Bogotà hat offiziell ca. 8Millionen Einwohner, inoffiziell sind es 13. In solch grossen Dimensionen fehlt mir als Schweizerin jedes Gefuehl dafuer wieviele es effektiv sind. Fuer mich waren es einfach zu viele. Verschlimmert wird dieses Gefuehl noch dadurch, dass Bogotà keine Metro besitzt, sondern den Transmilenio. Das ist ein Bus, der aehnlich wie eine Metro funktioniert, aber bis an den Rand vollgestopft ist und staendig im Stau steht. Als wir spaeter, in der Wueste von Kolumbien, erfahren, dass der Transmilenio "Transmilleno" genannt wird (lleno bedeutet auf spanisch voll)muessen wir lachen und erinnern uns nur ungern an das Gequetsche. Einmal gab es beinahe eine Schlaegerei, weil sie eine Familie mit Kinderwagen nicht aussteigen lassen wollten. Es ist etwas konfus. Es gibt Warteschlangen fuer Taxis oder die Billetverkaufsstelle, die an London erinnern. Wenn es aber darum geht in den schon vollgestopften Transmilleno zu kommen montiert jeder zum Einzelkaempfer. Als ich meine Freundin Sandrine am Flughafen abhole, das erste Mal trage ich meine Thermosunterwaesche- hier kommt zu der Naesse noch die Kaelte dazu- weiss ich davon natuerlich noch nichts. Aber wir montieren schnell zu Taxifahrern. Es ist auch billig. Ich musste mich ja bereits in Ecuador daran gewoehnen, dass es meine geliebten Mototaxis nicht mehr gibt und ich auch nicht mehr um den Preis feilschen kann. Hier kommt noch der Aspekt der Sicherheit dazu. Wenn man ein Taxi bestellt erhaelt man einen Code, den man dann dem Taxifahrer mit der richtigen Nummer, die erfaehrt man natuerlich auch per Telefon, mitteilen muss. Am Terminal wird sogar digital erfasst wer (Name und Passnummer) mit welchem Taxi (die bereits erwaehnte Nummer) wohin (Lieferadresse sozusagen) gebracht wird. Bogotà hat einige suesse Nischen. Die Candelaria, das Kuenstler, Studenten- und Backpackerquartier, Aussichtspunkte wie den Monserrate, Museen und doch wurde es uns schnell langweilig.
Als erstes reisen wir in die Zona Cafetera. Schliesslich entstand damals durch das Foto aus dem Geo mein Wunsch Kolumbien zu bereisen. Und siehe da, das Hochglanzmagazin hat mich nicht getaeuscht. Es ist wunderschoen. Bei Spaziergaengen bepackt mit Regenschutz und Regenschirm denke ich viel zurueck an die Selva Central in Perù, an Oxapampa und La Merced. Hier gibt es Orte mit den Namen: Armenia, Montenegro, Finlandia.. Wir reisen nach Salentos und Manizales. Salentos ist ein suesses kleines, kreatives Dorf, indem eine der Spezialitaeten Riesenforellen "Truchas" in allen moeglichen Variationen sind. Allgemein ist das Essen lecker, sehr international. Die Menschen sind freundlich und doch gibt es regen Tourismus. Hier treffen wir hauptsaechlich franzoesich sprachige Backpacker, die ganz erstaunt darueber sind, dass Sandy franzoesisch spricht und ich nicht.
Wir besuchen den wunderschoenen Parque Cocora mit seinen riesigen Quindio-Wachspalmen und unzaehligen Kolibris. Ich probiere heisse Schokolade mit Frischkaese. Es ist nicht schlecht, aber keine Wiederholung Wert. Wir sind froh, dass wir im Hostel Gummistiefel ausgeliehen haben. Genau als wir im Colectivo zurueck nach Salentos sitzen faengt es an zu regnen. Phuu Glueck gehabt.
In Kolumbien machen sie eine Bruecke, wenn sie einen Feiertag haben und feiern immer erst montags. Ob dann der Feiertag ist oder nicht. Der Tag der Toten am 1.11 oder Halloween wurde also auch an einem Montag gefeiert. Wir feierten in Sandys Geburtstag herein, spuehrten aber am eigentlichen Geburtstag unser doch schon fortgeschrittenes Alter;) Wir reisten nach Manizales und liessen es uns in den heissen Quellen gutgehen. Abends genossen wir zum Abendessen Wein. Die Besitzerin unseres Hostels hat ihre Berufung gefunden. Sie hat die Hosen an und weiss was geht. So brachte sie das Geburtstagskind mit Schweizeraustauschstudenten zusammen und wir stiessen in einer Salsabar an. Beim nach-Hause-kommen hatte Sandy sogar ein "Alles Gueti zum Geburi" an ihrer Zimmertuer.
Manizales ist weitlaeufig in Huegel gebaut und dadurch ganz speziell. Es hat einen wunderschoenen Park mit atemberaubenden Pflanzen und Schmetterlingen, weiter findet man Skulpturen und Aussichtsplaetze.
