(JH) Die Geschichte mit der Attacke der Freudenverkaeuferinnen ist eigentlich schnell erzaehlt. Bettina und ich gehen die Strasse entlang und werden zuerst noch ganz "nett" von Verkaeuferinnen der fleischlichen Lust angesprochen. Von Sekunde zu Sekunde wird der Ton immer schaerfer - meiner uebrigens auch, weil wir den ganzen Tag ueber schon den Ankauf der uns feil gebotenen Waren abwehren mussten. Schwups greift sich die Schlampe meinen Arm und laesst nicht mehr los. Ich reisse mich frei wie Jean-Claude Van Damme und denke damit ist die Sache gegessen. Ca. 20 m weiter fliegt mir dann ein Plastikgegenstand ins Kreuz (wahrscheinlich eine sich nicht oeffnen wollende Wasserbombe). Es rauscht einen kurz der Gedanke durch den Kopf: "Spatzl, soll I ihr oane schmiarn?" Aber Pazifist der ich nun mal bin (man koennt auch Hosenscheisser sagen) wurde der Gedanke verworfen. Wer weiss welche ausser den weiblichen Waffen die "zierlichen" Damen noch haben.
Cartagena ist wirklich eine sehr schoene Stadt, aber wie mein Spatzl schon so richtig schreibt, verdirbt einem der Wahnsinn mit den fliegenden Haendlern doch irgendwann die Stimmung. Mann muss auch sagen, dass die Stadt insgesamt von einer leicht aggressiv-kirminellen Aura umgeben war. Hat wahrscheinlich auch mit dem Carneval zu tun. (Moecht nicht wissen was sich zur Wiesn in Muenchen alles rumtreibt.) Jedenfalls haben wir schon die ein oder andere Horror-Story von Mitreisenden gehoert: Geklaute Geldbeutel, Kameras, K.O.-Drogen inkl. Raub, Schlaegereien, etc. andererseits ... was will man erwarten. Viele der Leute im Land sind nun mal bettelarm. Viele suchen dann den Ausweg in die Kriminalitaet oder in das Strassenhaendlerdasein. Dass man dann auch als (verglichen mit mit kolumbianischen Standards) superreicher Europaer nicht immer nur angegrinst wird ist somit auch mehr als verstaendlich. Vor diesem Hintergrund muss man die Kolumbianer sicherlich als auesserst freundlich einstufen.
Und damit waeren wir dann auch schon beim Fazit. Dem Slogan der kolumbianischen Tourismusbehoerde "Colombia - The only risk is wanting to stay" kann ich (koennen wir) nur bedingt zustimmen. Dieses Land bietet sicherlich viele Highlights. Die Wohlstands-Kluft zwischen Touristen und Bevoelkerung bringt aber auch hier (wie in vielen anderen Laendern der Welt) die ueblichen Symptome mit sich, die ein voellig unbeschwertes und entspanntes Reisen erschwert. Eins ist jedoch sicher: Auch dieses Mal nehmen wir wieder viele tolle Erinnerungen mit, haben das ein oder andere Abenteuer erlebt und haben wieder viele nette Leute kennen gelernt, die wir sicherlich wieder sehen werden, sei es in Tel Aviv, Groeningen oder Kalifornien.