Meine Mutter und ihr Freund machen seit einigen Jahren Ferien auf dem Kreuzfahrtschiff. Sie finden immer irgendwie Schnaeppchen, so dass sie zu zweit nur fuer eine Person bezahlen. Dieses Jahr machen sie den Panamakanal, reisen von Miami bis Buenos Aires. Wir machen zu Hause noch Witze darueber, dass ich dann vielleicht auch da bin. Et voilà- da bin ich;) Ich kann auf ihrer Schlafcouch fuer eine Woche mitreisen. Von Cartagena bis nach Lima. Ich freue mich sehr meine Familie und spaeter meine Freunde zu sehen.
Frueh morgens stehe ich puenktlich am Hafen, darf aber noch nicht eintreten, weil die von der Agentur mich abholen kommen muessen. Ich lerne einen Schweizer kennen, der Touristenfuehrungen anbietet. Seine Geschichte ist, wie die von den meisten Auswanderern, spannend. Ploetzlich stehen meine Mutter und Alessandro vor mir, sie waren nach mir auf der Suche und haben mich gefunden. Alessandro meinte am Telefon immer, dass er mich dann nicht mehr loslassen wuerde und es fiel ihm wirklich schwer. Das Wiedersehen ist wunderschoen.
Danach bringt uns ein Auto der Agentur zum Schiff und ich versichere mich, dass auch wirklich alles mit meinen Dokumenten klappt. Also sprich, dass ich einen Ausreisestempel in Kolumbien und einen Einreisestempel in Perù erhalte.
Wir machen Cartagena unsicher und vorallem freuen wir uns uns zu sehen.
Zurueck auf dem Schiff lerne ich Sarah kennen, sie ist wohl die wichtigste Person auf dem Schiff. Sarah ist Schweizerin und arbeitet an der Reception. Fuer alle Anliegen weiss sie Rat. Sie ist lustig, aufgestellt, interessiert und erinnert mich sehr an meine Freundin Anita, die ich in Neuseeland kennenlernen durfte. Das ganze Schiff wird mir gezeigt. Es ist wie in Titanic nur weniger luxurioes. Was mich ueberhaupt nicht stoert. Fuer mich ist hier alles purer Luxus. Ich dusche mich mit heissem Wasser, es gibt Wein, ja richtigen Wein und das Essen. Ich esse von Sushi, ueber Pasta, zu Lammfleisch..ueber Terrine..herrlich, besonders wenn mein Essen fast ein Jahr aus Reis und Huehnchen bestanden hat.;) Es gibt sogar Whirlpools und einen Pool mit Salzwasser.
Mit den Freunden von meiner Mutter und Alessandro, dem Paeaerchen Freddy und Martha verstehe ich mich glaenzend. Und so gleich wird beschlossen, dass sie mit uns Lima besichtigen und die Tour sausen lassen.
Allgemein hatte ich einige Vorurteile. Dass alles alte Leute sind, das es uebertrieben snobby ist, dass die Tours aetzend sind.
Aber wie immer kommt es nur auf dich selbst an. Ja, es gab aeltere Leute, aber Viele hatten total viel Spass. Besonders wenn der lustige Moderator der Abendshow seine Witze machte und danach so schnell mit seinem argentinischen Akzent sprach, dass ich sogar Probleme hatte, obwohl ich das gleiche vorher in Englisch gehoert hatte;) Auf den Tours hatten wir viele tolle Erlebnisse und Infos, einfach weil die sich so freuten, dass ich mit ihnen spanisch sprach. Also halt: ich spreche nicht spanisch, aber ich kann mich so durchschlagen.
Wir hatten in Panama zum Beispiel einen lustigen Reisefuehrer der mich sofort heiraten wollte und ich hatte tolle Gespraeche mit einem Indigeno. In Panama sind alle Schulen gratis, alle koennen in die Unis, alle. Einfach toll!
