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Dagmar's Reise

Bolivia mit Edward

PERU | Tuesday, 14 January 2014 | Views [383]

Als ich mit dem Kreuzfahrtschiff ankomme erhalte ich nur 30Tage Aufenthalt in Perù, Kathi wird aber Anfangs Februar kommen. Also muss ich wiedereinmal ausreisen. Edward kommt mit mir. Wir entschliessen uns nach Bolivien zu reisen. Fuer Edward, wie fuer die meisten Peruaner (hier schliesse ich die, die in den Staedten aufgewachsen sind wie Lima oder Trujillo aus) ist das etwas voellig Neues. Ich glaube er musste sich auch sagen, dass das kein Verrat ist, denn in den ersten Tagen hoere ich immer wieder: "Oh mein Gott, ich verlasse mein Land". Wir haben zwei Wochen Zeit und wollen bis in die Selva an der Grenze zu Brasilien. Das wird knapp.

Wir schauen fuer Fluege, alles total teuer, finden aber einen, der immerhin an den Lago Titicaca geht und somit gleich an der Grenze zu Bolivien ist. Edward ist der 1. von seinen Freunden und seiner Familie der fliegen wird. Natuerlich laesst er sich die Aufregung nicht anmerken, aber wie Verena immer sagt sind wir uns so vertraut, dass es klar ist. Wir planen alles so, dass wir alle drei gleichzeitig gehen. Verena war mit mir in Prosoya oder ich mit ihr. Sie ist zurueckgekommen um die neuen Freiwilligen von Weltwaerts zu begleiten. Sie begleitet uns an den Flughafen und holt ihren Chef ab, ab gehts fuer sie an die Arbeit und fuer Edward das erste Mal ins Ausland.

In Juliaca, der Perle des Altiplano beschliessen wir nicht die touristische Grenze ueber Copacabana nach Bolivien zu nehmen, sonder den See auf der anderen Seit zu umrunden. Am ersten Tag kommen wir bis Moho. Das ist ein suesses Doerfchen am Lago Titicaca. Schon in Juliaca ist Edward begeistert von der Luft hier oben. Ich glaube er hat nach Jahren das erste Mal das Gefuehl richtig zu atmen, klar, wenn man sich an den Smog in Lima gewoehnt hat.

Im Combi nach Moho spielen wir mit zwei Maedchen. Ihnen gefallen meine Armbaender so gut, dass ich ihnen je eines schenke. Was fuer ein Glueck ich doch habe, dass ihnen die gefallen, die ich mir selbst gekauft habe und nicht eines meiner Freundschaftsarmbaender, die haette ich naemlich nicht verschenken koennen. In Moho moechte Edward Fussballspielen. Ich glaube er will dem Mythos auf den Grund gehen, ob es in der Hoehe wirklich viel anstrengender ist:)

Wir fahren an den See, Edward kuesst ein Lama, wir trinken viel Mate, gut gegen den Hoehenunterschied und Edward quatscht mit allen und ist an allem interessiert, was mir natuerlich total gut gefaellt. Wir sollten das bequemste Bett der Reise haben, haben allerdings nicht viel Zeit um das zu geniessen. Um 3Uhr nachts faehrt der Lastwagen los, der uns an die Grenze bringen wird. Wir fahren in einem Lastwagen voller leerer Gasflaschen und vielen anderen Reisenden. Die meisten Menschen aus der Sierra erzaehlen uns, dass sie nach La Paz gehen. Da realisieren wir, dass es fuer sie viel einfacher ist nach La Paz, als in ihre Hauptstadt Lima zu reisen.

An der Grenze versichern uns alle, dass es kein Problem mit meinem Pass geben wird, irgendwie glaube ich das aber nicht. Hier ist ein Uebergangsort. Mit Markt, keinen Toiletten und Bussen, die nach La Paz fahren. Wir nehmen den ersten Bus, laden unser Gepaeck ein und muessen 2h warten bis es losgeht. Wir erkunden den Markt, trinken Cafe und setzten uns hin. Ploetzlich fragt Edward, wo denn unser Bus sei. Der ist weg. Samt unserem Rucksack. Ist alles halb so schlimm. Alle kennen sich hier und versichern uns, dass wir den Rucksack in La Paz wieder haben werden. Es stellt sich raus, dass der Fahrer des Buses der Sohn vom Besitzer des kleinen Ladens ist. Wie gut hat Edward seine Worte fuer sich behalten;) Eine Frau faellt fast vom Stuhl vor Lachen und meint das passiere oefters, weil die Peruaner nach peruanischer Zeit gehen und die Bolivianer nach bolivianischer. Da erinnere ich mich, dass uns Bolivien eine Stunde voraus ist. Wir nehmen den naechsten Bus Richtung La Paz. Anscheinend gibt es hier nur noch den Grenzposten von Bolivien. Und natuerlich ist es ein Problem, dass ich keinen Ausreisestempel von Perù habe. Sie empfehlen uns entweder zurueck nach Puno zu reisen oder in Bolivien bis nach Copacabana zu reisen. Wir entschliessen uns vorwaerts zu gehen und reisen Richtung Copacabana.

