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Dagmar's Reise

Prosoya

PERU | Friday, 26 July 2013 | Views [802]

in der Baeckerei am Pizza machen

in der Baeckerei am Pizza machen

Ich habe es jetzt lange genug herausgezoegert um ueber Prosoya zu schreiben. Vermutlich, weil ich nicht glaube, dass ich die passenden Worte finden werde. Aber irgendwo muss ich ja mal anfangen.

Prosoya hat Vieles veraendert, mich veraendert, aber mir eigentlich nur mehr von mir gezeigt. Prosoy hat mir bei meinem Wunsch mich und meinen Lebensweg zu kennen geholfen. Und es kam, natuerlich, genau zur richtigen Zeit. Aber erstmal zu Prosoya.

Prosoya steht fuer PROgrama SOcial YAnachaga. Es ist ein soziales Projekt, welches von Deutschen und Peruanern gegruendet wurde und durch Spendengelder aus Deutschland, von Peru-Aktion, finanziert wird. Es bietet Jugendlichen eine Chance zur Schule zu gehen und spaeter eine Ausbildung zu machen. Prosoya liegt im Bergurwald Perus, beim Dorf Huancabamba, das ca. 1h mit dem Collectivo von Oxapampa entfernt ist.

Hier leben 40 maennliche Jugendliche. In Prosoya Quillazu leben 15 Maedchen. Die Jugendlichen leben jeweils zu acht in einer Nucfa und werden dort von einer Person betreut, 24/7. So etwas wie Freizeit oder Privatleben gibt es hier nicht wirklich. Vormittags gehen sie in die Schule und nachmittags arbeiten sie in einem Taller. Es gibt verschiedene Bereiche, die die Jugendlichen auf das Leben hier im laendlichen Peru vorbereiten sollen.

Der Leitspruch von Prosoya lautet naemlich: Trabajar para Aprender y Aprender para Vivir (Arbeiten um zu Lernen und Lernen um zu Leben.) Die Jugendlichen arbeiten dann jeweils eine Woche z.B. in der Schreinerei, in der Werkstatt, in der Baeckerei, in der Imkerei oder in der Landwirtschaft. Die Arbeiter sind wirklich top und verstehen Viel von ihrem Fach. Einige Arbeiter sind selbst ehemalige Schueler von Prosoya. Allgemein habe ich den Eindruck, dass sie viel breiter arbeiten als wir. Der Schreiner ist z.B. auch fuer alle Wasserleitungen oder fuers Streichen zustaendig. Der Mechaniker sorgt fuer Alles was mit Metal, Motoren, Strom etc. zu tun hat. Alles wird viel spontaner und lockerer gemacht als bei uns, bei Vielem wird inprovisiert- und siehe da: es klappt auch alles-irgendwie!;)

Unter der Woche wird vom Kuechenteam gekocht, sonntags kochen die Jugendlichen. Es gibt hier auch ein Restaurant, mit total leckerem Essen und ein supersuesses Hotel. Nach dem Abendessen gibt es eine gespielte Nachrichtensendung, wo drei Jugendliche wie in einer TV-Show die Nachrichten aus Prosoya, der Region, Perú und der Welt praesentieren. Danach koennen die Zuschauer konstruktive Kritik aeussern. Das ist hier besonders wichtig, weil es in Perú nicht normal ist und es in den Schulen nicht gefoerdert wird selbst zu denken, Dinge zu hinterfragen oder Kritik anzubringen.

Anfangs bin ich total erstaunt, wie freundlich und ruhig die Jugendlichen sind. So ganz anders als die Raudis, die ich kenne. Hier herrscht einfach eine andere Hierarchie als bei uns und die Jugendlichen sind wirklich dankbar hier zu sein, das ist ihre Chance auf ein besseres Leben oder ihre einzige Chance nicht auf der Strasse zu leben. Ich habe das Glueck hier mit anderen Freiwilligen zu sein, die ich wahnsinnig ins Herz geschlossen habe. Das waeren Verena, Sonny und Johannes. Johannes ist gelernter Baecker und fuehrt die Baeckerei. Verena und Sonny machen dieses Jahr zwischen Abi und Studium oder vielleicht auch einfach um Neues zu entdecken- an sich und in der Welt. Ich bin sehr froh, dass ich sie kennenlernen durfte und ich werde sie bestimmt nie vergessen! Auch nicht Isi, die beste Freundin von Verena, die zu Besuch kam. Zu meiner kleinen, bescheidenen Rolle hier oder meinem Tagesablauf:

Um 7.00h gab es fuer die Arbeiter Fruehstueck. Das heisst, dass mein Wecker um 7.00h klingelte und ich dann mit Verena verschlafen rueberlief. In dieser Zeit wuenschten wir den Kids einen schoenen Tag in der Schule, denn die waren schon dahin unterwegs. Johannes war dann bereits da oder schon fertig. Schliesslich ist der Baecker schon laenger wach als wir;) Wir geniessen die fast deutschen Broetchen und freuen uns wahnsinnig, wenn wir Marmelade, Kaese oder Avocado aus Oxa haben. Dann kann der Tag ja nur gut werden. 

