(JH) Die Welt hat sich um 180 Grad gedreht. Früher bin ich in Flieger eingestiegen und hatte beim Anblick eines Babys in meiner Nähe blankes Entsetzen in meinem Gesicht… vor allem auf Langstreckenflügen. Jetzt spüre ich die Blicke der Mitreisenden in meinem Genick. Man möchte sich schon vor dem Flug bei jedem einzeln für die mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit zu erwartenden Störfeuer von unserem Kleinen entschuldigen. Ob es wohl geholfen hat, dass Elias direkt als unsere Nachbarn ihre Plätze einnahmen diese mit einem Monsterrülps begrüßte? Das ist unwahrscheinlich! Zum Glück saßen um uns rum auch nur Familien mit Babies. Was sich erst als Segen für uns darstellte, weil wir dachten dass man dann nicht nur auf uns sauer wäre, wurde dann zum Fluch, da Elias ständig vom Geschrei der anderen Babys wach wurde. Zu Stoßzeiten haben alle 7 Babys gleichzeitig geschrien. „Was machen wir hier eigentlich?“ war wohl der Gedanke der am öftesten durch meinen Kopf ging.
(BH) Ja, das war echt etwas unentspannt. Dabei hatte er so ein nettes Bettchen. Man musste zwar über die Sitze steigen, um aufs Klo zu gehen, und das Tablett und Fernseher konnte man auch kaum bzw. gar nicht mehr einklappen, aber das Bettchen war hübsch. Naja, irgendwann ist er dann eingeschlafen nach 1 Std. Dauergebrüll und hat dann auch 4 Stunden am Stück geschlafen – eigentlich bis die Lichter angingen und das Essen serviert wurde. Aber irgendwie haben wir trotzdem kaum ein Auge zugetan.
In San Francisco angekommen gings dann recht zügig durch die Immigration – Elias fand alles irre lustig. Hat erstmal gedauert, bis wir ein Taxi gefunden haben, dass groß genug für unsere 2 Koffer, 2 Rucksäcke und Kinderwagenpanzer war, aber endlich waren wir im Hotel. In unser eh schon recht beengtes Zimmer hat der Johann uns dann noch einen Kühlschrank (steht bis heute nix drin) und ein Babybett (Elias schläft nicht drin) reinstellen lassen (weil ja „umsonst“), sodass man nachts einen Parcours ins Klo absolvieren muss. Und die erste Nacht war übel. Der Kleine ist im Stundentakt aufgewacht – um 6 Uhr haben wir‘s dann endgültig aufgegeben und ich bin mit ihm durchs Hotel gewandert. Der doch recht bunte Augenkrebs-Teppich hat jedenfalls irren Unterhaltungswert für Kleinkinder.
Gestern sind wir entsprechend zombiemäßig durch die Stadt geirrt (Union Square, Embarcadero, Fishermans Wharf), immerhin bei strahlendem Sonnenschein. Aber nach einem dreistündigen Mittagsschlaf sah die Welt schon besser aus und spätestens seit den Buffalo Chicken Wings mit Blue Cheese Sauce gestern Abend (im Harvey Milk’s in Castro – dem wohl schwulsten Schwulenviertel der Welt) ist alles perfekt. Die Nacht war zwar wieder nicht der Brüller (ab 3h waren wir wach), aber es wird.
Was auffällt ist die extreme Kinderliebe der Amis. Jeder glotzt in unseren Kinderwagenpanzer und kommentiert den Elias mit „Baby!“ (wo se Recht haben…). Kein Wunder – hier gibt’s ja auch kaum welche. Geschweige denn Kinderwägen auf der Straße. Naja, die Straßen sind auch nicht besonders Kinderwagenfreundlich. Puh, das geht in die Wadeln! Und Busfahren mit Kinderwagen ist auch der Supergau. Erstmal 4 Stufen rein und dann überhaupt kein Platz! Und ich musste mich auch noch vom Chinesischen Busfahrer anschnauzen lassen, weil ich die $4 nicht klein hatte. „No change - is policy!!!“ – ja steig ma doch an Huat! San Francisco ist keine Familienstadt. Ein Ami hat uns erklärt, dass es im Grunde nur Bachelors gibt („ganz schön windig hier, gell?“), die Kohle machen wollen. Und wenn sie ne Familie haben, ziehen sie raus aus der Stadt.
Heute noch Pflicht-Turi Programm Golden Gate Bridge, Market Street, Sushi Essen und – besonders wichtig – heute Abend die finale Episode von „Breaking Bad“ und wir machen uns morgen mit unsrem Wohnmobil auf die Socken. Uiuiui.