(BH) Am naechsten Tag also auf nach Kambodscha. Am Flughafen Hanoi haben wir dann nochmal einen Schrecken bekommen. Obwohl der Flug aufm Bildschirm stand, hiess es erst, den Flug gibts nicht, dann hiess es, der Flug ist schon geschlossen und nachm dritten Mal fragen, durften wir dann endlich einchecken. Immer spannend in Vietnam!
Am Gate sassen dann mit uns noch 2 weitere Personen. Dem Johann ist schon wieder ganz anders geworden. Beim Einsteigen dachten wir uns - naja wenigstens freie Platzwahl - und haben uns frech an den Notausstieg gesetzt. Daraufhin der Steward: "flight is fully booked", ich mit Blick auf die leere Maschine "where?". Ich dachte mir, dass ist so ein Anger Management Kursus. Aber gut, sind wir halt brav auf unsere Plaetze. Und tatsaechlich kam ploetzlich eine chinesische Delegation angerueckt und hat die Maschine gefuellt. War ein VIP Flieger. Und wir mittendrin - eh klar. Bei der Ankunft in Siem Reap wurden die dann schoen mitm Bus abgeholt. Wir 2 durften nicht einsteigen - aber das Terminal war eh nur 5m weiter.
Der Flughafen war recht schnuckelig, mehr ein Huettchen. Noch schnell ein Visum besorgt (da sassen 10 Leute nebeneinander und haben die Paesse einmal komplett durchgereicht - Teamwork nennt man das, der eine klebt, der andre stempelt, der naechste pustet trocken...) und raus zum Taxischalter, zag bumm bezahlt, Taxi rangewunken und los gehts. Das nennt man Organisation. Chapeau Kambodscha!
(JH) Was haben Kambodscha und Karlshuld (Anm. der Red.: Dorf im Donaumoos) gemein? Beides sind Orte, die aus nur einer Strasse bestehen. Wir fahren nun seit geschlagenen
5h und es reiht sich ein Haus an das andere. Anfang oder Ende eines Ortes sind nicht auszumachen. Hinter den Häusern beginnen unendlich erscheinende Ebenen bestehend aus Feldern. Vereinzelt sind darauf Kühe zu sehen die in der schwülen Hitze (35 Grad plus) grasen. Eigentlich sind das eher mit Kuhfell überzogene Gerippe. Sehen wirklich erbärmlich aus die Viecher.
So, wie gesagt
5 Stunden unterwegs, das allerdings für eine Strecke von 150 km. Aber keine Sorge, Langeweile kommt nicht auf. Immerhin haben die Busse hier in der Regel einen grossen LCD-Bildschirm und eine amtliche Soundanlage. Der Karaokeparty steht also nichts im Weg! Die einzige Chance die man hat, dem Gejodel zu entkommen: iPhone auf volle Lautstärke und Kopfhörer bis zum Anschlag in die Ohren schieben.
Alle
2h hält man an üblicherweise sehr anregend anmutenden "Restaurants" an um Essen zu sich zu nehmen (BH: besonders delikat - gebratene Tarantel); und natürlich Notdurft zu verrichten. Bin ich froh als Mann auf die Welt gekommen zu sein. Für das weibliche Geschlecht heisst es üblicherweise ab in die Hocke und in ein 5 Mark-Stück grosses Loch zielen. Das schafft nicht mal Magdalena Neuner.
Bereits beim ersten Essensstopp habe ich Freundschaft mit einer kleinen Kambodschanerin geschlossen. Naja, eigentlich sie eher mit mir. Als "pick up line" nutzte sie ein kleines Päckchen Cracker, welches sie mir in die Hand drueckte. Damit war das Eis gebrochen. Sie, dunkelhaarig, braunäugig mit dem hier üblichen Teint und einem bezaubernden Lächeln zählt wohl erst ca. 8 Jahre. Gut, Liebe kennt kein Alter. Ich habe ihr jedenfalls daraufhin einen Kugelschreiber geschenkt, mit welchem sie sich dann auf der weiteren Busfahrt "I love you" in die Handfläche geschrieben und mir gezeigt hat (BH: da wurd mir etwas heiss. Hatte nur "Chucky die Moerderpuppe" vor Augen...). Aus dem Mädel wird mal was! Beim nächsten Busstop bekam ich dann eine Dose Cola, welche sie von dem ihrer Mutter abgerungenen Geld gekauft hat. Das muss man sich mal vorstellen, auf der einen Seite eine Familie die im Monat wahrscheinlich nicht mehr als 300 Dollar im Monat zum Leben hat. Und trotzdem schenkt man dem reichen Touristen wie selbstverstaendlich eine Cola. (BH: das Erfrischungstuch hast du noch vergessen. Wir muessen recht armeseelig ausgeschaut haben).
Irgendwie fasst das die bisherigen Begegnungen mit Kambodschanern zusammen. Gegenueber den Nordvietnamesen sind dies einfach wahnsinnig freundliche Menschen, fast immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Natürlich will man auch hier Waren und Dienstleistungen an den Mann bringen, das aber in einer sehr unaufdringlichen Art (BH: und wichtig - respektvoll! Also nix Klatschen oder Schnippen!).
Wir sind grad auf dem Weg von Siem Reap (vor allem bekannt für die Tempelanlagen von Angkor Wat) nach Kratie am Ufer des Mekong. In Siem Reap hatten wir uns mal wieder ein Wahnsinns Resort gegönnt: http://angkorvillage.com/. War einfach traumhaft. Von dort aus sind wir per Radl Richtung Angkor aufgebrochen; natürlich zum Sonnenaufgang
um 5 Uhr morgens. Auch wenn wir alles andere als allein waren, die Tempelanlagen sind einfach unglaublich. An Angkor Wat, der wohl bekanntesten Anlage haben 380.000 Menschen 30 Jahre gearbeitet. Im Gegensatz zu z.B. Machu Pichu ist hier nicht nur das gesamte Konstrukt beeindruckend, sondern auch die sehr feinen in die Steine gehauenen Reliefs. Unser Guide Panha konnte gut genug Englisch um uns Infos zu den verschiedenen Tempeln zu vermitteln. Vor allem Zahlen waren sein Metier. Es gab wohl keine Mauer dessen Höhe oder Länge er nicht kannte. Selbst als ein chinesischer Tourist vor uns eine Mauer hinunterfiel bemerkte Panha nur eifrig: "one meter fifty!" damit war alles gesagt. Dass sich der Chines dabei fast das Genick gebrochen hatte war Nebensache!
(BH) Seine Standardsaetze waren uebrigens: "In very bad condition. No arms, no legs, no head", was so ziemlich zu jeder Statue gepasst hat, und "erupted by nature". Und das mit aufgerissenen Augen, aufgeblaehten Nasenloechern, mit recht viel Speichelproduktion vor lauter Eifer und von 1,40m nach oben geplaerrt - abwechselnd zum Johann und zu mir. Ein echt witziges Bild!
(JH) Unser gemeinsamer Radelausflug wurde dann gegen Mittag bei ueber 40 grad im Schatten (von dem es keinen gab) beendet. Merke: man nehme ein Tuk-Tuk oder Taxi für den Trip- "is good for you!" Alles andere ist Selbstmord! Auch für Panha war es das erste mal mit Bike und sicherlich das letzte Mal.
(BH) Ja, Siem Reap war der Knaller, wenn auch sicherlich nicht stellvertretend fuer Kambodscha, das aermste Land in Suedostasien. Mal sehen was auf uns zukommt.