Um 8.00h faengt der Arbeitsalltag an. Meistens bin ich mit Ismael in der Landwirtschaft taetig. Das heisst ich befreie z.B. Baeume von Moos, stecke Felder fuer Kartoffeln ab, beseitige Unkraut oder streiche die Steine, die im Kraeutergarten als Markierung dienen, neu. Ismael ist ein geduldiger Lehrer und wir lachen viel. Als er mir seine Geschichte erzaehlt, muss ich beinahe weinen, er war auch ein Schueler hier. Seine Geschichte ist ein Beispiel fuer viele Schicksale von hier. Die Eltern hatten kein Geld, Alkohol war im Spiel. Prosoya war die Rettung. Frueh ein Kind, heute nicht unbedingt gluecklich, Rettung in der Religion. Aber er ist auch ein erfolgreiches Beispiel. Er studiert nebenbei, seine Frau auch. Sie wollen auch eine gute Ausbildung fuer ihre Tochter und so geht sie in Oxapampa und nicht in Huancabamba in die Schule. Ganz abgesehen davon, dass er den Kids echt viel weitergeben kann. 

Um 12.15h gibt es Mittagessen fuer die Arbeiter. Wie in Peru ueblich gibt es Suppe und danach einen Hauptgang. Danach hat man Pause bis um 14.00h.

Um 13.30h ca. kommen die Kids von der Schule. Fuer sie geht es nach dem Essen um 14.45h weiter. Jede Woche arbeiten sie in einem anderen Taller. Z.B. Baeckerei, Metallwerkstatt oder Schreinerei. Ich hatte das Glueck, dass ich viel mit Johannes in der Baeckerei arbeiten durfte. Das war super, weil es halt soooo aehnlich wie meine Arbeit ist. Und es hat mir wahnsinnigen Spass gemacht. Auch wenn ich fast kein Wort verstand. Wie ich schon einmal sagte, Liebe existiert auch ohne Worte;) Johannes machte es echt super mit den Kids! Ich danke ihm echt wahnsinnig fuer alle tollen Gespraeche die wir hatten, fuer die vielen Stunden voller Lachen und hey, ich kann jetzt echt coole Zoepfe machen:)

Manchmal war ich auch mit Sonny und Verena in der Schreinerei. Die meisten Jugendlichen machen ihr Jahr hier. So war immer viel los. 

Ab 17.00h hatten wir frei und konnten Spiele machen oder heiss duschen, was immer ein Highlight war:) Die Jugendlichen mussten oft in dieser Zeit etwas fuers Gemeinwohl machen. Z.B. Unkraut jaehten, putzen, wischen..

Um 18.00h assen wir mit den Jungs Abendbrot. Das war eigentlich die Zeit fuer den Austausch, fuer Witze.. Es war auch der Ort wo z.B. Geburtstage oder Abschiede gefeiert wurden. 

Danach gab es die Noticias, diese gespielte Nachrichtensendung. Am Ende meiner Zeit freue ich mich total, als ich auch mal einen Witz verstanden habe:)

Danach machen die Kids Hausaufgaben. Auch English. Nur leider ist englisch fuer die Kinder hier wie fuer uns chinesisch (ausser natuerlich fuer dich Chuni). Das Schlimme ist, dass auch die Lehrer kein Wort englisch sprechen. So sind die Freiwilligen eigentlich die einzige Chance fuer die Kids und auch die Arbeiter englisch zu lernen. 

Spaeter sitzen wir oft noch lange in Verenas Zimmer und quatschen ueber Gott und die Welt oder sind schon so muede von der Arbeit, dass wir schlafen gehen. 

Am Wochenende geht es immer voller Vorfreude nach Oxa tanzen und trinken- und die Parties hier sind echt wahnsinnig cool! 

Einmal hat es auch ein cooles Openair, welches so ganz anders und viel entspannter ist als bei uns. Weniger Leute, kein Gedraenge, alles ist natuerlich viel guenstiger.. das war einfach toll!

 

 

 

 

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