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Da fahr'n ma nimma hi!

Sinn City?

USA | Friday, 1 November 2013 | Views [315]

(BH) Es ist 21h, ich bin in Las Vegas und sitz im Hotelzimmer mit einer (natürlich) Styroporpackung Hühnchen Nasi Goreng. Tja so ist das mit Baby. Nicht die Styroporpackung, sondern das Im-Zimmer-Sein zu bester Partystunde. Gestern dachten wir, wir bringen den Elias einfach mal später ins Bett, aber das war kein Spaß beim Abendessen (in der Cheesecake Factory – war nicht mal mehr Zeit für Cheesecake…). Insofern richten wir uns jetzt nach unsrem Kind, so wie es sich gehört. Wenigstens ist der Johann heut Abend losgezogen, um unsere Urlaubskosten wieder reinzuspielen – oder alternativ unser Hab und Gut zu verlieren. Man darf gespannt sein.

Inzwischen liegen alle Nationalparks hinter uns. Nach meinem - wie ich beschlossen habe - Lieblingspark Bryce Canyon (wo der Johann übrigens mitsamt Elias von einer Horde Asiaten eifrig geknipst worden ist – ich stand wieder mal auf den Boden starrend daneben… hat mich irgendwie an Columbien erinnert),  gings über eine Wahnsinns-Panoramastraße zum Capitol Reef National Park (super schön und sehr entspannter Campingplatz mit Apfelbäumen zum Selbstpflücken – man musste nur die grasenden Rehe und Hirsche zur Seite schieben) und schließlich nach Moab zum Arches Nationalpark. Moab selber ist echt witzig, ein richtiger Backpacker Ort. Und eigentlich nur Mountainbiker unterwegs. Der Johann hat sich das natürlich nicht entgehen lassen, aber das soll er euch selber berichten.

Der Arches war cool, aber nach dem fünften Bogen denkt man sich dann auch, ok Stein mit Loch, ich habs verstanden. Der Elias hat alles super mitgemacht, hat sich brav über Stock und Stein wuchten lassen und ab und zu ein Nickerchen gemacht. Und besonders wichtig wieder einige „oh baby!“ Ausrufe provoziert. Ja, im Grunde ist er der Star dieser Reise. Die Frauenwelt liegt ihm jetzt schon zu Füßen, unglaublich. Aber man sieht halt auch echt wenig Babies hier. Komisch. Und er weiß halt auch, wie man kokettiert. Das wird mal ein ganz schlimmer Finger fürcht ich.

(JH) Urlaubskasse reinspielen war nicht. Mehr sag ich an der Stelle nicht. Was will man auch gewinnen, wenn neben dir ein Bayern-Fan im Martinez-Trikot sitzt der nur auf die Rückennummern der Bayern setzt und immer wenn die 8 kommt, aufsteht, sich umdreht und mit beiden Daumen auf die Rückennummer deutet (Anm. d. Red.: Martinez hat die „8“), als hätt‘ er grad das Tor des Jahrhunderts geschossen. Auch das Abheben des Geldes zum Zocken (hatte leider kein Cash mehr) war ein Spießrutenlauf sondergleichen. Erst zum Bankautomaten, an dem man einen Zettel bekam auf dem Stand man möge zum Cashier gehen, um gegen die aberwitzige Gebühr von USD 12,95 die 100 Öcken zu erhalten. Dabei musste ich meine Identität mit dem Reisepass belegen (Perso und Führerschein reichten nicht). Also hoch ins Hotelzimmer und Reisepass holen, um dann gegen Abgabe eines Fingerabdrucks (!!!) tatsächlich das Geld zu erhalten. Die Chips bekommt man dann erst am Tisch. Hallo Regulierungswut sage ich da nur! Na und dann kommt auch noch zehn Mal (!!!) in Folge rot – dem Bayern-Fan war‘s ein Fest – und ich immer brav auf schwarz gesetzt nach dem Motto „jetzt muss dann doch mal schwarz kommen!“ Hätt ich mal besser in Stochastik aufgepasst. Naja, wenigstens hat das Geld so lange gereicht, dass ich einige der kostenlosen Drinks, die von Frauen, die man alle durch eine Schablone pressen könnte (Silikon an Arsch, Titten und Lippen sorgen wohl für ein gewisses Gleichgewicht), gebracht wurden. Man kann also sagen, ich hab den Verlust liquidiert!

