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Dagmar's Reise

Amazonas

PERU | Saturday, 4 May 2013 | Views [343]

Am meisten freute ich mich in Perú auf den Manu Nationalpark. Er liegt im Amazonasgebiet. Er ist beinahe 20'000km2 gross und hat bis zu 4000Meter Hoehendifferenz. Durch die verschiedenen oekologischen Zonen ist es wahnsinnig vielseitig. Nur ein kleiner Teil der Flaeche ist fuer Touristen mit einem Permit und Fuehrer zugelassen, so wird die Tier-und Pflanzenwelt, wie auch das Leben der indigenen Voelker geschuetzt. Es soll 550 Vogelarten, 200 Saeugetiere und 100 Fledermaeusearten geben. Z.Bsp. Affen, Schildkroeten, Caimans, Reptilien, Jaguar, Puma, Tapir, Riesenotter, Hirsche, Riesenguerteltiere, Papageien, Tukane.. die Liste ist schier endlos. 

Darwin, der Operator von Bamba-Experience, wo wir schon den Salkantay-Treck machten, empfahl uns allerdings nach Puerto Maldonado zu gehen. 1. sei es guenstiger, man sehe mehr Tiere und den Manú koenne man nur fuer 5Tage machen, doch so viel Zeit haben wir nicht mehr. Wir reisten mit dem Nachtbus hin-und zurueck und hatten 3Tage im Amazonas. Alles klappte super, ueberpuenktlich, die Flussfahrt auf dem Rio Madre de Dios war toll und die Lodge war wunderschoen. Carlos, der Chef, erklaerte uns viel von der Gegend und den Tieren. Leider ist es immernoch angesagt exotische Tiere zu Hause in kleinen Kaefigen zu halten, die man manchmal nur am Wochenende besucht. Z.b. Affen oder Papageien. Die Lodge rettete solche Tiere. Sobald sie stark genug sind geben sie ihnen aber kein Futter mehr, damit die Tiere in den Urwald muessen und sich dort eines Tages hoffentlich wohler fuehlten. 

Das Klima war natuerlich total anders und gab wieder meine Wellen preis;) Der Einsatz von Antibrumm stieg ins Unermessliche, hielt diese Viecher aber nicht davon ab jede nicht stinkende Stelle unseres Koerpers auszusaugen. Meinen Po mochten sie am liebsten:( 

Wir machten einen ersten Spaziergang durch den Dschungel und sahen leere Guerteltierhoehlen, Taranteln und ich sah das erste Mal einen Kautschukbaum (aus dem Milchsaft stellt man Gummi her). Darueber habe ich schon viel im Zusammenhang mit dem Raubbau und dem Amazonas in Brasilien gelesen. Carlos erzaehlte aber noch etwas ganz anderes. Wenn man seine gebrauchten Kleider ueber die Nacht raushaengt kommen Insekten wie z.B. Schmetterlinge, die das Salz moegen und essen. Dabei legen sie Eier. Wenn man diese Kleider nun mehrere Male traegt koennen diese Eier in unsere Haut eindringen und dort schluepfen. Die Menschen aus dem Amazonas merken das schnell und streichen frischen Kautschuk auf die Oeffnung ihrer Haut und haerten die Fluessigkeit dann mit Feuer aus. Wenn sie hart ist kann man sie von der Haut wegreissen und daran soll dann die Made kleben. Touristen, die das nicht wissen warten lange und muessen den grossen Wurm dann medizinisch entfernen. Naturlich liess ich meine Kleider nachts nie draussen;)

Am Nachmittag gingen wir auf die Affeninsel. Dies war echt der Wahnsinn! Man konnte die Kapuzineraffen super beobachten. Dort lernten wir unseren kuenfigten Fuehrer Victor kennen. Er sprach deutsch. Ich merkte leider schnell, dass er nicht nur von der deutschen Sprache fasziniert war, was mir weniger gefiel. Es faellt mir schwer Victor objektiv zu beschreiben. Vielleicht koennt ihr mir ja mit dem Refraiming helfen..?;) Victor ist anfangs dreissig, arbeitet seit 6Jahren als Guide im Amazonasgebiet. Er kann sehr gut Affen immitieren um diese zu uns zu locken. Er spricht gut Englisch und gut Deutsch. Er duscht taeglich, hat leider trotzdem staendig einen sehr penetranten Duft, den man nur schwer aushaelt. Auf mich wirkt er sehr abgeloescht, das treffendste Wort fuer mich ist "abgefuckt", als wuerde ihm seine Arbeit keinen Spass machen. Als wir ueber unsere Jobs sprachen meinte er aber, dass er seinen Job moegen wuerde. Ich komme noch auf Bsp.

