Am fruehen Morgen verschliefen wir den Wecker. Eine Stunde spaeter lugte
ich unter meinen Lidern hervor. Wir hatten zwei Naechte auf einem auf
einem Sockel gebauten Rundbett in unserem kleinen Leuchtturmappartment
verbracht. Das von mir liebevoll "Discobett" genannte Schlafteil war
schon etwas durchgelegen, darum war ich ueber das Verschlafen arg
verwundert. Wir hatten einen Megaritt mit unserem Jeep Irgendwas vor
uns. Man schaetzte unsere Strecke vorher fachmaennisch auf 10 Stunden
Fahrt ein. Von der Pazifikkueste in Playa Grande sollte es quer durchs
Land zum Vulkan, nach Turrialba, gehen. Frohen Mutes packten wir unsere
Sachen und nach einem kurzen Saft-und Kaffeefruehstueck schwang sich
mein Freund mal wieder hinters Lenkrad, waehrend ich Navi spielte. In
Tamarindo hielten wir kurz am Supermarkt um uns mit US amerikanischen
Snacks einzudecken. Freshly imported. Mit meinen geliebten
Mozzarella-Cheddar Cheese Sticks bewaffnet und einem langen
undefinierbaren Sandwich fuer den Mann ging es auf die mehr oder minder
ausgebaute Autobahn. Jaja, was dem Deutschen zuhause die Autobahn ist
dem Costa Ricaner die Schotterschlagloch-Bahn. Da wir ja aber
Ueberschwemmungsbachstrassen und drei Stunden Holperpistenfahrt erprobt
waren, sollte auch die geschaetzte 10-stuendige Fahrt ins Central Valley
kein Problem darstellen. Als wir Guanacaste ueber die Puenta de la
Amistad verliessen kribbelte mein Magen. Nicht nur, weil mir aufgrund
der Brueckenpanik schlecht wurde- Der Ausblick auf die Bucht von Nicoya
und rueckblickend auf die Tage in Santa Teresa und Playa Grande
entfachten Sehnsucht. Wann waere das naechste Mal, wenn wir zurueck
kommen wuerden? Wir fuhren jetzt ueber den Panamerican Highway, was auch
nicht bedeutete, dass man schneller fahren durfte als 60 kmh geschweige
denn konnte. Wir fuhren auf San José zu. Vorbei ging es durch Taeler
und ueber Berge, an Vulkanen und kleinen Doerfern, in denen wir manchmal
fuer eine Cola oder eine Pinkelpause hielten. Kurz vor San José
gerieten wir in den Feierabendverkehr, der hier schon um 16.00 beginnt.
Wir quaelten uns durch die voll und wild befahrene Stadt immer in
Richtung Cartago, soweit es die Beschilderung zuliess. Es ist hier ein
bisschen wie in der Fahrschule. Wenn kein Schild dort steht, heisst es
wohl, man soll der Strasse folgen. Leider ging diese Rechnung nicht
immer auf, sodass wir zahlreiche Menschen durch das geoeffnete Fenster
anbruellten: "Cartago??". Uns wurde immer freundlich geholfen. Zwischen
Spanisch verstehen und spanisch sprechen herrschen Welten, aber unser
Verstaendnis war sehr gut, fuer Auslaender. Auf der Weiterfuehrung des
Panamerican Highways, auf den wir dubioserweise nach unserer Stadtfahrt
quer durch San José wieder landeten, erzeugte das Schilderchaos in uns
Angstzustaende. Wo zur Hoelle ging es jetzt nach Cartago? Wir schrien im
Stau vor der Ampel in den Toyota rechts von uns und der darinsitzende
Tico mit Gemahlin fuchtelte wild mit den Armen in der Luft herum. Trotz
des Hochgeschwindigkeitsgelaber auf spanisch verstand ich "da vorn am
Kreiserkehr raus, Ihr koennt uns folgen, wir fahren in die Richtung".
Mein Freund betaetigte sofort die Verriegelung des Jeep Irgendwas und
wir folgten den beiden mutig. Wie suess, der blieb sogar stehen und
wartete auf uns als wir dreisterweise in einer Kurve ueberholt wurden! Ausgeraubt wurden wir nicht, keine Angst, Mutti. In Cartago hielten wir vor der Basilica, in der die La Negrita steht- eine Marienstatue, die als Schutzpatronin fuer Costa Rica fungiert. Die La Negrita wurde Erzaehlungen nach einst von einer jungen Frau an einem Ort, an dem heute die Basilica steht, gefunden und einfach mit nach Hause genommen. La Negrita, weil die Statue nicht wie bei uns weiss, sondern schwarz ist. Ueber Nacht jedoch verschwand die Statue aus den Haenden der jungen Frau, sie war am Morgen darauf einfach nicht mehr da. Die junge Frau ging zurueck an den Platz, an dem sie die La Negrita gefunden hatte und siehe da, seelenruhig stand die Statue wieder am selben Ort, an dem sie urspruenglich gefunden wurde. Das gleiche Spiel passierte in der darauffolgenden Nacht wieder, denn die junge Frau konnte es nicht sein lassen und nahm die Mary einfach wieder mit. Aufgrund dieser Geschichte wurde an dem Ort in Cartago die Basilica de Nuestra Senora de Los Angeles gebaut, die mittlerweile schon mal zerstoert und wieder aufgebaut wurde. Auch wurden zahlreiche Diebstaehle verzeichnet, in denen die La Negrita gestohlen wurde...aber: Am naechsten Morgen wieder auftauchte.
Das nenne ich mal Misserfolg auf krimineller Ebene. Wer klaut auch schon so eine huebsche Statue, die dem Land heilig ist. Ich haette zuhause auch gern nur Sachen, die, gesetz jemand wuerde sie ueberhaupt klauen wollen, am naechsten Morgen wieder am selben Fleck stuenden.
Ein Regenbogen erstrahlte ueber der Basilica, als wir weiterfuhren in Richtung Turrialba. Wir wollten uns den Vulkan Irazu, mit knapp 3.000 Metern der hoechste von Costa Rica, anschauen und den Vulkan Turrialba. Letzterer war jedoch, so hiess es seitens des Hotels vor Ort, schon seit einigen Tagen aufgrund seiner Schwefelproduktion und Aktivitaet fuer Besucher geschlossen. Nur gut, dass unser Hotel direkt am Fusse jenen lag. So blieb uns nur noch Irazu.
Wir schlaengelten unseren Jeep Irgendwas durch eine Berg- und Talfahrt, eine ganze Stunde lang. Als es in Stroemen anfing zu regnen, wunderten wir uns doch ueber die zahlreichen Autofahrer die mit ueberhoehter Geschwindigkeit durch die Kurven bretterten. Es regnete und hoerte nicht auf. Auch als wir im Hotel ankamen, suppte es weiter aus dem Himmel.
Himmel Herr Gott noch mal! Wir hatten doch die La Negrita besucht! Ich hatte doch gebetet. An guten Tagen kann man vom Irazu aus naemlich auf Karibik und Pazifik stieren, das waere doch das Highlight gewesen.
In optimistischer Erwartung orderten wir Room Service und gingen frueh schlafen um am naechsten Morgen halt den Vulkan zu erklimmen...