Annina arbeitet bei Trottomundo und so buchten wir den Salkantay-Treck bereits von der Schweiz aus. Wir wollten unbedingt einen Treck machen, der beim Machu Picchu endet, aber nicht so touristisch ist wie der Inka-Trail.
Trotz allem litt ich in Cusco unter der Hoehe und nahm deswegen reichlich Mate de Coca zu mir. Unsere Agentur Bamba-Experience war in unserem Hostel und so war es ein kurzer Weg zum Briefing mit unserem Fuehrer Simba und dem Operator Darwin. Ich glaube ich schloss sie schon damals ins Herz.
Frueh morgens ging es los. Wir fuhren nach Mollepata. Von da aus hatten wir ein wunderschoenes, gerades Stueck vor uns mit Sicht auf den Salkantay. Simba unser Fuehrer weihte uns als Erstes in den richtigen Gebrauch von Cocablaettern ein. Im 1. Camp angekommen gab es das Erste von vielen wunderbaren Menus. Die Koeche zauberten immer eine Vorspeise, diverse Hauptmahlzeiten und einen Dessert. Bis auf das Essen von Alfredos und Andrés Mutter war es mit Abstand das Beste. Besonders gefiel mir die Tea-Time, da gab es selbstgemachtes Popcorn, Broetchen und leckere, frittierte Gebaecke. Ich glaube Kathi mochte das Fruehstueck mit den frischen Pancackes am liebsten;).
Nach dem Essen bestiegen wir einen Huegel um zu einem Gletschersee zu gelangen. Wir waren bereits auf 3900 M.ue.M. und ein Paeaerchen blieb auf Grund der Hoehe zurueck. Ich dachte ja meine Liebe zum Fitness mache sich hier bezahlt, aber nix da. Nach wenigen Schritten fuehlte ich mich als haette ich gerade einen Marathon hinter mich gebracht. Dies brachte mir den liebevoll gemeinten Spitznamen "Tortuga" "Tortuguita" (Schildkroete) ein. Doch die Aussicht auf den See entschaedigte uns fuer unsere Muehe. Himmelblaues Wasser, der Gletscher im Hintergrund- einfach wunderschoen. Hier ginge die Kamera kaputt und alle Bilder waren rosa. Gluecklicherweise ist mit Kathis Cam alles i.O. Wir lachten viel. Unser Fuehrer Simba ist ein lustiger, extrovertierter, friedlicher Mann. Er hat ein enormes Wissen ueber die Inkas, Quechas, hat viel Erfahrung als Leiter und weiss viel ueber die Pflanzen und Heilpflanzen der Region. Z.Bsp. erzaehlte er auch davon, dass getrocknete Heidelbeeren gut gegen Durchfall und das Abtoeten von Bakterien im Darm sind. Diese habe ich dabei, weil mir dies bereits meine Aerztin Frau Bruendler riet. Er zeigte uns auch eine Pflanze die gut gegen Asthma ist, leider habe ich den Namen vergessen. Er zerrieb die Blaetter, so dass die aetherischen Oele freigesetzt wurden und wir atmeteten es tief ein. Ich fand es super, dazu muss ich noch sagen, dass ich meinen Asthmaspray schon die ganze Reise ueber nicht benutzen musste. Der zweite Mann Cesar brachte durch seine innere Ruhe und seine interessierte Art einen guten Ausgleich. Auch unsere Gruppe war toll. Da haetten wir das englische Paeaerchen, welches in Australien lebt, weil er Reisereportagen schreibt. Joe, aus Londen, der liebenswert und knufflig ist und staendig etwas verliert. Kalle und Franka aus Freiburg kamen gerade vom Feuerland. Mit ihnen konnten wir Deutsch und Schweizerdeutsch