Nachdem Abendessen machten wir einen Nachtspaziergang. Victor tat mir fast ein bisschen leid. Er hatte eine Gruppe von 7 Frauen. 2 coole Israelinnen aus Jerusalem, die natuerlich gerade mit der Arme fertig wurden. Einmal fragten sie uns:"Was war die Rolle der Schweiz Ende des 2. Weltkrieges?". Mir gefielen sie gut, denn von meinen frueheren Reisen kannte ich eher Verschwiegenheit bis sie genug getrunken hatten und dann gefiel mir ihre politische Meinung nicht so gut. Aber vermutlich sehen Maenner in der Arme einfach schlimmere Sachen.  Dann gab es zwei Chinesinnen in unserem Alter aus Hongkong (Chuni, sie kommen aus Macau). Sie waren sehr lieb, ruhig, aber wir konnten viel Lachen. Sie erzaehlten uns, dass sie eigentlich schon vor 6Monaten nach Perú reisen wollten. Aber am Flughafen erfuhren sie, dass sie kein Visa hatten. Da die Ferien schon eingegeben war reisten sie spontan nach Barcelona. Dann gab es zwei ich sage mal "typische" Nordamerikanerinnen, oh, die raubten mir den letzten Nerv und noch eine junge Belgierin. Victor ging also mit sicherem Schritt voraus, als wir anderen durch den Urwald tapsten und ihm halfen Insekten und andere Tiere zu finden. Leider tauchte kein Puma auf, aber wir fanden ein Tarantelnest. Victor zaeukelte sie heraus und so sahen wir eine Tarantelfamilie. Wieviel Kathi hinter mir sehen konnte bleibt unklar;) Victor kuendigte an, dass er am naechsten morgen um Punkt 6.00Uhr loslaufen wuerde, mit oder ohne uns. 

Am naechsten morgen waren alle puenktlich beim Fruehstueck und gingen mit dem Boot in den Tampopata Nationalpark. Wir sahen viele Papageien und machten eine schoene Fahrt auf dem riesigen See. Dort sahen wir viele Voegel und eine dicke, fette Kroete. Er sah Fledermaeuse und sagte wir muessen auf 9.00Uhr schauen und das taten wir angestrengt. Schliesslich suchte ich ueberall unsere Fledermaeuse, denn ich war mich schon daran gewoehnt, dass die angegebene Richtung von z.B. 1.00Uhr bei Victor auch 9.00Uhr sein kann, fand aber nichts. Ploetzlich sah ich auf dem Baum vor uns kleine Knaeuel, die irgendwie wie Schneckenhaeuser aussahen. Gerade als ich ihn fragen wollte, was denn das ist flogen sie los und entpuppten sich als Minifledermaeuse. Von denen koennten wohl 1000 im Dachstock von Isi und Ewi wohnen. Beim Weg zurueck schauten wir uns nochmals Affen an, dieses Mal Totenkopfaeffchen, das war so toll. Und ich muss sagen das kann Victor total gut. Er kann die verschiedenen Affen interpretieren und die kommen dann zu ihm. So konnten wir sie aus naechster Naehe, wie die Kapuzineraffen am Tag davor, beobachten. Vielleicht stellten wir ihm zu wenige gescheite Fragen, denn er sagte oft. "Habt ihr irgendwelche Fragen, ladies? Ihr koennt jetzt fragen, spaeter beantworte ich sie euch nicht mehr!" Auf dem Rueckweg sprach ich ein wenig mit ihm und gerade als es spannend war (wir sprachen ueber alternative Heilmethoden, ueber Jobs und Familie) fragte er mich ob ich Kinder moechte. Als ich ihn auch fragte, sagte er: "Ja 5. Du kannst mir ja dabei helfen". Igitt- der war so eklig!

Nachdem Mittagessen konnten wir eine Siesta machen. Das war toll, wir waren naemlich dauermuede.Ich habe mich entschieden, dass ich in meiner naechsten Wohnung eine Haengematte moechte. Vielleicht, weil ich sogar beim Lesen in Bewegung bleiben will;)

Nachmittags gingen wir auf eine selbstgebaute Haengebruecke. Das heisst wir gingen, denn Victor meinte wir koennten das ja auch alleine.

