sieht man schon jemanden eifrig den Muell vor seiner Haustuer wegkehren - aber zum Nachbarn. Der letzte in der Haeuserzeile ist halt der Gearschte...

Untergekommen sind wir beim 6-fingrigen Chinesen, der die Gaeste im Restaurant gern die Schuhe ausziehen liess. Ist barfuss auch irgendwie spannender, wenn unterm Tisch die abgemerkelten Katzen reihenweise mit Geckos, Geckoschwaenzen, Monsterkaefern und Maeusen Badminton spielen. Puh, das war aufregend. Aber man muss sagen, die Pizza da war erstklassig. Und wer haette das denn an so einem Ort erwartet? Ausserdem hatte er auch eine super nette Bedienung: die Soksan! Sie hat netterweise den ein oder anderen Kaefer entsorgt, wenn ich mal wieder hysterisch und barfuss durch den Raum gehuepft bin. Jedenfalls hab ich jetzt ihre Email Adresse und somit eine kambodschanische Brieffreundin. Insofern hat sich der Trip nach Kratie schon mal gelohnt.

Aber er hat sich auch anderweitig gelohnt. Wir haben am naechsten Tag einen Roller von irgendjemandem geliehen (Freund von Freund von Freund von Chinesem) und sind am Mekong durch Doerfer langgerattert. Irgendwie hat man das Gefuehl, dass die Leute hier den ganzen Tag nur draussen sitzen und schaun - oder schlafen. Aber die Kinder winken freudig und die sind einfach alle total nett und hilfsbereit. Auch wenn hier oben keiner Englisch spricht. Insofern haben wir ne halbe Stunde die Faehr-Anlegestelle gesucht zum Uebersetzen auf die andere Flussseite - ohne Erfolg. Und dabei gibts hier nur eine Strasse. Aber irgendwie hat jeder fleissig in eine andre Richtung gezeigt, dazu kommt dass die Leut ja noch nicht mal den Namen vom Nachbardorf kennen (das 100m weiter liegt) und Kartenlesen auch in Kambodscha nicht so angesagt ist - so haben wir schliesslich aufgegeben.

Trotz super Pizza sind wir aber dann doch recht schnell wieder auf die Strasse mit dem Ziel Phnom Penh. Natuerlich wieder ein 10 Std. Ritt fuer 250km mit etlichen Halts an Futterhuettchen, wo es wieder allerlei Schabernack zu kaufen gab. Der Johann hat auch wieder mal Bonbons von einer 4jaehrigen angeboten bekommen. Muss der Hundeblick sein...

Phnom Penh hat uns dann nochmal richtig gut gefallen. Klar, viel Verkehr und Chaos, aber tausendmal entspannter als in Vietnam. Kein Gehupe, die Mofas fahren 10km/h (die Autos noch langsamer) und auch wesentlich weniger dreckig. Die Tuktuk Fahrer sind zwar auch etwas nervig, aber wenigstens klatschen oder schnippen sie nicht: sie sprechen mit einem. Wie mit einem Menschen! Ich denke was wichtig ist, um die Kambodschaner und vorallem den Zustand ihres Landes zu verstehen, ist sich zumindest mal kurz mit den Roten Khmer zu befassen. Also sind wir ins Tuol Sleng Museum gegangen - ein Museum des Schreckens, das keiner ohne Traenen in den Augen verlaesst. Urspruenglich eine Schule wurden die Gebaeude Ende der 70er in ein Gefaengnis oder besser Folterkammer verwandelt, wo ca. 20.000 Kambodschaner, meist Gelehrte (wobei Brille oder lange Haare bei Frauen schon gereicht haben) und deren Kinder entweder zu Tode oder zumindest so lange gefoltert wurden, bis sie "gestanden" haben, ein Spion zu sein - und das war dann das Ticket fuer die Killing Fields. Da die Roten Khmer alles schoen saeuberlich fotografisch festgehalten haben und es auch ganze 8 Ueberlebende und somit Augenzeugen gab, geht diese Ausstellung einem wirklich durch und durch. Und trotz dieses Alptraums, der insgesamt 2-3 Mio. Kambodschanern das Leben gekostet hat (von damals 7 Mio.) und das Land um Jahrhunderte zurueckgeworfen hat (alles an Technik/Elektronik wurde zerstoert, keine Autos, keine Banken, keine Schulen/Unis - die Staedte waren komplett leer) sind die Leute hier das freundlichste, offenste, hilfsbereiteste und respektvollste Volk, dem ich jemals begegnet bin.

Also Leut, Kambodscha ist zwar sauarm aber eine Perle! Schauts euch an, bevor die erneute Industrialisierung und Entwicklung des Tourismus auch hier (hoffentlich nicht) die Menschen verdirbt.

Zum Abschluss noch ein paar wichtige Fakten zu Kambodscha:

  • hat die zuckersuessesten Kinder; man moecht sie einfach alle einpacken (das dachte sich wohl auch Angelina Jolie...)
  • der Roller ist das ein und alles: hierauf wird geschlafen, gegessen, ALLES transportiert (auch wenn das den Lenker im Schritt bedeutet) und auch gern mal der Kinderwagen samt Baby hinten drangebunden
  • Busfahren ist der Horror, also viel Zeit und Geduld mitbringen
  • Aber ja nicht "Minibus" fahren, denn der wird richtig voll gemacht inklusive Dach
  • Beim Strassenueberqueren in den Staedten niemals zoegern, stehen bleiben oder hektische Bewegungen machen. Einfach immer weitergehen. Roller und Autos fahren um einen rum. Alles andere koennte zum Unfall fuehren. (Das gilt uebrigens auch in Vietnam - hier vom Dauergehupe nicht nervoes machen lassen).
  • das Temperaturempfinden in der Bevoelkerung variiert betraechtlich; so ist von der Pelzjacke bis zum Schlafanzug (mit Baerchen, Herzchen oder dergleichen) alles vertreten
  • "Angry Bird" T-Shirts sind auch der grosse Renner, bei Alt und Jung
  • das Nationalgericht heisst "Amok" und sieht auch so aus; schmeckt aber super
  • s und sch Laute gehen gar nicht. So heissts dann "coke with i", die Anweisung "sli and di" beim Kochkurs, "I make you good brei" (p koennen sie auch nicht) oder "sticky ri" - bloed i nur, da man si da selber irgendwann angewoehnt...
  • wenn die Kambodschaner keine Antwort wissen, sagen sie "ok"
  • getanzt wird nur mit den Haenden
  • laecheln immerzu, sind total interessiert und einfach unglaublich!

So, jetzt gehts zurueck nach Vietnam an den Strand von Phu Quoc.

 

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