Wir verliessen Turrialba ohne einen einzigen Vulkan oder Wehmutstropfen.
Das hatten wir den anderen Tropfen zu verdanken, die das Tal
mittlerweile mit reissenden Baechen und Erdrutschen schwemmten. Eine
Strasse war fast nicht mehr befahrbar, ganz knapp ging es an der
Schlucht vorbei, immer weiter in Richtung Karibikkueste. Der naechste
Stop auf unserer Route war Puerto Viejo. Oder auch bekannt als Partydorf
Talamanca. Endlich wieder ans Meer, Wellen sehen und leckeren Fisch
essen. Die Fahrt nach Limon erfolgte reibungslos bis auf einen kleinen
Stau vor der Stadt, der durch Containerabladende Trucks und unfaehige
Autofahrer verursacht wurde. Hier standen Container von Hapag Lloyd,
Hamburg Sued und weiteren Grossverfrachtern herum. Wir wollten auf dem
Weg nach Puerto Viejo bei einer Faultierstation Halt machen, die schon
seit laengerem von Judy, einer Faultierliebhaberin und Wohltaeterin,
geleitet wird. Angefangen hatte alles mit einem Faultier, das auch als
Wegweiser in der Naehe von Cahuita dient ( natuerlich nur auf
Hinweisschildern ). Aber lest mehr darueber selbst auf
http://www.slothrescue.org
Gluecklicherweise schafften wir es puentklich zur vorletzten Tour vor
Ort zu sein. Uns begruesste Jeff, ein kleiner Junge, Mitte zwanzig. Er
fuehrte uns und zwei Familien vorbei an dem riesigen Plastikfaultier,
das auf dem Parkplatz stand, in ein Auditorium. Wir nahmen begeistert
Platz auf den Plastikstuehlen neben einem grossen Faultierskelett und
starrten auf eine Leinwand. Ein kurzer Film fuehrte uns in das Leben der
gefaehrdeten Tiere ein und nachdem wir im Carrara Nationalpark schon
zwei Faultiere in freier Wildbahn in den Baumkronen gesehen hatten,
waren wir neugierig diese langsamen Tiere naeher kennenzulernen. Nach
der Filmvorfuehrung brachte uns Jeff nach nebenan in einen kleinen Raum,
in dem vier kleine Abteile bereitstanden, in denen Faultiere hockten
und...naja...umher faulten. Das Milchgesicht Jeff erklaerte uns, dass es
sich hierbei um Exemplare der Gattung Zweifinger- und
Dreifingerfaultiere handelte, die von den Helfern der Station
hochgezogen wurden, nachdem man sie gefunden hatte. Teilweise verirren
sich die Faultiere wegen uns. Die von den Menschen gebauten Strommaesten
werden von den pussierlichen Tieren mit Baumstaemmen verwechselt.
Natuerlich kann man sich ausmalen, was passiert, wenn eib Faultier also
einen Strommast hinaufklettert. Bzzzzzz Voltdusche und Verbrennungen
sind die traurige Folge. Auch das Abholzen von Baeumen kommt den
Faultieren nicht gerade entgegen, so ist die Baumkrone doch ihr
elementarer Lebensraum. Aber auch einige Familien wollen sich die Tiere
als Haustiere halten, was einfach das gleiche waere, als wuerde man
versuchen, einen Feldhasen ins Laufrad zu stecken. Bei der Sloth
Sanctuary landen diese verwundeten, teils misshandelten Faultierkinder
und auch Erwachsene der Art. Das Ziel ist es sie gesunden zu lassen,
gross zu ziehen um sie dann wieder in gewohnter Umgebung, dem Jungle,
ausgesetzt werden zu koennen. Aber in diesen vier Kaefigen, vor denen
wir gerade standen, luemmelten insgesamt 6 Faultiere herum, die nie
wieder in die Freiheit gelassen werden koennten, da sie ohne die
Unterstuetzung von den Helfern der Sanctuary lebensunfaehig waeren. Jeff
fuehrte uns danach zu den Faultierbabies, die hier aufgepeppelt werden.
Die kleinen Babies bekamen gerad ihr Mittagessen aus Moehren und
Hundefutter. Lecker. In diesem Vorfuehrmoment stellte sich auch heraus,
dass Jeff der Enkel von Judy, der Initiatorin war. Das erklaerte sein
Chefgetue und die Tatsache, warum er den wesentlich aelteren
Pflegerinnen unhoefliche Befehle erteilte. Wir schauten noch ein
bisschen bei der Faultierfuetterung zu und spendeten einen kleinen
Betrag, in der Hoffnung, Jeff wuerde sich davon kein neues Sportboot
kaufen und verliessen nach der einstuendigen Tour Aviarios um weiter
nach Viejo zu fahren. Das dauerte auch nur 30 Minuten und fuenf
Kilometer Holperstrasse. Als wir vor dem Tor vom Pura Vida Hotel
hielten, oeffnete ein Suedamerikaner gerade die Pforten, der sich als
Luis, Almuts Mann herausstellte. Das Hotel hier gehoerte den beiden, die
sich vor 5 1/2 Jahren nach Viejo abgesetzt und Koeln verlassen hatten.
Verstaendlicherweise! Wir wurden herzlich begruesst, fast so als waeren
wir alte Freunde. Der grosse Hund sorgte bei Brian fuer unruhige Momente
im Rucksack, wurde dann aber vollstaendig und schnell akzeptiert.
Wir bezogen unser Zimmer und bei einem juten Pott Koelner-Costa Rica
Kaffee beratschlagten wir, wie es weitergehen sollte. Wir wollten am 17.
nach Panama, auf das Inselarchipel von Bocas del Toro. Zuerst hatten
wir ueberlegt den Jeep Irgendwas hier stehen zu lassen, bei Almut und
nach Rueckkehr aus Panama von hier an die Pazifikkueste zurueckzufahren.
Aber wollten wir wirklich diese ganze Strecke wieder zurueckfahren und
dafuer einen ganzen Tag einbuessen muessen? Leider gab es auch an der
Karibikkueste keine Alamo Station so dass wir den Wagen hier einfach
haetten abgeben koennen- spart ja auch ein paar Miettage... Sonja, die
oesterreichische Rezeptionistin von Almut kam mit der glorreichen Idee
um die Ecke, Alamo sollte den Wagen einfach abholen. Dank des Einfalls
durfte sie das dann auch mit Alamo in San Jose klaeren. Tatsaechlich
versicherte man uns und ihr, dass der Wagen abgeholt und die verfallenen
Miettage nicht berechnet wuerden. Wir waren gespannt, denn selbst
Chilene Luis schimpfte oftmals "Das klappt nie, das ist hier Ticoland!"
womit er ja nicht unrecht hatte. Hier geschah alles etwas langsamer,
wenn nicht in gefuehlter Zeitlupe. Wenn der Deutsche mit 5 Minuten
rechnet, bedeutet das in Ticosprache maximal 30. Es ist fast so wie bei
den Faultieren. Aber wenn man sich drauf einlassen kann, auch ganz
wunderbar. Schliesslich ist es hier waermer und wenn man sich da allzu
schnell bewegt, schwitzt man ja viel mehr.