(JH) Du wachst nachts auf und haeltst es kaum noch aus. Das Jucken ist so stark, dass man bis hoch zum Kopf eine Ganesehaut bekommt. Du weisst du darfst nicht kratzen, weil es dann nur schlimmer wird. Die kurzfristige Erleichterung bezahlst du kurz danach mit Jucken ungeahnter Dimensionen. Also denkst du dir "sei stark, sei stark, sei stark". "Zum Teufel ich bin nicht stark.... ahhhhhhhh ... tut das gut!" Und Sekunden spaeter wirds richtig schlimm! Ich glaube ich kauf mir Faeustlinge und lasse sie mir an den Handgelenken festkleben. Meine Beine sehen jedenfalls aus wie diese Johannisbeerteile von Mueller Brot. Hm, lecker. Wovon ich spreche: Parque Tayrona. Ein National Park im Norden Kolumbiens. Hier kommt der Regenwald und Dschungel aus der 5.000 Meter hohen Sierra Nevada bis an den Strand runter. Der Strand muss sich auch nicht verstecken. Teilweise vergleichbar mit den Seychellen (ich war zwar noch nicht da, aber man kennt ja die Bilder). Es gibt nur einen Nachteil. Ihr koennt es euch denken: MOSQUITOS!!! Und die fressen dich bei lebendigem Leibe auf. Du kannst die schoenste Landschaft nicht geniessen, wenn sich dein ganzer Koerper anfuehlt, als waer er von Ameisen uebersaeht. Versucht haben wir es trotzdem.
Wir sind mit kleinem Gepaeck in den Park aufgebrochen, haben einen Tuerken getroffen dem wir kurzer Hand sein Zelt fuer umgerechnet 10 EURO abgekauft haben (so mussten wir es nicht mal selbst aufstellen) und haben uns am ersten Traumstrand niedergelassen. Die Masse: 1,5 km lang, und ausser uns kein Mensch weit und breit. Leider war das Meer so rauh, dass an Schwimmen nicht zu denken war (es stehen auch ueberall Verbotsschilder was Schwimmen betrifft). Egal, wir haben uns einfach an den Strand gesetzt und ca. 2 h nur rausgeschaut. War traumhaft. Der McGyver hat dann noch ein kleines Lagerfeuerchen entfacht und fertig war das romantische Setting. Ein schlueckchen Ron de Columbia (es gibt bessere) und eine Zigarette und mehr braucht der Mensch nicht.
Dann allerdings kam die Nacht. Das 1st-Class-Zelt war leider nicht ganz dicht was die Ameisen als erste herausfanden. Das Resultat war eine kleine Ameisen-Autobahn quer durch unser Zelt. Auch die Mosquitos liessen nicht lange auf sich warten. Gekroent wurde die Nacht von Isomatten die kaum dicker waren als diese "wirklich duennen aber trotzdem unglaublich saugfaehigen" Damenbinden (BB: na der Johann muss es ja wissen...). Ergo: Wir hatten beide kaum geschlafen und sind uebersaeht mit Mueckenstichen und amtlichen Rueckenschmerzen "aufgewacht". Natuerlich hatte es inzwischen auch angefangen zu regnen und - na klar - unser Zelt war nicht wirklich wasserdicht. Die kalten Regentropfen auf die Fuesse waren eine willkommene Abkuehlung des unglaublichen Juckreizes (Ironie?!). Wir sind dann noch ein wenig im Park rummarschiert bis es zum wirklichen Wolkenbruch kam. Das hat dann den Gedanken an eine weitere Nacht im Zelt und im Park ein jaehes Ende bereitet. Nun sind wir jedenfalls wieder in einem wirklich netten Hostel in Taganga und werden uns hier noch ein wenig in die Haengematten legen.
Eine kleine Geschichte vielleicht noch zur Anreise. Von Medellin aus sind wir mit Avianca (nach eigener Recherche eine der wohl unsichersten Airlines der Welt) nach Santa Marta geflogen. Am Flughafen wartend kamen zwei Kolumbianerinnen auf mich zu und wollten Fotos mit mir machen. Ein bisschen spater hatte sich dann die ganze Familie um uns versammelt und hat abwechselnd mit verschiedenen Familienmitgliedern Fotos mit uns gemacht. Der Hintergrund wurde uns nicht wirklich klar. Aber so fuehlt es sich wohl an, wenn man ein Star ist :) (BB: oder ein Affe im Zoo...). Jedenfalls hat uns das mal wieder gezeigt, wie ungewoehlich die Gegenwart von Gringos in Kolumbien ist.