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Da fahr'n ma nimma hi!

Nuttenattacke und Schaumparty

COLOMBIA | Sunday, 14 November 2010 | Views [1386]

(BH) Na, das ist doch mal ein Titel. Mal gespannt, wie viele Abrufe er erzeugt.

Wir sind dann noch 2 weitere Tage in Taganga geblieben, einfach nur um Abzuhaengen. Eltjo, unsren Hollaender haben wir auch wieder getroffen. Das Hostel war wirklich nett (Casa de Felipe, falls das jemanden interessiert) mit einem hollaendischen exquisiten Koch und einem franzoesischen Crepes-Baecker. Wir haben also nur gefuttert. Ansonsten kann man in Taganga auch nicht viel machen - ein kleines Kaff mit einer halbwegs geteerten Hauptstrasse, der Rest des Orts besteht aus Bruchbuden und Stolperpisten, die sich bei starkem Regenfall (und ja, davon gibt es derzeit reichlich, wie wir immer nur wiederholen koennen) in die reinsten Schlammrutschen verwandeln. Ein paar merkwuerdige Gestalten sind auch rumgelaufen. Einmal wurden 3 Typen gefesselt vor uns abgefuert, flaniert von 2 bewaffneten Zivilpolizisten.

Der Strand war auch ziemlich siffig, selbst ein paar Buchten weiter, wo der "schoenere" Strand sein sollte, hats uns gegraust. Angespuelter toter Fisch ist halt etwas - nun ja, unappetitlich. Und in Kolumbien gibts echt ein ernstes Muellproblem. Die reinste Muellhalde, wohin man auch schaut. Ausserdem kann man keine 2 Sekunden wo sitzen, ohne dass einem einer nicht was andrehen will. Sogar der Eismann schwimmt mit seinem Eiskarren den Schwimmenden hinterher. Ohne Scheiss. Wir haben gemutmasst, ob man im Wasser mit Muscheln zahlt. Besonders gefragt: eine Massage mit Kokosnussoel. Da lassen sich kaeseweisse, formlose Touristen-Wale von kleinen schmaechtigen Columbianos einreiben - ein Gutti fuer die Augen, kann ich euch sagen.

Als Aussenstehender koennte man annehmen, Taganga waere ein sehr armer Ort und den Leuten dort wuerde es sehr schlecht gehen, wenn man sich ihre Unterkuenfte so ansieht. Aber dem ist nicht so, denn es geht weitaus schlimmer, wie wir auf der 4stuendigen Busfahrt von Taganga entlang der Kueste nach Cartagena gesehen haben.

Dazu muss man sagen, dass es die letzten Tage wirklich jeden Tag mindestens ein paar Stunden platzgeregnet hat. Nein, selbst Platzregen ist noch zu harmlos - sowas gibts in Deutschland gar nicht. Sturzfluten vom Himmel koennte man sagen. Die Strasse war einigermassen in Ordnung, nur ab und zu gings durch kleine Seen. Aber links und rechts vorbei an komplett ueberfluteten Barackendoerfern, Kinder im Kanu, ueberall Moder und Verfall. Total krass. Sowas kannte ich bisher wirklich nur ausm Fernsehen.

Dementsprechend gedaempft war die Stimmung auch, als wir endlich in Cartagena angekommen sind. Cartagena wiederum ist eine ziemlich schoene Stadt. Die Altstadt besteht - ratet, ja genau, aus vielen Kolonialstilbauten. Hat uns stark an Havanna erinnert. Tolle Haeuser, schoene Plaetze. An sich sehr gemuetlich. Nachdem aber Cartagena sicherlich die touristischste Stadt in Kolumbien ist, kommen ca. auf 1 Besucher 30 Strassenverkaeufer. Und so sassen wir dann auch am ersten Abend in einem Strassenrestaurant und haben versucht, unser Essen zu geniessen, was nicht ganz einfach war, wenn man alle 3 Sek. seinen Kopf schuetteln muss. Einmal standen sie ungelogen in der Schlange. 3 hintereinander - bei uns am Tisch.