Nachdem Abendessen gingen wir zusammen mit einer anderen Gruppe und einem anderen Fuehrer aufs Boot um Caimans zu sehen. Das war echt toll. Victor war ein echter Held und fing einen jungen Caiman. Toll. Besonders toll war, dass uns dann der andere Fuehrer Dinge zum Caiman erzaehlte. Er war sehr nett, freundlich und erzaehlte viel spannendes. Danach waren wir natuerlich noch mehr enttaeuscht darueber, dass wir Victor als Fuehrer hatten. Nach dem Abendessen erzaehlte uns ein Maedchen, dass Victor nicht sehr beliebt ist. Anscheinend haette er den Ruf die Frauen anzugraben (ja, das weiss ich) und nicht sehr motiviert zu sein (konnten wir auch bestaetigen). Mit Victor war abgemacht, dass wir am naechsten Tag laenger schlafen koennten und erst um 8.00Uhr losgehen wuerden. Spaeter kam er zu unserem Zimmer und wollte mit uns ein Bier trinken. Kathi wimmelte ihn sehr gut und vehement ab. 

Um 8.00Uhr erfuhren wir, dass die anderen beim Piranjafischen waren und Victor Kathi so verstanden habe, dass wir nicht mitwollten. WTF. Victor eben. Wir waren langsam echt stinkig und auch nicht mehr so freundlich zu ihm. Dann fragte er, ob wir fischen wollten und wir wollten. Es ging ca.1h durch den Dschungel. Wir liefen durch riesige Pfuetzen, indenen man fast bis zur Huefte im Wasser war (ja, auch die Grossen wurden nass). Fuer die Chinesinnen war dies eine echte Herausforderung, sie machten tapfer mit und zeigten auch nichts, aber ich merkte, dass fuer sie der ganze Schlamm und Dreck nicht einfach war. Dadurch waren sie etwas langsamer, aber ueberhaupt nicht schlimm. Ich lief mit ihnen und als wir jeweils bei der Gruppe ankam war er mit den Erklaerungen bereits fertig und lief weiter. Ich war sichtlich genervt ab ihm!

Als wir dann bei einem groesseren Tuempel ankamen nahm er das Equipment fuers Fischen hervor. Er war wirklich super vorbereitet und so ging es mit dem Fischen los. Als ich dran war hatte ich etwas an der Angel und zog sie heraus. Eine Schlange mit einem roten Bauch wand sich um meine Angelschnur mit dem Koeder im Mund. Ich schrie auf: "Eine Schlange, ich schwoere ich habe eine Schlange gefischt!". Victor eilt zu mir, nimmt die Schnur, steht mit dem Fuss auf die Schlange und schreit nach seiner Majete. Die anderen Girls sind nach hinten gefluechtet und ich springe fuer die Majete. Habe aber Angst, dass er der Schlange etwas machen will. Macht er nicht, er befreit sie nur vom Koeder und erklaert, dass es sich um eine giftige Viper handle. Ich fuehle mich als echte Abenteuerin.

Etwas spaeter spazieren wir zurueck zum Camp und da meint er er sei von der Schlange gebissen worden, haette kein Gegengift dabei und muesse deswegen unbedingt schnellstmoeglich zurueck. Schon da sage ich zu Kathi, dass er das sicherlich nur sage damit wir schneller laufen wuerden und tatsaechlich hat er das nur erfunden. So ein A..!

Als letzte Aktivitaet gehen wir mit dem Kajak auf den Rio Madre de Dios. Es hat nicht genuegend Schwimmwesten. Kathi protestiert, weil ich keine habe. Ich habe keine Angst, finde es aber schon verantwortungslos als er mich fragt, ob ich denn Schwimmen koenne. Als ich dies bejahe meinte er zu Kathi, dass ich ein grosses, starks Maedchen sei und schwimmen koenne. Erst als ich spaeter im Fluss schwimme merke ich wie stark die Stroehmung effektiv ist. 

Wir ueberlegen lange wie wir das Problem mit dem Trinkgeld loesen. In Perú ist es ueblich dem Guide am Schluss ein Trinkgeld zu geben, was ich gut finde. Nur war Victors Leistung nun wirklich kein Trinkgeld wert. Die Israelis, wie auch die Asiatinnen geben kein Trinkgeld und so entschliessen auch wir uns dazu, obwohl es uns etwas schwerfaellt. Als er uns beim Boot verabschiedet ist er sehr freundlich und meint wir sollen mit unseren Kindern wiederkommen. Ich bin aber ueberhaupt nicht traurig mich von ihm zu verabschieden. Die Fahrt nach Puerto Maldonado endet mit dem Sonnenuntergang- Kitsch total- und doch soooo schoen!

 

 

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