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Koffein in voller Dosis

COSTA RICA | Friday, 14 January 2011 | Views [403]

Am fruehen Morgen wachten wir von einer ungewohnten Stille auf. Es hatte kurzzeitig aufgehoert zu regnen, doch Sekunden spaeter fing es wieder an. Das Badezimmer setzte ich beim Versuch zu duschen unter Wasser, indem ich den wohl schlecht montierten Wasserhahn aus der Wand riss. Das Fruehstueck nahmen wir dennoch auf der Terasse unseres Boutique Hotels ein. Hier waren die Kellner sehr bemueht um uns. Jedes Gracias wurde mit einem freundlichen "con mucho gusto" beantwortet. Zu den Cornflakes kam der Versuch uns warme Milch zu servieren weniger gut an. Dafuer trafen wir die Hotelmanagerin Julie, die im Vorfeld keine Muehen gescheut hatte unseren Anspruechen gerecht zu werden. Dass der Wasserhahn in der Dusche aus der Wand gefallen war, nahm sie locker und amuesiert auf. Da eine Fahrt bei dem Wetter auf den Vulkan lebensmuede gewesen waere, organisierte sie eine Besichtigung der Kaffeeplantage nebenan. Um 11.30 Uhr trafen wir dort Tyron, der sein fliessendes Englisch seiner Aussage zufolge keinem geringeren als Jon Bon Jovi zu verdanken hatte, dessen Liedtexte er immerzu uebersetzt hatte. Tyron begruesste uns mit zwei roten Bohnen in der Hand, deren Innenleben erstaunlich nach Zucker schmeckte. Er erklaerte uns, dass das Wasser zur Produktion aus dem Berg kam und nach der Kaffeeproduktion wiederaufbereitet in die eigene Zucker- und Honigproduktion wanderte. Auch das Brennholz zum Trocknungsprozess der Bohnen wurde von ihnen selbst angebaut, da es verboten war, sich einfach des bestehenden Waldbewuchses zu bedienen. Sehr oekologisch. Wir durchliefen die einzelnen Stationen der Fabrik und im Anschluss bereitete er uns die zwei Kaffeesorten zur Verkoestigung zu. Sehr lecker! Fuer ihn war der Kaffee mindestens so wichtig wie das Fortbestehen von Bon Jovi. Und wieder was gelernt, was unsere Lebensweise bestaetigte: der Mensch kann so viel Kaffee trinken, wie er will. Es ist nicht ungesund! Ich war mir sicher, dass Tyron selbst zu 90% aus Kaffee bestand und als er uns den Fermentationsprozess erklaerte balancierte er unwissend auf dem Schirm seiner Baseballcap fuer zehn Minuten eine Kaffeebohne, was mich innerlich fast vor Lachen explodieren liess. Der hiesige Kaffee war so lecker, dass wir gleich im Anschluss den halben Souvenir- und Kaffeeladen leerkauften. Tyrons Monatsgehalt war gesichert. Auf dem Weg zurueck ins Hotel fuhren wir durch Turrialba auf der Suche nach einer Apotheke. Mein Oehrchen hatte sich am Playa Flamingo zuvor mal wieder mit Wasser gefuellt, weil ich mal wieder ohne Oropax schwimmen war und meckerte nun unaufhoerlich. Eine Schmerztablette von Julie, die ich zum Fruehstueck con mucho gusto eingenommen hatte, liess den kompletten Tag zum lustigen Erlebnis werden. Die Kaffees und der selbstgebraute Baileys von Tyron brachten das Fass zum Ueberlaufen. Zurueck im Hotel hatte man uns wegen des defekten Wasserhahns in ein anderes Zimmer gebucht, dessen Balkon zum Hotelpool zeigte. Auf dem selbigen machten wir es uns bei einem Drink gemuetlich, mein Freund war der festen Ueberzeugung durch den ganzen Regen wuerde der Pool ueberlaufen. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Ploetzlich platschte es laut und ich dachte schon, er haette mit der irrwitzigen Sorge recht gehabt, als ich ein Rudel Rentner bemerkte, die sich trotz Regen in den Pool gestuerzt hatten. Es waren allesamt Birdwatcher aus den Vereinigten Staaten, also dem Land das unter Kanada und ueber Mexiko liegt. Nirgendwo sonst. Als sich ein paar Bussarde am Himmel zeigten und umherkreisten, philosophierte die Ornithologenriege darueber, ob diese wohl im Rudel jagten. Ich malte mir insgeheim aus, was passieren wuerde, wenn sich die 15 Bussarde wie Pelikane zu Boden auf eine einzige Maus stuerzen wuerden. Am abend zaehlten wir an die 70 mucho gustos beim leckeren Essen. Wir konnten fast nicht mehr vor Lachen und bestellten fuer den ultimativen Zuckerkick gleich drei Desserts, was die frisch angelernte Kellnerin beim Servieren komplett aus dem Konzept brachte. Mucho gusto!

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