Von Medellin aus fliegen wir nach Nuquì an die Pazifikkueste. Wir wollten etwas Spezielles, abgesehen vom typischen "Gringo-Trail" machen und bekamen einen super Tipp wegen guenstigen Fluegen. Es gibt keine Strasse, die durch den Dschungel nach Nuquì fuehrt. Der kleine Flughafen im Centrum von Medellin ist schon speziell, aber der Privatjet, der uns erwartet, uebertrifft alles. Gut verteilen sie anfangs Ohropax. Der Flug war toll, erinnerte mich aber ein wenig an den Flug ueber die Nascalinien in Perù.
Wir werden von dem Ehepaar unserer Unterkunft mit dem Schiff abgeholt. Und siehe da: es gibt hier keinen Bankautomaten. Sandrine hat natuerlich weise vorplanend mehr Geld dabei als ich. Hier gibt es nur Eco-Tourismus mit Allem inklusive, dementsprechend teuer ist es. Wir machen mit ihr ab, dass meine Mutter aus der Schweiz aus den Betrag ueberweist, verschieben unseren Flug aber zwei Tage vorraus. Dass das mit der Ueberweisung nicht klappt beichten wir nicht. Dafuer marschiert Sandrine dann in Medellin mit mehr als einer Million Pesos, ja, richtig gelesen, in eine Bank. In Kolumbien wird man schnell zum Millionaer, da eine Million Peso ca. 500Fr. entspricht. Die Inflation ist fuer mich als Wirtschaftsbanausin nicht verstaendlich da hier alles europaeische Preise aufweist.
Die Bevoelkerung hier ist Schwarz, Nachkommen der Sklaven. Die Freundlichkeit und Froehlichkeit ist hier genauso spuerbar wie im "weissen" Kolumbien. Anfangs bin ich erstaunt wieviel helle Haut, Haare und Augen ich sehe. Vergebens suche ich die mir mitlerweile bekannten indigenen Gesichtszuege. Doch hier gibt es alle Variationen von hell bis dunkel. Und die wunderschoenen Locken reichen von blond, ueber knallig gefaerbtes rot bis hin zu schwarz.
Wir haben einsame Straende, fast alles wird selbst angebaut oder gefischt, wir lesen in unseren Haengematten, machen Spaziergaenge zum naechstgelegenen Dorf und zu einer Quelle, verfolgen eine Walfischfamilie, spielen Eile mit Weile und Domino mit der Tochter der Koechin, Sandy geht morgens joggen. Wir sehen atemberaubende Sonnenuntergaenge, trinken mit der Dorfjugend Wein und Bier in der einzigen "Strandbar"..und zu alldem werden wir meistens von feinen, kleinen Tropfen oder Baechen von Wasser, die sich aus dem Himmel ergiessen, begleitet. Tha tha tha tha: the Rainy Season..
Zurueck in Medellin sind wir uns beide einig: hier liesse es sich leben. Medellin hat zwar nicht DIE Sehenswuerdigkeit, aber es ist wunderschoen. Mit seinen riesigen, knalliggruenen Huegeln im Hintergrund, seinen zahlreichen Plaetzen, den Maerkten- es lebt einfach! Natuerlich gibt es hier auch viel Armut. Besonders gut sieht man das, wenn man mit der Gondola den Berg erklimmt. Menschen, die aus ihren Doerfern von den Guerillas oder dem Paramillitaer fluechten mussten sind nun hier ohne jegliche Unterstuetzung. Auf einem freien Stueckchen Land setzten sie ihr baufaelliges Haeuschen aus Wellblech, Pappe oder sogar Postern hin.
Es erstaunt mich immer wieder wie grosszuegig die Kolumbianer sind, wenn sie z.Bsp. im Bus um Hilfe gebeten werden. Fuer einmal etwas Gutes der Gehirnwaesche Christentum.
Wir fliegen wieder super guenstig nach Cartagena. Cartagena, von Vielen das Schoenste von Kolumbien genannt, allerdings war das vor einigen Jahren. Ich vermute der Tourismus hat hier viel veraendert. Die Altstadt ist wunderschoen und doch wird es von den penetranten und unzaehligen Menschen, die etwas an den Mann oder die Frau bringen wollen, ueberschattet. Einmal am Strand schnappt sich eine Masseurin sogar Sandys Fuss und will ihn in ihren mit Wasser gefuellten Kessel stecken. Unglaublich. Es braucht viel Disziplin immer freundlich zu bleiben. Mit einem Laecheln und einem lustigen Spruch kann man aber Vielen ein Laecheln abgewinnen. Es gibt unzaehlige Souvenirs zu kaufen und natuerlich weiterhin leckere Saefte und Agua de Coco. Zu meinem erstaunen gibt es meinen Lieblingssaft Lulo im ganzen Land und nicht wie in Perù, dort heisst er Quito Quito, nur in der Selva.