sprechen. Dass sie Apothekerin ist wird mir in den naechsten Tagen noch einiges nuetzen. Nicht zu vergessen unsere zwei Canadier bei denen wir nie so genau wussten was sie denn nun waren. Ein junges, huebsches Maedchen und einer, der den Spitznamen Hercules bekam und mir von seinen Abenteuern mit Baeren in den Waeldern von Canada erzaehlte. Sie stellten sich beide als Single vor, waren aber sehr vertraut miteinander und schliefen im selben Zelt.. Lustig ist, dass ich nach dem Treck in Cusco erfahren sollte, dass ich nicht die Einzige Gwundernase war;)
Am naechsten morgen wurden wir mit frisch gebrautem Mate de Coca geweckt und natuerlich erwartete uns ein koestliches Fruehstueck. Heute ging es ca.6h steil hinauf zum Salkantay-Gletscher. In kleinen Schritten konnte ich die Hoehe gut bewaeltigen. Als ich dann noch Simbas Zaubermittel probierte fuehlte ich mich, als koenne ich den Berg sichtlich heraufrennen. Natuerlich nicht wie Simba, der wie ein Gazelle den Berg hinauf rannte. Dazu musste eine Fluessigkeit aus heimischen Kraeutern und Alkohol tief eingeatmet werden. Oben angekommen waren wir erschoepft. Bis auf Hercules, der joggte noch schnell zum Gletscher, weil er den Schnee anfassen wollte;).
Simba zeigte uns ein wunderschoenes Ritual der Anden um sich bei den Goettern zu bedanken und um ihren Segen zu bitten. Es nennt sich Coca Quintu. Dafuer nahm jeder seine drei schoensten Cocablaetter als symbolische Opfergabe und hielt sie in Mundhoehe. Die drei Blaettern symbolisieren die Andentriologie, welche auch auf dem Machu Picchu gefunden werden kann. Sie stehen fuer den Himmel (Kondor- alles vom Himmel), die Erde (Puma- Berge, Pflanzen, Tiere, Menschen) und "Pachamama" die Muttererde. Man muss drei Mal darauf pusten und sie in Richtung des Berges halten bei dem man sich bedankt und von welchem man sich Schutz fuer die Reise erhofft. Zum Beispiel sagt man dann: "Abra Salkantay". Danach baut jeder einen "apacheta", einen Turm aus Steinen und legt die Cocablaetter dazwischen. Dabei musste ich an Alessandro denken, weil er supertolle Steintuerme baut und fuehlte mich beim ganzen Ritual einfach richtig.
Beim Abstieg konnte ich das leider nicht mehr sagen. Wie bereits das letzte Jahr in Ftan mit Sandrine und Martina bekam ich fuerchterliche Knieschmerzen. Ich klammerte mich an meinen besten Freund den Walking-Stick und lief schoen artig im Zickzack herunter, aber es half alles nichts. Der Abstieg dauerte vier lange Stunden und ich hatte viel Zeit um mir Gedanken zu machen. Ich aergerte mich ueber mich selbst, dass ich immer ein solches Mimoeschen bin und staendig ein koerperliches Leiden habe..Bis ich schliesslich zur Erkenntniss gelangte, dass ich Muehe damit habe von Herzen daran zu glauben, dass das Goettliche in mir ist und auch, dass das Goettliche in jedem Menschen ist.. Wie auch beim Pfeiffer fiel mir auf, dass ich vermutlich fuer andere Menschen nicht so authentich wirke, weil ich trotz Schmerzen immer noch Lachen kann.. Ich war uebergluecklich, als ich im Camp nur noch bis zum Tisch und zum Zelt humpeln musste.
