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annietravels Happiness is not a state to arrive at, rather, a manner of traveling.

Eggs a la Sarah

COSTA RICA | Wednesday, 12 January 2011 | Views [386]

"Wie haetten Sie denn gern meine Eier?"

"Danke, bitte legen Sie sie einfach hier ab. Um den Rest kuemmern wir uns."

So ungefaehr sah der Dialog zwischen der riesigen Leatherback Schildkroete und dem Helfer des Parque Nacionals Marina las Baulas in dieser Nacht aus. Nachdem wir lang genug bei Quesadillas und lokalen Bieren auf den Anruf der Tierschuetzer gewartet hatten, versuchte die hiesige Oberkellnerin des Restaurants vom Las Tortugas Hotel uns um 20.30 Uhr unter dem billigen Vorwand sie muessten aufgrund des Geburtstages der Rezeptionistin heute eher schliessen, rauszuschmeissen. Angenervt verliessen wir das Lokal. Kein Anruf, keine Turtle, keinen Platz um die Wartezeit zu ueberbruecken. Na super. Wir hatten die Schildkroetentour schon fast abgeschrieben, als wir uns doch noch einmal dazu entschlossen, an der Station vom Nationalpark vorbei zu fahren und den aktuellen Stand zu erfragen. Mit den Wartenummern 1 und 2 bewaffnet schoben wir uns durch die wartende Schulklasse hindurch bis zum Ansprechpartner David. Die zwei Oesterreicher, die sich fuer die Tour nur noch auf Warteliste einschreiben konnten, plaerrten uns aufgeregt entgegen: "Ah gaeh, hoabts Eich Nummer aens un zwae kebn, woil die hams scho oafgrufe!" Wir durften also mit. David schubste uns auf die Strasse und befehligte uns als Anfuehrer der Gruppe 1-17 in Zweierreihen aufgestellt zu warten. David war sehr gewissenhaft und gruendlich in seinem Job, so schrie er immer wieder unsere Truppe "stay in line" an. Leider beliefen sich seine Englischkenntnisse auch auf diesen Satz neben "hello my name is Daviiiiid, i am your guide", so dass er eine junge Mutter mit ihrem achtjaehrigen Sohn, die aus San José stammten und beide englisch und spanisch sprachen kurzerhand zu Dolmetschern befoerderte und vor uns abstellte. Wir waren etwas traurig, dass wir nur fuer stolze fuenf Minuten Anfuehrer spielen durften, aber auch dankbar fuer die sehr nette Uebersetzerin. In Marschierschritt ging es an den Strand. Die Guides waren allesamt aus dem Haeuschen und wuselten wie Ameisen ueber den Sand, immer wieder "stay in line" schreiend. Ueber uns strahlte der Mond mit den Sternen um die Wette und hinterliess einen wunderschoenen Lichtschein auf den Wellen des Pazifiks. Wir rannten in der Zweierrreihe hinter David hinterher, noch relativ ziellos. Die Aufregung der Guides kam nicht von ungefaehr wie uns die Mutti aus San Jose erklaerte. Vier Leatherback Turtles hatten sich am Strand blicken lassen und brachten damit Aufruhr in die Truppe. In den letzten Wochen hatte sich den Aussagen zufolge keine einzige an den Strand bequemt. Wir hatten also Glueck und was fuer eins! Als wir zu dem riesigen Loch kamen lag dort eine umwerfend schoene und grosse Schildkroete, die bereit zur Eiablage war. Im Mondschein stellten wir uns hinter ihr auf, die Zweierreihe glich dank Aufregung und Mangel an Disziplin einer Massenpanik, die so dicht wie moeglich an Kroete ran wollte. Wir hockten gespannt hinter ihr, waehrend eine Biologin im Sand liegend leise auf sie einredete und die Eier zaehlte. Die Schildi war keine Unbekannte. Dank des ihr verpassten Mikrochips konnte sie als Sarah identifiziert werden. Grosse weisse schleimueberzogene Eier plumpsten behutsam in den Sand und die von ihr selbst errichtete Kuhle. Ich hatte Traenen in den Augen. Diese Tiere sind der Wahnsinn. In 60 Tagen wuerden hier aus den knapp 30 Eiern kleine Kroetenwinzlinge schluepfen, die Dank Sternenhimmel ihren Weg in den weiten Pazifik finden wuerden. David zufolge packten diesen Weg von 30 Babies nur 1-3, der Rest wuerde es entweder nicht aus dem Ei oder nicht in den Ozean schaffen. Nachdem das letzte Ei gelegt war, fing Sarah mit den Hinterlauefen an das Nest mit Sand zu zu schuetten. Das erste oder auch die ersten Eier und die letzten die sie legte, waren jedoch leer- als Airbag fuer die ersten und als Schutz vor Nestraeubern. Es war ein grossartiger Abend und Erfolg fuer uns und natuerlich fuer den Nationalpark. Wir wanderten zufrieden und beruehrt unter dem Sternenhimmel zureck zur Station. Wenn ich nicht so einen bloeden Job haette, der meine baldige Rueckkehr erfordert, wuerd ich glatt in 59 Tagen zurueckkehren um zu helfen und die Babies von Sarah zu sehen.

Exkurs:

Als wir um 18 Uhr an der Station ankamen, warteten mit uns neben einer Schulklasse auch eine rothaarige amerikanische Familie, deren Tochter ca 12 Jahre alt war und deren 8 Jahre alter Sohn es nach kurzer Zeit durch auffaelliges Benehmen schaffte, aufs Hotelzimmer verbannt zu werden. Aber er war nicht allein, denn die angenervte Mutter verbannte ebenso ihren Mann und harrte nun mit der Tochter vor der Registration aus. Ich muss an dieser Stelle meinem Erdkundelehrer danken, der uns damals alle Laender samt Staaten und Hauptstaedte hatte auswendig lernen lassen. Das Wissen im Hinterkopf liess mir auf der darauffolgenden mitgelauschten Konversation fast die Hutschnur platzen.
Tochter: Mummy, which countries besides Guatemala and Costa Rica belong to Central America?
Mutter (sichtlich nachdenklich und altklug antwortend): well of course there are Belize and....Honduras.
Tochter: so which one is under us?
(Oh Gott, unter und ueber durften wir NIE benutzen- es hiess immer noerdlich oder suedlich...aber gut.)
Mutter: Honduras is under us...(stockend) but i m not sure, I think there s one more...
Tochter: so north america is canada, the us and mexico but central america includes Honduras, Belize, Guatemala and Costa Rica. Thanks Mum.

Ich haette am liebsten geschrien und der Mutter einen Globus oder meinen Erdkundelehrer geschenkt. Waren aber beide nicht da.

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