Viele Busse, viel warten und stetig den See vor Aufgen. Erschoepft entschliessen wir uns die Nacht in Copacabana zu verbringen und am naechsten Tag an die Grenze zu gehen. Edward sieht das erste Mal so viele Gringos. Das kennt er nicht. So viele Bars, touristische Restaurants, Shops. Er besucht mit mir sogar ein solches Restaurant, wo die Bedienung auch englisch spricht. 

Ich hebe den undurchdachten und bloeden Plan uns an der Grenze von Bolivien durchzuschleichen, so dass wir direkt an der Grenze von Perù sind. Natuerlich geht das nicht auf und die Beamten meinen, dass ich luege wuerde und nehmen mir die Geschichte von der anderen Grenze nicht ab. Als haette ich vor illegal in Bolivien zu sein. Edward spricht lange mit ihnen in einem separaten Zimmer. Es laeuft alles auf Bestechung hinaus und wir muessen tun, als kaemen wir direkt aus Perù. Auf der Migration von Perù laeuft alles glatt und die Beamten von Bolivien behandeln uns nachher, als wuerden sie uns zum ersten Mal sehen. Die Familien werden sich heute abend freuen.

Auf geht es nach La Paz. Dort klappt alles wie am Schnuerchen und am naechsten Tag reisen wir Richtung Uyuni. Mit einem Zwischenstop in Oruro, was uns beiden nicht besonders gefaellt. Am naechsten morgen kommen wir in Uyuni an. Es fuehlt sich an, als wuerden wir staendig nur Bus fahren.

Ich hatte in Kolumbien oft das Gefuehl mit Edward Bus zu fahren, da sieht man wieder, dass man solche Sachen ernst nehmen muss, auch wenn es einem in dem Moment total absurd erscheint.

Uyuni ist der Touristenplatz schlechthin, es gibt unzaehlige Restaurants, sogar arabisches und indisches Essen, teure Backpackers und natuerlich wieder nur Tours um den Salar de Uyuni zu besuchen. Bolivien ist so arm, das meiste ist nochmals einiges billiger als in Perù, aber Touristenattraktionen sind im Verhaeltnis voellig ueberteuert. Wir nutzen die Zeit vorher um zu duschen und unsere Waesche abzugeben. Die Tour gefaellt uns nicht sonderlich, aber der Salar de Uyuni. Edward drueckt es so schoen aus: "Es ist wie im Himmel zu sein", womit er voellig Recht hat. Wir machen viele Fotos und sind traurig, dass wir keinen Spielzeug Dinosaurier haben, denn auf google haben wir da so ein cooles Bild gesehen, auf dem es aussieht, als wuerden die Menschen vor dem Dino fluechten. Die Sonne brennt stark, Edward schuetzt sich mehr als ich. Und so sehe ich am Abend mehr rot als braun aus;)

In Tarija soll es ganz leckeren Wein geben und viele Rebberge und ihr kennt mich ja: da will ich hin. Tarija liegt ganz im Sueden und so reisen wir, natuerlich wieder ueber Nacht, nach Tupiza. Wir kommen um 3Uhr nachts an und finden nur ein Backpacker, ein ueberteuertes Backpacker. Edward wagt wiedereinmal etwas Neues, es bleibt fuer ihn aber fremd. Es fuehlt sich fuer ihn ganz komisch an zwischen irgendwelchen weissen Rastakoepfen zu schlafen;) Wir relaxen. Zeichnen, essen super leckere Pizza und Pasta, chillen im Park und wie die Fuegung so will machen wir eine Stunde Yoga. Manuel ist Yogalehrer aus Venezuela. Sein Visa in Argentinien ist abgelaufen, er musste ausreisen und ist pleite. Ich frage ihn, warum er an solch einem touristischen Ort nicht seine Kuenste anbietet und so beschliessen wir spontan eine Privatstunde zu machen. Ich muss echt sagen: Respect Edward. Dass du dich auf alles Neue und Unbekannte einlaesst- Chapon! Liebe oeffnet alle Tueren;)

Alle Buse nach Tarija sind ausgebucht. Wir hoeren darauf und reisen direkt nach Sucre. Ueber Nacht, was sonst. Wir sind schon richtig eingespielt, als wuerden wir uns Jahre kennen.