Wir haben mal gehoert, dass Kolumbien das Land mit der hoechsten Landflucht ist - sogar hoeher als in Krisengebieten wie z.B. Afghanistan. Wegen der Guerilla, die in einigen Gegenden immer noch die Einheimischen in Angst und Schrecken versetzt. Die Leute fliehen in die groesseren Staedte, natuerlich ohne Job. Und werden Strassenhaendler. Hier kann  man alles auf der Strasse kaufen - vom Holzsegelschiff, Hygieneartikel, natuerlich Essen, Schmuck, Kleidung - sogar Mobiltelefongespraeche. Und nicht nur auf dem Gehsteig. Nein, sobald ne Ampel rot schaltet, springen aus allen Ecken die Haendler hervor und verkaufen direkt am Autofenster. Eigentlich praktisch. Die Autofahrer stehen eh 90% ihrer Zeit im Stau. Hat man gleich die Einkaeufe erledigt. Das als kleiner Exkurs.

Cartagena! Ihr fragt Euch jetzt, was erzaehlt die denn eigentlich die ganze Zeit fuer einen Mist. Ich will endlich die Nuttenstory hoeren!!! Ist ja gut!

Am 11.11. ist in Cartagena die Hoelle los. Da ist naemlich Fasching und Nationalfeiertag in einem. D.h. ab dem 10.11. gehts die Party los und dauert bis ca. 15.11. Und das geht so: die ganze Stadt flippt voellig aus. Es gibt permanent Strassenparaden mit Tanz- und Musiktruppen. Ein bisserl wie der Trachtenumzug in Muenchen, nur lauter, knallbunt und ansteckend. Man muss einfach mitgrooven. Ein wirklich schoenes Bild.

Die Paraden sind aber nur nettes Nebenwerk. Das eigentlich wichtige sind haufenweise Schaum, den man ueberall in Dosen kaufen kann und den man jedem wild in die Fresse sprueht und sich dabei freut wie ein Kleinkind. Von Tag zu Tag steigert sich dann dieser Spass. Dann kommt noch blaue Farbe dazu, die einem ins Gesicht geklatscht wird, rote, schwarze. Ach ja, das Mehl hab ich noch vergessen. Ich sag euch, Schaum im Auge ist die eine Sache, aber in Kombination mit einem Kilo Mehl eine Fetzn-Gaudi. Vor allem mit Kontaktlinsen. Oft wird bereits ueber eine weite Entfernung hinweg das naechste Duell mittels Blickkontakt gefixt. Hinterhaeltig sind die, die dir von hinten ins Genick spruehen. Und ganz hinterhaeltig die, die dir vom Balkon aus noch einen Eimer Wasser drueberschuetten. Es werden auch gern vorbeifahrende Autos von aussen und innen (schon allein deshalb ist Knopfdruecken in Kolumbien immer ratsam...) mit Schaum, Farbe und Wasser bedacht. Jeder darf teilhaben, am furiosen Spass.

Am 11.11. haben wir uns also ins Getuemmel geschmissen und etliche Schlachten geschlagen. Abends sind wir dann mit zwei 50jaehrigen Amis, 3 Englaenderinnen, Eltjo und einem weiteren Hollaender mit seiner Mutter losgezogen und bei ner Open Air Party gelandet. Open Air - immer riskant in Kolumbien - und so dauerte es nicht lange und es gingen wieder mal Wasserschwaelle runter, dass ich schon dachte, ich brauch ne Taucherausruestung. Das gute ist, der Regen und die Luft sind warm. Insofern ist das Ganze dann schnell in "Woodstock 2" ausgeartet und ich muss sagen, ich hab noch nie so eine ausgelassene Stimmung erlebt. Ist man erstmal bis auf die Knochen nass, ist eh schon alles wurscht. Irgendwann sind wir dann im knoechelhohen Wasser nach Hause gewatet. Einfach nicht drueber nachdenken, was alles mit der Bruehe mitschwimmt. Kriegt man nur Alptraeume davon.

Tja, das war Cartagena. Ach ja, die Miss Colombia wurde auch noch gewaehlt in Cartagena. Wir haben versucht ins Hilton Hotel reinzukommen, wo die Show veranstaltet wurde. Aber strikte Reglements. Armer Johann.

Das wars von mir - lang genug. Der Johann soll nachher noch ein Resumée schreiben. Ach ja und die Geschichte mit der Nuttenattacke - hihi, die hab ich glatt vergessen :)

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