Natuerlich ist das Highlight beinahe aller Maenner auf dem Schiff der Panamakanal. Ich interessiere mich nicht besonders fuer Technik und werde darum aus eigenem Interesse nicht weiter darauf eingehen. Fuer alle interessierten: http://de.wikipedia.org/wiki/Panamakanal
Die Landschaft des Panamakanals war allerdings ein Traum. Es ist schon etwas traurig, dass dieser kuenstlich angelegte Teil so schoen ist. Wie z.Bsp. der Stausee beim Piedro Penol in Kolumbien. Die Natur ist doch das Schoenste und doch gefaellt mir das von Menschenhand Erschaffene irrsinnig gut. Heute habe ich mich auch wieder dabei ertappt den Geschmack von Mango in Gedanken so zu beschreiben: "Hmm, schmeckt wie Gummibaerchen". Schrecklich, oder? Aber zurueck zur Reise:
In Ecuador erkunden wir die Montecristihuete und machen danach Manta auf eigene Faust unsicher. Meine Mutter ist so toll. Sie schenkt mir Vertrauen, ist offen und neugierig. Wir essen in typischen Lokals, plaudern mit allen, hoeren uns ein Konzert an.
Die meisten Menschen, die auf diesem Schiff arbeiten kommen aus Asien, hauptsaechlich Indonesien, Philippinen. Wir haben viel diskutiert. Ueber die Arbeitsbedingungen, ihre Ziele und Traeume, die Welt. Durch die Ansicht von Alessandro gelang es mir zu sehen, dass wirklich jeder Mensch seine Welt gestaltet. Das beste Beispiel sind zwei Maenner. Sie haben die gleichen Bedingungen. Beide haben eine Familie, diese zurueckgelassen um hier Geld zu verdienen. Beide leiden unter der Trennung. Jeden Tag plaudern wir und fragen wie es geht, wie ihr Tag war, das Essen etc. Der eine ist aufgestellt, froehlich, laechelt viel und seine Augen strahlen pure Liebe aus. “Gut, es geht mir gut. Vielen Dank. Ja, das Essen war koestlich, sicher, sicher.. Kann ich dieses Foto haben um es meiner Frau zu schicken? Damit sie weiss mit was fuer netten Menschen ich hier bin?” und das alles wird begleitet mit einem Laecheln, das von Herzen kommt. Nun zur anderen Reaktion. “Ja, das Essen war etwas fad, nicht so gut. Ich vermisse meine Familie sehr. Alles ist so teuer geworden in Bali. Das Haus, das Essen. Ich bin noch 8Monate von meiner Familie getrennt und muss ganz viel Geld machen.” Natuerlich ist seine Reaktion voellig verstaendlich, und sicher ueberhaupt nicht einfach. Wir sind wahnsinnig priveligiert. Liebe und Dankbarkeit veraendert die Sicht der Dinge.
Nach einer Woche treffen wir in Lima an. Ich bin nervoes. Mein Prinz und ein Freund von mir warten auf mich und ich weiss noch nicht, ob ich schon bereit bin fuer den Prinzen..
Der Tag ist super, geht aber viel zu schnell um. Wir fahren zuerst in den Stadtteil Santa Anita. Hier wohnen meine Freunde. Die Meisten, die hier wohnen kommen aus der Selva oder der Sierra, also vom Land. Die typische Landflucht, weil es hier mehr Arbeit zu geben scheint. Sta Anita ist ein Stadtteil der lebt und sich wie das restliche Perù anfuehlt. Deswegen bringe ich sie auch hier hin. Meine Freunde sind natuerlich besorgt und es gibt so eine Art Sicherheitskontrolle durch den Markt, das heisst Einer vorne, Einer hinten und in der Mitte die weisse Truppe, die ueber aufgehaengte Kuhdaerme staunt. Herrlich. Ich lasse mein Gepaeck hier, weil ich ab jetzt auch hier wohne und Juan kann fuer uns sein Privatkonzert halten. Als Willkommensgeschenk spielt er fuer uns und hatte seine Gitarre und seinen Verstaerker schon am Hafen dabei.
Danach geht es in den antiken Stadtteil von Lima. Wir sehen die kolonialen Gebaeude und essem zu Mittag. Es wird schon Zeit nach Miraflores zu gehen, die Costa Verde zu bestaunen, die wirklich ein wenig gruen ist und danach ist es wieder Zeit fuer einen Abschied. Langsam bin ich darin wirklich gut, weil ich weiss, dass die Menschen die ich liebe immer bei mir in meinem Herzen sind. Vielen Dank fuer eure Liebe!