Drehen wir die Uhr ein wenig zurück zu Moab. Der Ort hat den gewissen Vibe, bei dem man von der ersten Sekunde sagt, jip, hier kann man’s aushalten. Die Leute eine Mischung aus Outdoor-Junkies, Hippies, Touris und Rednecks. Um dich herum nur Felsen und Berge. Und klimatisch sind hier Bronchoretard und Nasivin fehl am Platz (zumindest als wir da waren). Der kleine Schönheitsfehler liegt darin, dass Moab in Utah liegt. Wenn du hier mit Baby in ein Restaurant gehst, in dem es auch eine Bar gibt (also jedes Restaurant in USA), wird man in einen Extra-Raum abgeschoben, weil unter 21-jährige ja nicht in eine Bar dürfen. „Sorry, it’s State Law“ bekommt man da zu hören. Ich hab jedenfalls meine Augen soweit nach oben gerollt, dass ich meinen Kopf von innen sehen konnte. Das sind die Momente, da möchte man verzweifeln oder zumindest der unschuldig dreinschauenden Bedienung einfach eine kurze Standpauke über das Konzept des „Hirn-Einschaltens“ halten. Aber wozu, Gesetz ist schließlich Gesetz! (BH: Ihr braucht aber nicht glauben, dass das nur in Utah so ist. Wir hocken in Las Vegas und dürfen weder in ein Casino (nur auf dem Laufstreifen) noch in eine Bar…)

In Moab musst du natürlich biken gehen. Ich würde den Ort MTB-technisch auf ein Niveau mit Nord-Gardasee stellen. Kaum ein Auto auf dem nicht eine oder mehrere MTB-Waffen festgezurrt sind. Die Moab Cyclery hat mich mit einem neuen Canondale Jekyll versorgt sowie mir den Guide Tim zur Seite gestellt. Tim war am Vorabend richtig saufen, so dass er die ersten 1-2 Stunden recht maulfaul war und wohl eher mit seinem Kater zu kämpfen hatte. Später ist er dann allerdings redseliger geworden und hat mir und Ake (meinem schwedischen Mitstreiter fortgeschrittenen Alters) über seinen Aufriss in allen Details erzählt. Eigentlich hatten wir nur die Tour „The whole Enchilada“ (direkt übersetzt, „das volle Programm“) gebucht. Nachdem aber Ake (der alte Langläufer) bergauf recht flott war und ich bergab wieder die Spitze übernommen hatte und wir damit Mittags schon fertig waren, gabs als Zubrot noch „Captain Ahab“ (so genannt weil am höchsten Punkt eine Steinformation mit dem Umriss von Moby Dick steht). Absolut Wahnsinn bei den Touren sind hier vor allem die riesigen Steinplatten (genannt Slickrock), über die man auch in sehr steilem Winkel abfahren kann. Man muss sich nur trauen. Beide Touren waren eine absolute 10 und das Gebiet hat noch viele andere zu bieten. Ich glaub ich muss irgendwann mal wieder her (wie schauts aus Reini, Thomas, Peter, Carsten, Henni?) – (BH) Moment mal!!

So genug zu Moab und nochmal ein/zwei Sätze zu Vegas. Achtung jetzt kommen die Breaking News: Die Stadt glänzt vor allem durch sein Night Life. Mit Baby hat man wenig davon (BH: och wieso? Wir sind nachts doch auch wach…). Aber auch so wars einen Abstecher wert. Sich einfach mal die ganzen Hotels anzusehen, sowie die Zombies die Tag und Nacht vor den einarmigen Banditen (auch wenn diese fast vollständig durch Slot-Machines mit simplen Knöpfen ersetzt wurden) sitzen und auf DEN GEWINN Ihres Lebens hoffen. Trotzdem freue ich mich jetzt wieder auf den eigenen Rhythmus, den man auf der Reise mit dem Camper hat, sowie die Natur.  

(BH) Genau. Ausserdem verhungert hier unser Kind, weil es ein 4 Sterne Hotel nicht fertig bringt, ein Glas Babyfutter warm zu machen. Darüber hinaus gehen uns die Socken aus. Der Elias hat neuerdings den Tick sich heimlich seine Socken auszuziehen und fallen zu lassen. Insofern liegen jetzt auf dem Strip zwei Babysocken verteilt rum. Mögen sie dem Finder Glück bringen. Ach ja, seit vorgestern sagt er "Mama", naja, meistens "Mamamam". Macht er leider nur immer, wenn ihm was nicht passt, insofern fühl ich mich nicht geschmeichelt. Morgen packen wir’s wieder Richtung Californien. Da ists wenigstens wettermäßig ok. Denn Ihr werdets nicht glauben, aber hier in Las Vegas ist grad ne Kaltfront. Wir schaffens auch immer wieder.

 

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