Einen wunderschönen Tag/Morgen... und herzlich Willkommen zu diesem Nachtrag. Dreh und Angelpunkt werden die Aktivitäten sein, die ich in Paihia unternommen habe.
Abseits von einem wunderschönen Sandstrand kann man nicht viele Dinge erleben, die nichts mit dem Wasser zu tun haben. Jedoch kann man einen kleinen Einblick in das antike Zusammenleben zwischen den heimischen Maoris und den "neuen" Europäern gewinnen. Nördlich von Paihia liegen die "Waitangi treaty grounds", eine Parkanlage gemischt mit einem Museum und dem Versuch ein kleines Stück heimischen Urwald zu erhalten, welches insgesamt sehr gut gelungen ist. Das Land Neuseeland wurde von Abel Tasman entdeckt, allerdings setzte er auf Grund von blutigen Auseinandersetzungen mit Maori-Stämmen nie einen Fuß auf die Insel. In das neuentdeckte Land drangen viele Holländer ein und später folgten Franzosen (um den Forschungsreisenden Jean F. M. de Surville) und Engländer um den Kapitän James Cook. Er war es, der nach ersten feindseligen Begegnungen mit den Maoris gelungene Annäherungen bewerkstelligen konnte. Das hatte zur Folge, dass viele Robben- und Walfänger, sowie Missionare nach Neuseeland aufbrachen. Letztere pflegten ausgeprägte Kontakte mit den Maoris und die Parteien trieben regen Handel. Natürlich gab es immer wieder ein paar kriegerische Akte, waren die Interessen und der Respekt der Parteien doch sehr verschieden. Ein weiteres Problem kam später hinzu: Australien war in den Handel mit Neuseeland eingestiegen. Damals wurden Verbrecher und Mörder nach Australien verschifft, "ausgelagert" und somit war der Kontinent voll von Gesindel und Mördern. In der neuseeländischen Bucht "Bay of Islands" lag damals der größte Handelshafen des Landes, die Hauptstadt Russel und sehr viele Verbrecher aus Australien kamen als blinde Passagiere mit Schiffen aus Australien in die dortigen Städte. Sie waren nun frei... Denn in Neuseeland gab es damals kein übergreifendes Recht und keine übergreifenden Regeln. In der dortigen Stadt Russel war damals, abseits von reichen Kaufleuten, alles zu finden: Neben Matrosen, die nach mehreren Monaten auf See ihre Bedürfnisse hatten auch Mörder und Verbrecher, die ebenfalls übellaunig über die Stadt und die umliegende Region herfielen. Die umliegenden Maori Stämme ersuchten die Hilfe des englischen Königs in einem gemeinschaftlich aufgesetzten Brief. Der König antwortete und versprach Ihnen Hilfe... zu einigen eigennützigen Konditionen, versteht sich. Der König erbrachte das Angebot Schutz zu gewähren und damit verbunden sollte Neuseeland zu einer englischen Kolonie werden. Es wurde ein Lieutenant-Gouvernour fest in Waitangi installiert. Von Waitingi aus hatte dieser freien Blick und Kontrolle über den Bay of Islands. Fünfundvierzig Maori-Chiefs unterzeichneten den Vertrag mit dem Lieutenant und somit wurde Neuseeland zu einer englischen Kolonie.
Mir persönlich hat der Ausflug nach Waitingi sehr gefallen. Ich habe neben der obigen Geschichte durch einen Urwald stöbern können und ein altes "Waka", ein Maori-Kampfkanu bestaunen können. Das Kanu kann bis zu 150 Männer transportieren und ist dementsprechend beeindruckend gewaltig und wunderbar verziert. Es wurde aus drei riesigen Kauri Bäumen gefertigt und wenn ich sage riesig, dann meine ich gigantisch! Im Album Grandventures entspannen die Omas auf einem der abgesägten Baumstümpfe. ;) Der Baumstumpf auf dem die Omas sitzen gehörte zu einem ca. 800 Jahre alten Baum. Der größte lebendige Kauri Baum hier in Neuseeland, der Tane Mahuta (Lord of the Forest/ Hüter des Waldes), ist übrigens ~2000 Jahre alt und der Durchmesser seines Stammes beträgt ~4,4 Meter. Wow! Dazu vielleicht in einem späteren Beitrag mehr. Besonders toll fand ich den Eindruck, dass bei der Errichtung der neuseeländischen Kolonie wenig Blut geflossen ist. Einen Krieg um das Land zwischen Maoris und Europäern gab es anscheinend nicht. Super!