Es gibt noch einen Zwischenfall beim Holen unseres Rucksacks. Nachts haben wir unsere Betten bezahlt, das sagen wir ihr von der Tagesschicht auch, als sie uns fragt. Als wir unseren Rucksack abholen kommen meint der selbe Nachtwaechter von gestern, dass wir noch nicht bezahlt haetten. Wir erwidern ganz freundlich, dass wir ihn gestern Nacht bezahlt haetten. Er streitet alles ab und meint auch noch zu Edward, dass er Peruaner sei. Das Vorurteil gegen Peruaner lautet so: luegen und untreu sein. Deswegen werden sie auch oft perroaner genannt. Perro heisst auf spanisch Hund, ist aber gleichzeitig das maennliche Attribut fuer Schlampe. Es geht so weit, dass wir unseren Rucksack nehmen wollen und er meint, dass er die Polizei ruft. Schlussendlich kann ich ihn aber davon ueberzeugen, dass wir bezahlt haben. Danach haben wir eine Diskussion ueber Vorurteile und ob vielleicht nicht doch was Wahres dran ist, wenn ueberall herum so gedacht wird.

In Sucre angekommen merke ich die Muedigkeit und koerperlichen Strapazen des staendigen Busfahrens. Somit entschliessen wir uns erst am folgenden Abend Richtung Santa Cruz und Selva zu fahren. Wir geniessen unser Hotelzimmer, das leckere Essen im Mercado und vorallem das "il dolce far niente" im Park. Stundenlang beobachten wir die Leute, lesen, spielen UNO, malen uns unsere Traeume aus.. Sucre ist die erste Stadt, die uns in Bolivien gefaellt.

Wir sichern uns in der naechsten Nacht einige Male beim Chauffeur ab, dass er uns wirklich in Samaipata rauslaesst. Wir moechten naemlich nicht nach Santa Cruz, unsere Herzen schreien nach der Sierra: "Selva, Selva". Wir sind gluecklich die Waerme auf unserer Haut zu spueren, die Feuchtigkeit und anfangs freue ich mich sogar ueber die Moskitos. Nur anfangs. Bis es hell wird spielen wir UNO, essen Fruehstueck im Mercado. Dann suchen wir uns ein guenstiges Hotel. Wir wollen den Nationalpark besuchen, die Inkastaetten. Aber irgendwie will es das nicht. Die Inkastaette ist geschlossen, das Museum ueberteuert und in den Nationalpark kann man nicht ohne Fuehrer, was wieder ueberrissen teuer ist. Edward ist in der Selva von Perù aufgewachsen und meint, dass es ok ist. Ich zwar nicht, aber ich habe auch einige Zeit in der Selva verbracht. Wir reisen ueber Santa Cruz um zurueck nach Lima zu reisen.

Das Gute an dieser Reise ist, dass Edward nun vieles an Lima wertschaetzt, das war vorher gar nicht so. Lima hatte etwas teuflisches. Es zerfrisst dich, zerstoert deine Traeume, laesst dich die Welt als gefaerlichen, haesslichen Ort sehen.. Hier gibt es nun etwas Licht.

Ich moechte Edward Arequipa und Paracas in Perù zeigen. Wir hatten zu viel vor. In der Praxis war es so. Von Santa Cruz einen Tag im Bus, ja, 25h bis nach La Paz. Eine Nacht dort schlafen. Naechster Bus bis nach Arequipa. Wieder ein Tag im Bus. Gott sei Dank mit Pausen an der Grenze und beim Umsteigen in Juliaca. Arequipa war genau so schoen, wie ich es in Erinnerung hatte und es gefiel auch ihm gut. Danach ein weiterer Tag im Bus bis nach Lima. Phuuu... geschafft! Wir sind zu Hause!

 

 

 

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