Am dritten Tag liefen wir nach Santa Teresa. Diesmal startete ich den Tag mit einem Schmerzmittel und packte auch einige in meinen Proviant. Das Positive daran war, dass ich nicht wie Kathi unter Muskelkater litt;)
Die Strecke war der Wahnsinn. Von den rauhen, sandigen Bergen gab es einen fliessenden Uebergang in die Selva. So dass wir in einem tropischen Bergwald waren. Dort gab es dutzende Blumen, wilde Orchideen, Avocadobaeume. Spannend war wie sich die trockene, kalte Luft veraenderte und es sich anfuehlte als waere man in der Masoalahalle. Spannend ist, dass sich meine kurzen Haare in diesem feuchten Klima veraendern und die Leute wahrscheinlich wirklich glauben wuerden, dass ich die Tochter meiner Mutter bin. Mein Lichtblick ueber den ganzen Tag waren die heissen Quellen, die uns am Abend erwarten wuerden und von denen ich mir Heilung fuer meine Kniee und fuer den Muskelkater von Kathi erhoffte. In Santa Teresa stiess noch ein norwegisches Paeaerchen zu uns, die den Anfang des Trecks nicht machen konnten, weil sie Angina hatte. Die heissen Quellen in Santa Teresa waren sogar noch besser als in meiner Vorstellung. Von drei Becken aus hatte man eine super Sicht auf die Berge. Wir dehnten uns vorbildlich mit Einhaltung aller Hinweise und genossen danach ein gekuehltes Bier auf der Terrasse. Wir schliefen wie jede Nacht wie Babies in unseren kuschligen Schlafsaecken. Am naechsten Morgen fuehlte ich mich wie neugeboren und konnte die Painkiller getrost in meinem Rucksack verstauben lassen. Ich flitzte davon und war wieder richtig gluecklich fit zu sein. Es ist schon enorm wieviel Energie ich dem Schmerz zukommen lasse. Aber hey nobody's perfect und ich habe wirklich versucht dem Schmerz auf den Grund zu gehen.
Ungluecklicherweise waren Zwei von fuerchterlichen Magen-Darmgeschichten geplagt und ich bewundere sie noch heute dafuer, dass sie den Treck so souveraen und in diesem schnellen Tempo bewaeltigen konnten. Respekt!
Dieser Teil der Strecke war leider nicht mehr so schoen. Ich hoerte in Cusco aber von unserem Operator, dass sie hierfuer noch eine Alternativroute suchen wuerden. In Agues Calientes konnten wir uns dem touristischen Leben hingeben. Es kamen zwei Maenner von Schweden dazu. Auch sie sollten wie die Canadier noch zu einem Gespraechsthema in Cusco werden. Naemlich als wir im hoechstgelegenen irischen Pub der Welt sassen und darueber debattierten, ob sie nun ein schules Paeaerchen waren oder nicht. Das Geheimnis wohl niemals gelueftet werden;).
Am 5. Tag nahmen wir den 1.Bus hinauf zum Machu Picchu und erhielten von Simba eine spannende Fuehrung bis er sich von uns verabschiedete. Der Ort hatte etwas Mystisches mit seinem Nebel am morgen und all den Fragen, welche die Wissenschaftler bis heute nicht klaeren koennen. Ich musste dabei viel an die Buecher "Die Prophezeiung von Celestine" denken, ueber welches Kathi und ich sowieso viel sprachen. Aber ich kann jetzt leider nicht mehr verraten, weil es noch nicht alle gelesen haben.
Noch am gleichen Tag reisten wir mit dem Zug und Bus zurueck nach Cusco. Ich war happy, als wir Simba nochmals sahen. Gleichzeitig beneidete ich ihn nicht dafuer, dass er nicht mal einen Tag Pause zum naechsten Treck haben sollte. Wir goennten uns allerdings eine Pause und genossen Cusco. Wir waren in dem kleinen, suessen Restaurant, welches Evelin uns empfahl, genossen die Sonne auf Baenken an schoenen Plaetzen, gingen ins sogennante "praekolumbianische" Museum und schliefen aus.. Komischerweise fehlte uns das morgendliche Weckritual und alles was dazu gehoerte. Schon bald werden wir den Wecker fruehmorgens wieder verfluchen..;)