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Faul wie ein Tier

COSTA RICA | Saturday, 15 January 2011 | Views [569]

Wir verliessen Turrialba ohne einen einzigen Vulkan oder Wehmutstropfen. Das hatten wir den anderen Tropfen zu verdanken, die das Tal mittlerweile mit reissenden Baechen und Erdrutschen schwemmten. Eine Strasse war fast nicht mehr befahrbar, ganz knapp ging es an der Schlucht vorbei, immer weiter in Richtung Karibikkueste. Der naechste Stop auf unserer Route war Puerto Viejo. Oder auch bekannt als Partydorf Talamanca. Endlich wieder ans Meer, Wellen sehen und leckeren Fisch essen. Die Fahrt nach Limon erfolgte reibungslos bis auf einen kleinen Stau vor der Stadt, der durch Containerabladende Trucks und unfaehige Autofahrer verursacht wurde. Hier standen Container von Hapag Lloyd, Hamburg Sued und weiteren Grossverfrachtern herum. Wir wollten auf dem Weg nach Puerto Viejo bei einer Faultierstation Halt machen, die schon seit laengerem von Judy, einer Faultierliebhaberin und Wohltaeterin, geleitet wird. Angefangen hatte alles mit einem Faultier, das auch als Wegweiser in der Naehe von Cahuita dient ( natuerlich nur auf Hinweisschildern ). Aber lest mehr darueber selbst auf http://www.slothrescue.org
Gluecklicherweise schafften wir es puentklich zur vorletzten Tour vor Ort zu sein. Uns begruesste Jeff, ein kleiner Junge, Mitte zwanzig. Er fuehrte uns und zwei Familien vorbei an dem riesigen Plastikfaultier, das auf dem Parkplatz stand, in ein Auditorium. Wir nahmen begeistert Platz auf den Plastikstuehlen neben einem grossen Faultierskelett und starrten auf eine Leinwand. Ein kurzer Film fuehrte uns in das Leben der gefaehrdeten Tiere ein und nachdem wir im Carrara Nationalpark schon zwei Faultiere in freier Wildbahn in den Baumkronen gesehen hatten, waren wir neugierig diese langsamen Tiere naeher kennenzulernen. Nach der Filmvorfuehrung brachte uns Jeff nach nebenan in einen kleinen Raum, in dem vier kleine Abteile bereitstanden, in denen Faultiere hockten und...naja...umher faulten. Das Milchgesicht Jeff erklaerte uns, dass es sich hierbei um Exemplare der Gattung Zweifinger- und Dreifingerfaultiere handelte, die von den Helfern der Station hochgezogen wurden, nachdem man sie gefunden hatte. Teilweise verirren sich die Faultiere wegen uns. Die von den Menschen gebauten Strommaesten werden von den pussierlichen Tieren mit Baumstaemmen verwechselt. Natuerlich kann man sich ausmalen, was passiert, wenn eib Faultier also einen Strommast hinaufklettert. Bzzzzzz Voltdusche und Verbrennungen sind die traurige Folge.  Auch das Abholzen von Baeumen kommt den Faultieren nicht gerade entgegen, so ist die Baumkrone doch ihr elementarer Lebensraum. Aber auch einige Familien wollen sich die Tiere als Haustiere halten, was einfach das gleiche waere, als wuerde man versuchen, einen Feldhasen ins Laufrad zu stecken. Bei der Sloth Sanctuary landen diese verwundeten, teils misshandelten Faultierkinder und auch Erwachsene der Art. Das Ziel ist es sie gesunden zu lassen, gross zu ziehen um sie dann wieder in gewohnter Umgebung, dem Jungle, ausgesetzt werden zu koennen. Aber in diesen vier Kaefigen, vor denen wir gerade standen, luemmelten insgesamt  6 Faultiere herum, die nie wieder in die Freiheit gelassen werden koennten, da sie ohne die Unterstuetzung von den Helfern der Sanctuary lebensunfaehig waeren. Jeff fuehrte uns danach zu den Faultierbabies, die hier aufgepeppelt werden. Die kleinen Babies bekamen gerad ihr Mittagessen aus Moehren und Hundefutter. Lecker. In diesem Vorfuehrmoment stellte sich auch heraus, dass Jeff der Enkel von Judy, der Initiatorin war. Das erklaerte sein Chefgetue und die Tatsache, warum er den wesentlich aelteren Pflegerinnen unhoefliche Befehle erteilte. Wir schauten noch ein bisschen bei der Faultierfuetterung zu und spendeten einen kleinen Betrag, in der Hoffnung, Jeff wuerde sich davon kein neues Sportboot kaufen und verliessen nach der einstuendigen Tour Aviarios um weiter nach Viejo zu fahren. Das dauerte auch nur 30 Minuten und fuenf Kilometer Holperstrasse. Als wir vor dem Tor vom Pura Vida Hotel hielten, oeffnete ein Suedamerikaner gerade die Pforten, der sich als Luis, Almuts Mann herausstellte. Das Hotel hier gehoerte den beiden, die sich vor 5 1/2 Jahren nach Viejo abgesetzt und Koeln verlassen hatten. Verstaendlicherweise! Wir wurden herzlich begruesst, fast so als waeren wir alte Freunde. Der grosse Hund sorgte bei Brian fuer unruhige Momente im Rucksack, wurde dann aber vollstaendig und schnell akzeptiert.
Wir bezogen unser Zimmer und bei einem juten Pott Koelner-Costa Rica Kaffee beratschlagten wir, wie es weitergehen sollte. Wir wollten am 17. nach Panama, auf das Inselarchipel von Bocas del Toro. Zuerst hatten wir ueberlegt den Jeep Irgendwas hier stehen zu lassen, bei Almut und nach Rueckkehr aus Panama von hier an die Pazifikkueste zurueckzufahren. Aber wollten wir wirklich diese ganze Strecke wieder zurueckfahren und dafuer einen ganzen Tag einbuessen muessen? Leider gab es auch an der Karibikkueste keine Alamo Station so dass wir den Wagen hier einfach haetten abgeben koennen- spart ja auch ein paar Miettage... Sonja, die oesterreichische Rezeptionistin von Almut kam mit der glorreichen Idee um die Ecke, Alamo sollte den Wagen einfach abholen. Dank des Einfalls durfte sie das dann auch mit Alamo in San Jose klaeren. Tatsaechlich versicherte man uns und ihr, dass der Wagen abgeholt und die verfallenen Miettage nicht berechnet wuerden. Wir waren gespannt, denn selbst Chilene Luis schimpfte oftmals "Das klappt nie, das ist hier Ticoland!" womit er ja nicht unrecht hatte. Hier geschah alles etwas langsamer, wenn nicht in gefuehlter Zeitlupe. Wenn der Deutsche mit 5 Minuten rechnet, bedeutet das in Ticosprache maximal 30. Es ist fast so wie bei den Faultieren. Aber wenn man sich drauf einlassen kann, auch ganz wunderbar. Schliesslich ist es hier waermer und wenn man sich da allzu schnell bewegt, schwitzt man ja viel mehr.

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