Zurückgekehrt aus der Geschichtsstunde stand danach eine Kanutour auf dem pazifischen Ozean an. Ich wollte unbedingt die kleinen Inseln vor Paihia mit dem Kanu abpaddeln. Es war ein schöner Tag mit wärmender Sonne, die aber nie brennend war, denn immer wieder schoben sich kleine Wolken davor. Die ersten Minuten waren etwas unsicher und wackelig. Ich dachte mir nämlich: Du bist ja schon mal Kanugefahren, also brauchst Du die Erklärungen vom Kajakverleih nicht! Einfach direkt loslegen... Es war dann doch ein kleiner Unterschied, wenn man paddeln und lenken gleichzeitig als einziger im Kajak bewerkstelligen muss. Ich hatte es nach einiger Zeit heraus. Die kleine Insel, für die ich mich entschied, war nicht weit weg. Die Insel hatte es mir mit einem hoch auftürmenden "dschungeligen" Hügel in der Mitte und steilen Klippen einfach angetan. Ein steiniger Strand komplettierte die Insel. Es ging mit der mir, als Kajakanfänger eingestiegenen, möglichen Geschwindigkeit in einem 90° Winkel gegen die Wellen. Das machte mir sehr viel Spaß... Ein bisschen so wie sanftes Rodeoreiten auf dem Summerjam in der Uni und irgendwo steht jemand mit einer Wasserpistole. Auf der zum Land zugewandten Seite lag der steinige Strand der Insel. Angrenzende Büsche und Sträucher leiteten den Dschungel ein, der sich den Hügel hochzog. Allerdings wiesen Schilder darauf hin, dass man nicht in die Vegetation eindringen soll, um nistende Vögel nicht zu stören. Ich erkundete also den mit Muscheln, Steinchen und alten Treibholz versehenen Strand. Sieht die Insel wohl an der dem Land abgewandten Seite genauso aus? Ich stieg zurück in mein Kajak! Und paddelte los... Auf jeden Fall wurden die Wellen größer. Das war kein sanftes Rodeo mehr, allerdings war das Kajak sehr stabil und glich auch so immer automatisch die Wellen aus. An der Rückseite der Insel sah es tatsächlich anders aus. Eine hohe Steilküste dominierte hier. Davor gelegen waren Plateauartige Felsen gerade so über der Wasseroberfläche angesiedelt. An einer Stelle klafften diese auf und gaben eine "Minibucht" frei. Dort machte ich meine zweite Pause und ich trank ein bisschen von meinem mitgebrachten Tee. Direkt neben mir machten es sich Seevögel gemütlich und genossen die Sonne. Vor mir lag die geöffnete Bucht mit zahlreichen Segelbooten und kleineren Yachten. Irgendwo in der Ferne ließ sich ein Tourist mit Luftschirm von einem Boot durch die Luft ziehen. Hier konnte man es sich gut gehen lassen. Ich fuhr weiter, denn die Zeit lief und ich wollte unbedingt noch durch den Mangrovenwald paddeln. Ich legte los, der Mangrovenwald war mit "Highspeed" 20 Minuten entfernt, wie ich feststellte. Ein bisschen erschöpft paddelte ich erhobenen Hauptes durch die Mangroven. Es war Ebbe und somit führte ich mein Kajak durch schmale Wasserpassagen. Links und rechts wurden die Wasserarme von Mangrovenbüschen umwuchert und ich fühlte mich, wie in einer anderen Welt. Auf einmal war ich von der Karibik in einen Sumpf teleportiert. Ich wollte für ein Foto an Land gehen und als es so weit war, kenterte ich fast. Barfuß stieg ich aus meinem Kajak und sank sofort wadentief in den Schlamm. Ich entschied mich dazu Schuhe anzuziehen, denn einen kaputten Fuß konnte ich im Niergendwo nciht gebrauchen. Ich entspennte ein wenig auf einem Mangrovenast und machte ein Photo! Auf dem Rückweg legte ich mich wieder kräftig "in's Zeug", sodass das Kajak nach einer Welle in das Wasser krachte, immer und immer wieder. Das war wieder ermüdend, aber machte auch verdammt viel Spaß. Ich habs auf Video... vielleicht schneide ich etwas zusammen! Dann war das Wasser wegen der Ebbe auf einmal so flach, dass ich das Kajak 100 Meter durch das Wasser ziehen musste und danach ging es parallel zu den Wellen ab nach Hause... Dort angekommen fiel ich zufieden in mein Bett!
Ich hoffe Ihr seid mir nicht böse, dass so lange nichts kam.
Dominik
P.S.: Übrigens deiner Pflanze "Peter" geht es gut! ;) ;)